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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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Aber nicht mehr
lange hin, und ich kann mich ein wenig zurücklehnen, dann übernimmt meine
Tochter das Ruder und schiebt die alte Mami aufs Nebengleis.«
    Gesa
gluckste verschmitzt und ein zärtlicher Ausdruck verklärte ihre Züge. Schmalfuß
betrachtete ihr Profil und eine merkwürdige Rührung presste ihm die Kehle zu.
Erstaunt bemerkte er, dass es ein Gefühl der Trauer war, das ihn bedrängte, und
er konnte nicht sagen, woher dies an diesem schönen Ort, zu dieser angenehmen
Stunde, kam. Nie hatte er sich selbst Kinder gewünscht, und er glaubte auch
nicht, dass es der fehlende Nachwuchs war, der ihn in diesem Augenblick an eine
Lücke in seinem Leben erinnerte.
    »Nun
sagen Sie bloß nicht, dass Sie schon eine erwachsene Tochter haben!«, bemerkte
Schmalfuß, dessen melancholischer Gemütszustand die rechtzeitige Warnung seines
Verstandes, dass dies das lahmste aller Komplimente war, verhindert hatte.
    »Oh
doch! Man glaubt es kaum, ich als Allerletzte… meine kleine Pamela. Eben noch
schiebt sie ihren kleinen Puppenwagen durch die Treibhäuser und erklärt ihren
Kinderchen jedes einzelne Blatt und jetzt? Steuert sie ihren rasanten
Sportwagen in den Hof und überfährt dabei eine ganze Palette Setzlinge!«
    Schmalfuß
lachte höflich und betrachtete die Wolkenwand über den Bergen, die immer höher
aufstieg und eine dunkelgraue Färbung annahm.
    »Schön,
dass das Fräulein Tochter Ihren Betrieb übernimmt. Da ist man sich der Früchte
seiner Arbeit doch sicher, da weiß man, wofür man’s tut, nicht wahr?«
    Nicht
jede Firma, dachte Schmalfuß, muss wie bei den Buddenbrooks in der dritten
Generation eingehen wie eine Primel. Obgleich es ein merkwürdiges, inneres
Gesetz zu sein scheint.
    »Sie
studiert Botanik an der Universität Innsbruck. Noch zwei Jahre und dann hat sie
ihren Master in der Tasche und kommt heim«, sagte Gesa in bekräftigendem
Tonfall, als hätte sie die Gedanken von Schmalfuß gelesen.
    »Sehen
Sie mal hier.« Frau Wohlschlegel zog einen Stein aus der Tasche und hielt ihn
Schmalfuß hin. »Sehen Sie es? Er hat die Form eines Pinguins. Den hat Pamela
mir geschenkt, als wir unseren ersten Urlaub ohne ihren Vater gemacht haben.
Der Pinguin sollte mich trösten.« Gesa lächelte. »Seitdem sammele ich Steine,
die mich an irgendetwas erinnern.«
    Das
hier ist die wohlwollende, liebevolle Dame, dachte Schmalfuß, die Nikolaus das
Los geschenkt hat, obwohl sie kaum damit rechnen konnte, dass er sich bedanken
würde. Hoffentlich hat diese Dame immer die Oberhand über die andere Frau Wohlschlegel,
die mir beim Frühstück so negativ auffiel.
    »Schauen
Sie mal, dort drüben!« Gesa deutete zum Meer und Schmalfuß drehte den Kopf. »Was
ist denn dort angespült worden? Ist das ein großer Fisch? Könnte ein… mhh…
Schweinswal sein. Gibt es die im Mittelmeer? Ich bin nicht sicher.«
    Sie
reckte den Hals.
    »Sollen
wir es ins Wasser zurückziehen, das arme Tier? Nein, ein Schweinswal ist es
nicht. Was ist das nur für ein kugeliger, großer Fisch?«
    Der
Fisch bewegte sich plötzlich und drehte den Kopf.
    »Das
ist kein Fisch«, stellte Schmalfuß fest. »Das ist Herr Grambrod. Im grauen
Jogginganzug. Was wie Schuppen aussieht, scheinen Algen zu sein. Sind Sie
verletzt?«, rief Schmalfuß und winkte.
    »Nein,
nein!«, klang es schwach vom Meer. »Ich liege nur ein wenig in der Brandung.
Fühlt sich wie eine herrliche Massage an, ich mache das immer!«
    Auch
Maximus Grambrod hob den Arm und winkte.
    »Merkwürdiger
Mensch«, flüsterte Gesa und zog Schmalfuß am Ärmel. »Liegt da in voller Montur
im Wasser. Wenn er heute Abend nicht zum Essen kommt, wissen wir, dass die Flut
ihn erwischt hat und nicht dieser grässliche Mörder, der hier irgendwo umgeht.«
    »Ich
hoffe, Sie ängstigen sich nicht zu sehr? Ich bin sicher, dass die Polizei den
Täter bald dingfest machen wird.«
    »Ihr
Wort in Gottes Ohr! Nein, ängstigen tue ich mich nicht wirklich, aber dieser
Trubel geht mir schrecklich auf die Nerven. Als wäre der Bohei um die Fußballer
nicht schon aufreibend genug gewesen. Ruhe und Stille – das ist es, was ich von
meinem Urlaub erhofft hatte.« Gesa schwieg einen Moment. »Ist es wahr, was die
Leute sagen und was in der Zeitung steht? Hat man den armen toten Mann wirklich
auch noch angemalt?«
    »Ja,
das ist leider wahr. Von Kopf bis Fuß. Mit weißer Badezimmerfarbe.«
    Gesa
Wohlschlegel ließ sich das durch den Kopf gehen.
    »Dann
stimmt es also. Ich konnte es gar nicht glauben! Wer

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