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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Macht vergeudet, hatte gesehen, wie der Staub einer zerschmetterten Machtkugel sich wie ein Traum über Freistatt herabsenkte, aus Bettlern Magier machte und die Macht der alten Magier unwiderruflich schwinden ließ. Wäre das nicht so, brauchte sie bloß die Hände zu heben, Blitze zu rufen, den Wind zu ändern
    - das untergehende Reich zu übernehmen, zu der Macht zu werden, welche die Welt erschüttern würde.
    Doch so wie es nun war, würde das Reich untergehen, Ranke seine Größe verlieren, der Marmor zerbröckeln und der Jahrhunderte währende Zerfall neue Mächte hervorbringen, neue Magier, neue Hexerei.
    Für sie waren die Träume von Macht zu Ende. Sie ließ Ranke seinen langen langen Weg in den Untergang gehen, sie lauschte dem aufkommenden Wind, dem Echo jenes Windes in leeren Schreinen und Altären, und sagte leise, ganz leise:
    »Lebe wohl, Strat.«
    Und wußte, daß sie ihn nie mehr wiedersehen würde, nicht einmal in der Hölle - denn ihr Fluch war die Unsterblichkeit.
    »Zur Hölle mit euch!« knirschte Strat, als sie ihm auf die Füße geholfen hatten. Aber Crit hielt ihn aufrecht in diesem kalten, staubigen Dämmerlicht des Morgengrauens, in dem beißenden Wind, der durch die Straßen von Freistatt pfiff. Crit hatte die Arme um ihn gelegt und hielt ihn wie einen Bruder.
    Vom Braunen keine Spur. Strat tat alles weh, vom Kopf bis zu den Füßen. Sein Knie und sein Ellbogen blutete.
    »Setzt dich auf mein Pferd«, sagte Crit. »Wir besorgen dir wieder eines.«
    Strat blickte von einem zum anderen im allmählich heller werdenden Licht des frühen Morgens - von Crit zu Randal -, und es war seltsam, daß er sich, nachdem er alles verloren hatte, so frei fühlen konnte.
    So verdammt wenig hatte er noch zu verlieren - außer Crit, der da stand und ihn aufrecht hielt, und Randal, der ihn auf der anderen Seite stützte.
    Er ließ sich von ihnen in den Sattel helfen: er ließ sich von Crit und Randal durch die erwachenden Straßen führen. Er hörte Crit zu, der ihm erzählte, daß Hirt gesagt hatte, wo er suchen mußte; er hörte Randal zu, der sagte, daß etwas merkwürdig war an diesem Wind.
    Hirt erwartete sie an der Kreuzung. Er lehnte sich auf den Sattelknauf seines mächtigen lehmfarbenen Pferdes, blickte sie fest an und sagte: »Wir haben hier getan, was wir konnten. Jetzt ist es an der Zeit, weiterzuziehen.«
    Ein heftiger Windstoß brachte sie fast ins Schwanken. Ein Blitz leuchtete vor ihren Augen. Crits Pferd scheute und blieb mit zurückgelegten Ohren stehen; Crit und Randal hielten es, während Strat sich an ihm festklammerte - und was immer Hirt war, wurde zu aufflammendem Licht, einer grimmigen Gestalt auf einem dunklen Pferd. Der Wind wirbelte immer heftiger, und eine Knabenstimme sagte:
    »Folgt dem Hirten.«
    »Abarsis.« Strat hatte keine Ahnung, wer von ihnen das gesagt hatte, oder ob seine Augen sich wahrhaftig an die Gestalt im Licht erinnerten.
    Folgt dem Hirten...
    Es ist Zeit, weiterzuziehen...
    Der Wind aus der Wüste rüttelte an Freistatts Fensterläden und wirbelte Sand- und Staubwolken gegen die verschleierte Sonne.
    Etwas floh kreischend mit diesem Wind, haltlos - die körperlose Seele einer Hexe wirbelte dreimal um die Türme des Lancothis-Hauses, jagte verloren am Fluß entlang, ein verlassener, formloser Spielball der Lüfte.
    Das berichtete Haught, als er an diesem Tag windzerzaust und staubig im Haus am Fluß ankam. Es war ein sehr reumütiger Haught, der den Saum von Ischades schwarzem Gewand küßte und um Zuflucht vor diesem Wind flehte.
    Ischade bedachte seine Bußbereitschaft. »Traut ihm nicht«, riet ihr Stilcho kalt, der zumindest ihr bevorzugter Diener und logischerweise Haughts Rivale war.
    »Tue ich nicht.« Sie griff nach ihrem Umhang und zog ihn um die Schultern. »Bleib hier«, sagte sie schließlich zu Haught. »Du wirst hier zumindest sicher sein, was immer auch geschieht.«
    Sie ging und ließ sich ebenfalls vom Wind tragen, in Rabengestalt. Am Stadttor löste sie sich aus ihm. Eine dicht gedrängte Menschenmenge hatte sich hier eingefunden. Als schwarzgewandete Frau bahnte sie sich einen Weg hindurch und sorgte mit einem Zauber dafür, daß niemand sie sah, oder wenn doch, daß die Erinnerung daran nicht haften blieb. Diese Gabe war ihr ungemindert geblieben.
    Das Gerücht, von dem sie durch Haught erfahren hatte, brachte sie hierher. Sie wollte sehen, wie die letzten der rankanischen Streitkräfte die Stadt verließen und durchs Tor hinausritten.
    Es

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