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Abschiedskuss

Abschiedskuss

Titel: Abschiedskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hellberg
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mich mit der Taschenlampe in mein Zimmer zu begleiten? Nein, das ist lächerlich, schließlich bin ich erwachsen.
    Bei Ashley anklopfen, in der Hoffnung, dass er zu Hause ist, mit meiner Essenstüte in seinem Zimmer sitzen und so zu tun, als sei nichts? Und dann? Es wird mir zu späterer Stunde nicht leichter fallen, diesen schwarzen Gang zu überwinden.
    Ein Schritt. Schau an. Es geht ja doch! Nur weiter. Bald kann ich den Schlüssel ins Schloss schieben, die eiskalten Schuhe ausziehen, ein paar Kerzen anzünden, mich in das heiße Badewasser sinken lassen, mich anschließend in meinen weichen Morgenmantel wickeln und mir eine Tasse Tee kochen …
    Doch was ist das? Ein Knistern von der Tür ganz hinten im Gang. Nummer 45. Unsere Tür. Meine Tür. Ich schnappe nach Luft, stolpere und bleibe abrupt stehen. Ein widerlich knisterndes Geräusch wie von einem Kurzschluss oder einem Schweißgerät.
    Eisblaues Licht flammt in einer aufspritzenden Funkenkaskade auf und blendet mich einen kurzen Augenblick lang. Dann wird es wieder stockdunkel, dunkler als zuvor.
    Ich verharre in einer unmöglichen Stellung vollkommen reglos, wie mitten im Schritt versteinert. Ich wage nicht zu atmen, nicht zu blinzeln, nicht zu schlucken. Nur die Augen bewegen sich rasch und unruhig, suchen hilflos nach etwas in der Dunkelheit. Etwas nähert sich hastig, lautlos, aber deutlich spürbar. Als ich meinen starren Arm danach ausstrecke, berühre ich etwas Nasses.
    Borderline … feels like I’m goin’ to loose my mind.
    Die Musik beginnt plötzlich, und obwohl sie aus einem der Zimmer kommt – unserem Zimmer – und von der geschlossenen Tür gedämpft wird, wirkt das Geräusch so laut und erschreckend in dem totenstillen Korridor, dass ich einen Schrei ausstoße.
    You just keep on pushin’ my love over the borderline.
    Der Schrei reißt mich aus meinem tranceähnlichen Zustand. Mein Herz rast wie wild, aber ich nehme all meinen Mut zusammen, gehe mit großen Schritten zur Tür, drehe den Schlüssel um und trete ein.
    Direkt hinter der Tür gehe ich in die Hocke, denn die Luft ist nahezu undurchdringlich, und ich kann kaum atmen. Ich habe Angst, das Bewusstsein zu verlieren, zu stürzen und mir den Kopf anzuschlagen. Ich beginne mich im Zimmer umzusehen. Keine Musik. Das Fenster ist immer noch offen, aber nur einen Spaltbreit. Nikitas Stiefel und Jacke sind fort, aber …
    Im Badezimmer läuft das Wasser.

19. Kapitel
    Statt aufzuspringen, umzudrehen, durch die Tür zu stürzen und Zimmer 45 so schnell wie möglich zu verlassen, bringe ich ein schwaches »Hallo« über die Lippen und bekomme, genau wie ich erwartet habe, keine Antwort.
    Nur das Brausen des Wassers, das im Badezimmer läuft und läuft. Warum tue ich das? Welch unvernünftige, unsinnige Neugier treibt mich an? Ist es der irrwitzige Gedanke, dass ich mich trotz meines Schreckens jenseits aller wirklichen Gefahr befinde? Dass ich hier sein muss? Dass dort drinnen etwas auf mich wartet, dem ich mich zu stellen habe, weil es mich sonst weiter heimsucht? Dass es keinen Ort gibt, an den ich flüchten könnte?
    Ich finde keine Antwort. Lautlos lasse ich die Einkaufstüte und meine Handtasche sinken, gehe auf die Badezimmertür zu und öffne sie.
    Weißer Dampf schlägt mir entgegen, und eine Minute lang bin ich wie blind. Es riecht nicht nach Seife, Parfüm oder Shampoo, sondern nur nach warmem Wasser und nassen Handtüchern. Als sich der Wasserdampf verflüchtigt, wage ich einzutreten. Denn das Badezimmer ist leer. Aber der Hahn am Waschbecken ist aufgedreht, und Wasser strömt heraus, brennend heiße Tropfen spritzen mir entgegen. Der Fußboden ist ganz glitschig von der Feuchtigkeit.
    Ich nehme ein Handtuch und wickele es mir um die Hand, bevor ich den glühend heißen Kran zudrehe. Schlagartig wird es seltsam still, ebenso still wie in dem dunklen Gang draußen.
    In diesem Augenblick bemerke ich etwas aus den Augenwinkeln. Eine winzige Veränderung. Einen Schimmer, nein, mehr ein Flimmern. Eine stille Wellenbewegung. Ich schaue auf die Badewanne und sehe, was mir vorher nicht aufgefallen war. Sie ist mit weißem Wasser gefüllt.
    Undurchsichtig und grauweiß wie schmutzige Milch. Die Oberfläche kräuselt sich fast unmerklich. Als ich mich über die Wanne beuge, sehe ich Haare unter der Wasseroberfläche.
    Grauen packt mich, und ich presse die Hände an den Mund. Die Finger verkrallen sich in meinen Lippen. Mama?
    Die Gestalt in dem trüben Wasser dreht sich, und das bleiche Oval

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