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Abschiedskuss

Abschiedskuss

Titel: Abschiedskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hellberg
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mein Körper bereits kapituliert.
    Ich bin zwischen zwei Frauengestalten gefangen. Sie stehen da und warten ab, zwei lauernde Raubtiere unmittelbar vor dem Angriff. Ich bin zwischen ihnen festgenagelt.
    Sie sind vollkommen gegensätzlich. Nikita ist dunkelhaarig, weiß gekleidet und ausdruckslos. Auf der Schwelle steht ihr Gegenpart. Ein rasender, blutverschmierter Todesengel mit gebleckten Zähnen.
    Arabella Chesterfield hat sich wieder erholt. Jetzt blockiert sie die Türöffnung, und ihr zarter Körper strotzt plötzlich vor Kraft. Ihre Kleider sind blutverschmiert, aber ich kann keine Verletzungen erkennen. Und das Gesicht … dieses Gesicht. Es ist widerwärtig. Alle Spuren der Demut, ihrer charmanten Ausstrahlung, alles ist ausradiert und reiner Boshaftigkeit gewichen. Arabellas Gesicht ist nur Blendwerk. Eine Maske, die sie jetzt verloren oder heruntergerissen hat, so dass der wahre Mensch darunter zum Vorschein kommt. Eine Verrückte.
    Als Arabella Anstalten macht, sich mir zu nähern, setzt Nikita ebenfalls zum Sprung an. Ihre Bewegung ist behände, geradezu übermenschlich. Dann ist sie bei mir. Nikita legt ihre langen Arme um mich, und zusammen stürzen wir zu Boden. In diesem Augenblick sehe ich den Mond, der sich in einer aufblitzenden Messerklinge spiegelt.

36. Kapitel
    Der Schrecken bohrt sich in meine Brust. Arabella stürzt sich auf uns und sticht willkürlich mit der kalten Stahlklinge auf das Durcheinander von Körperteilen ein. Nikita wirft sich schützend wie ein Panzer über mich und drückt mich auf den Boden. Das Geräusch der Klinge, die in den Rücken und die Arme meiner Freundin dringt, klingt seltsam hohl, als würde Arabella mit dem Messer in einen Wattesack stechen. Nikita ist immer noch stumm und lässt keinerlei Anzeichen von Schmerz erkennen.
    Während Arabella unaufhaltsam und mit rhythmischen Bewegungen immer wieder zusticht, beginnt sie hektisch einzelne Worte auszustoßen.
    »Du … sollst … sterben«, keucht sie.
    »Sterben … alle … verdammten … Schlampen … Wir … hatten … es … gut … Nur … Papa … und … ich!«
    Jetzt ritzt die Klinge meine Schulter. Erst höre ich nur das raschelnde Geräusch, als der Mantelstoff zerschnitten wird, aber dann spüre ich ein brennendes Feuer, das rasch in einen pulsierenden Schmerz übergeht. Der Schmerz reißt mich aus dem tranceähnlichen Zustand, in dem ich mich seit dem Angriff befinde.
    Ich befreie mich mit einer Kraft, von der ich nicht weiß, wo ich sie hernehme, aus Nikitas allmählich schwächer werdender Umklammerung und richte mich mit einem Schrei auf.
    Arabella ist von glänzendem, kaltem Schweiß bedeckt. Sie streckt das Messer in meine Richtung, allerdings nicht sonderlich überzeugend. Ihre kleine Hand zittert, und als ich das sehe, trete ich einen Schritt auf sie zu und lasse meinen schweren Mantel in das Durcheinander auf dem Boden fallen.
    Streifen dünnen Blutes sind auf ihren Wangen getrocknet und blättern ab. Ihr kurzes Haar klebt an ihrem Schädel. Sie ringt nach Luft und schwankt rückwärts. Ich zwinge sie zum Rückzug.
    »Wann hast du dir die Haare abgeschnitten?«, frage ich mit unheimlich ruhiger, herrischer Stimme.
    »Am … am Tag danach.«
    »Meine Mutter. Hat sie gelitten?«
    Arabella hat keine Kontrolle mehr über ihre Lippen, und sie lallt, als sie antwortet.
    »Sie … es war … als wüsste sie es bereits.«
    »Kanntest du sie?«, frage ich.
    »Nein … aber Papa … er mochte sie.« Ich höre kaum, was sie sagt.
    »Und das war dir nicht recht?«, sage ich beherrscht. »Du wolltest, dass es nur ihn und dich gibt und keine anderen Frauen? So wie es immer war?«
    Arabella nickt stumm, und ich sehe das kleine mutterlose Mädchen, das seinem vergötterten Vater ausgeliefert ist. Erfüllt von der Sehnsucht nach ihm und nach ihrer Zweisamkeit, die nie so exklusiv werden konnte, wie es sich das eifersüchtige Mädchen wünschte. Das kranke Mädchen, das ihren Bund schützen wollte.
    »Jetzt ist es vorbei. Begreifst du das?«, sage ich mit derselben unwirklich gebieterischen Stimme.
    Sie wirkt wie hypnotisiert. Was dann geschieht, begreife ich selbst nicht ganz, aber der Anblick wird mich sicher bis an mein Lebensende verfolgen.
    Wortlos und mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfnicken packt Arabella das Messer mit beiden Händen, wendet es gegen sich selbst und rammt es sich unter dem linken Ohr in den Hals. Ein hellroter Schwall spritzt an die Wand, und ein paar Spritzer treffen das Porträt von

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