Abschlussfahrt
sie das? Woher will Nele das denn bitte schön wissen? Erstens habe ich überhaupt keinen Typ, und zweitens, wenn schon, dann ist Henny mein Typ oder war es zumindest mal. Und die braunhaarige Französin sieht Henny überhaupt nicht ähnlich. Auch wenn sie tatsächlich sehr hübsch ist, aber anders hübsch irgendwie. Außerdem geht das Nele alles sowieso mal gar nichts an.
»Soso«, sage ich. »Die ist also genau mein Typ. Was ist denn mein Typ?«
»Na, so was eben. Nicht zu groß, schlank, lange Haare, niedliches Lächeln, du stehst eben auf so süße Mäuschen.«
Süße Mäuschen? Ich stehe auf süße Mäuschen? Wieso habe ich plötzlich das dumpfe Gefühl, gerade beleidigt worden zu sein?
»Das hört sich jetzt aber nicht gerade positiv an. Ich dachte, du findest sie hübsch?«
»Ist sie ja auch. Ein hübsches, süßes Mäuschen.«
»Jetzt hör doch mal mit diesem Mäuschen auf. Wieso denn süßes Mäuschen? Das klingt irgendwie so total … so …«
»Langweilig?«
»Negativ. Negativ wollte ich sagen. Wieso denn langweilig? Du glaubst also, ich stehe auf langweilige Mädchen? Wie kommst du denn darauf?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich weil es bei den meisten Jungs so ist.«
Na toll. Jetzt wirft sie mich in einen Topf mit den meisten Jungs. Jungs-Eintopf. Ich bin aber kein Eintopf.
Ich bin nicht wie Marlon. Ich bin nicht wie Diego. Und schon gar nicht wie Lars. Das meine ich jetzt nicht böse, ich mag die Jungs ja. Aber wir sind grundverschieden und passen überhaupt nicht zusammen in einen Topf. Wir haben alle einen eigenen Topf. Ich bin mein eigener Topf. Jawohl.
»Also, erstens bin ich nicht die meisten Jungs«, stelle ich klar, »und zweitens glaube ich auch nicht, dass die meisten Jungs auf langweilige Mädchen stehen. Wer ist denn schon gerne freiwillig mit jemand Langweiligem zusammen? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Man verliebt sich doch in jemanden, weil er aufregend ist, aufregender als alle anderen, und nicht langweilig.«
»Ach, komm. Ihr verliebt euch in ein hübsches Gesicht. Oder in einen tollen Körper. Das ist für euch doch schon aufregend genug.«
Das wird ja immer besser. Jetzt bin ich auch noch oberflächlich. Langsam reicht’s aber wirklich. Habe ich ihr irgendwas getan, dass sie so auf mich einhackt? Nicht, dass ich wüsste.
»Ach so!«, erwidere ich leicht gereizt. »Wir sollen uns also nur noch in hässliche Mädchen verlieben, oder wie? Weil die mehr innere Werte haben, oder warum? Das ist doch totaler Schwachsinn! Du verliebst dich ja wohl auch nicht in einen, den du rein äußerlich völlig abstoßend findest, das geht doch gar nicht. Natürlich verliebt man sich eher in jemanden, der gut aussieht, das ist doch ganz normal und bei Mädchen mit Sicherheit nicht anders als bei Jungs.«
»Doch, ist es«, sagt Nele bestimmt.
»Ja, genau!« Ich lache höhnisch auf. »Ihr verliebt euch nur in hässliche Jungs. Das ist ja wohl der größte Bullshit, den ich seit Langem gehört habe!«
»Hey, was bleibt uns denn anderes übrig?« Nele grinst mich an. »Es gibt einfach zu wenig gut aussehende Jungs.«
Da geht er hin, der Wind in meinen Segeln. Was soll man dagegen noch sagen? Gerade wenn man jemand ist, der sich selbst ziemlich hässlich findet. Sie hat ja Recht. Und ich fühle mich auch kein bisschen beleidigt, im Gegenteil, eher bestätigt.
»Okay, Punkt für dich.« Ich lache gequält. »Als das gute Aussehen verteilt wurde, waren wahrscheinlich die meisten Jungs gerade nebenan einen saufen.«
»Genau. Oder auf dem Fußballplatz.«
»Es ist ein Wunder, dass ihr euch überhaupt mit uns abgebt.«
»Na ja, irgendjemand muss sich ja für den Erhalt der Menschheit opfern. Außerdem seid ihr ja ab und zu mal ganz amüsant.«
»Ach so, wir dienen also nur zu eurer Unterhaltung.«
»So ist es. Aber nur, wenn gerade nichts Gutes im Fernsehen läuft.«
»Fußball, zum Beispiel.«
»Genau. Du hast das Prinzip erfasst. Es besteht also noch Hoffnung für dich.«
Yvonne guckt komisch zu uns herüber, sie zwinkert uns verschmitzt zu. Was soll das denn jetzt? Kann man nicht mal ein bisschen Spaß zusammen haben, ohne gleich als Liebespaar zu gelten? Möchte nicht wissen, was da ab morgen für Gerüchte rumgeistern werden. Jonas und Nele.
Die haben doch keine Ahnung. Da kann sich anscheinend niemand vorstellen, dass man auch einfach nur befreundet sein kann. Mädchen und Junge. Nur Freunde! Ja, das geht! Und zwar sehr gut! Hier ist der Beweis.
»Was ist denn jetzt mit
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