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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Nicht die Bretter an den Fenstern hielten ihn fest, sondern die mächtigen Schutzzauber. Und es war nicht Tasfalen, mit dem er im Haus wohnte, sondern dessen untote sterbliche Hülle, von der etwas Besitz ergriffen hatte, das einst Roxanne, die Hexe gewesen war, (2) ein Wesen, das Schreckliches von ihm forderte, das nie wirklich schlief, für das er Staub sammeln mußte, den es dann zu sich nahm -Staub der zerschmetterten Machtkugel. Und es wurde immer bösartiger und verbitterter und gefährlicher und fordernder.
    Er sehnte sich nach Ischades Haus. Von ganzem Herzen sehnte er sich danach.
    Ich bin hier! beschwor er sie, während er durch den Bretterverschlag starrte und hoffte, SIE würde diesen Gedanken hören, wie SIE so vieles hörte, was sich in Freistatt tat. Ich täte es nur zu gern, Herrin, wenn Ihr mir bloß verzeiht, Herrin, werde ich nie wieder solche Fehler machen...
    Er hielt den Atem an, so stark war der Eindruck von Wut, so stark IHR Ruf. Er zitterte am ganzen Leib und überlegte, wider besseres Wissen, welche der Türen und Fenster er vielleicht aufbrechen könnte, um SIE einzulassen.
    Um den Tod einzulassen - oder willig zu IHR zu gehen.
    Zip goß Blut über die Steine des kleinen Altars, den er wieder aufgebaut hatte* - Blut aus seinen eigenen Adern, da kein anderes zur Hand war. Er hatte der Revolution gedient, er hatte genug Blut der rankanischen hohen Herren fließen lassen, er hatte alles mögliche getan und mehr rankanische Schweine umgebracht, als er sich erinnern konnte -, aber das alles hatte seinen Gott nicht herbeigebracht, den Gott, der die Stadt befreien sollte. Die Revolution war zu Ende - oder gewonnen -, oder die Dinge hatten sich einfach so geändert, daß die Revolution und die Hoffnung auf ihren Erfolg überflüssig geworden waren. Irgendwie waren die Dinge für ihn ziemlich verwickelt geworden, denn er hatte angefangen, mit einer Frau des Feindes zu schlafen - mit Kama, Tempus' Tochter ausgerechnet, die zwar wütend auf ihren Vater, aber trotzdem eine Feindin war.
    Vielleicht lag es daran, daß sein Gott ihm nicht antwortete. Er hatte die alten Steine dieses Altars am Flußufer gefunden, ihn da während der Hexenkriege wieder aufgebaut und während der Revolution dort Opfer dargebracht. Und dann hatte er ihn zu dieser heiligen Straße geschafft, Stein für Stein, und in der Tempelallee wieder aufzubauen begonnen, nun, nicht in der Allee selbst, wohl aber in einer Gasse gleich neben den größten Tempeln des Reichs und der verräterischen ilsigischen Götter.
    Und dann hatte er sich nicht mehr an die Form des alten Altars erinnern können - er hatte die Steine zusammengesetzt, und der Altar war eingestürzt, oder es waren Stücke übriggeblieben.
    Doch in seiner tiefsten Verzweiflung war ein Fremder dazugekommen und hatte ihm gesagt, welcher Stein auf welchen gehörte, und schon hatte der Altar Form angenommen, festere denn zuvor. (3)
    Zip wußte, daß dieser Fremde in der seltsamen Bronzerüstung, mit dem lehmfarbenen Pferd, den geflochtenen Zügeln etwas Besonderes war - ein Übernatürlicher vielleicht, denn immer noch stellten sich ihm die Haare im Nacken auf, wenn er nur an ihn dachte. Er brachte sein Opfer und hoffte auf eine weitere solche Erscheinung.
    Aber der Fremde erschien in letzter Zeit anderswo auf den Straßen von Freistatt. Zip hatte ihn im hellen Tageslicht durch die Unterstadt reiten sehen, im Mondschein bei der Garnison, und manchmal des Nachts am Ufer - als suche er etwas, das im Sumpf verlorengegangen war.
    Der Name des Fremden war Hirt, so erzählte man sich zumindest auf den Straßen; und einmal hatte Zip ihn vor dem Haus in der Schlachthofgegend anhalten sehen, wo die Stiefsöhne einquartiert waren, und durch das niedrige Tor reiten, das zu einem bestimmten Hof führte.
    Wo die Stiefsöhne ihre Pferde in einem schon fast baufälligen Stall untergebracht hatten.
    Diese Verbindung machte Zip zu schaffen.
    Er ließ Blut aus seinen eigenen Adern über diese alten Steine rinnen und hoffte, ein ilsigischer Gott würde sich bemerkbar machen. Selbst mit einem ilsigischen Teufel gäbe er sich zufrieden - solange es nur einer von Freistatts eigenen Leuten war und keiner der Besatzungsmächte.
    Und endlich, endlich glühte etwas in den Spalten der Steine -glühte und erlosch wieder.
    »Was willst du?« rief Zip. Er kniete sich auf das schmutzige Kopfsteinpflaster und hämmerte mit den Fäusten auf die Knie. »Was soll ich für dich tun?«
    Aber es blieb still, und in

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