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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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ToTos, die so
taten, als hätten sie nichts von Madlens Ausbruch mitbekommen. Am liebsten
hätte er sich zwischen sie gedrängelt und den Rest des Abends in dumpfem
Männerschweigen verbracht, nur unterbrochen vom Klirren der Eiswürfel in ihren
Whiskygläsern.
    »Das
haben wir doch schon hundertmal durchgekaut, Madlen. Was willst du? Willst du
unbedingt ein Unterwäschemodell aus mir machen? Denn viel mehr werde ich dort
nicht zu tun haben.«
    »Sag
das nicht so herablassend! Das haben andere vor dir auch getan. Die waren sich
nicht zu schade dafür! Gab es da nicht mal eine komplette italienische
Mannschaft… und dieser Schwede, wie hieß er noch? Und nun auch Handballer,
meines Wissens, und was ist schon ein Handballer gegen einen Fußba…«
    »Ich
bin mir nicht zu schade , das weißt du genau. Ich will es nur einfach
nicht tun. Punkt. Ganz abgesehen davon«, bemerkte Rocco ironisch, »werde ich
bei dem guten amerikanischen Essen keine zwei Monate nach Ende meiner
Profikarriere eher für Hüftgürtel als für sexy Unterwäsche werben können.«
    »Dann
eben Hüftgürtel. Es ist mir egal. Ich will nicht nach Bütte zurück, ich will
einfach nicht. Mein Job, hier und da Partys, Wochenendtrips: Alles gut und
schön. Aber über die Bütter Tristesse täuscht es mich nicht mehr hinweg. Und
weitere Wochen mit dem Stalker, immer diese beiden Muskelpakete an unserer
Seite – nein, Rocco, ich halte es nicht mehr aus. Ich will nicht.«
    Rote
Karte, dachte Rocco. Eindeutig rote Karte.
    »Ich
möchte noch ein paar Jahre spielen, Madlen«, sagte Rocco und es klang, als habe
ihm jemand einen schweren Wackerstein auf die Brust gelegt. »Und ich werde es
in Bütte tun. Ein für allemal. Ich will nicht mehr darüber diskutieren.«
    »Ist
das endgültig?«
    »Ja.
Das war es schon bei unserem letzten Gespräch und bei unserem vorletzten und
bei allen Diskussionen davor. Hast du mir nie zugehört? Ich dachte immer, das
wäre eine männliche Schwäche. Ich bleibe in Bütte.«
    Madlen
holte tief Luft.
    »Du
nimmst einen Stalker und die Tatsache, dass ich ein Leben dort nicht aushalte
und vielleicht meine Koffer packe, billigend für deine Bütter in Kauf, ist das
richtig? Das muss wahre Liebe sein.«
    »Ist es. Verstehst du das erst
jetzt?«
    Kommissar
Refik Dalga hob einen grün-weiß gestreiften Schal auf, den jemand aus Versehen
vergessen hatte, und ließ sich schwer auf eine der Pritschen fallen. Minutenlang
regte er sich nicht, sondern betrachtete resigniert die gegenüberliegende unverputzte
Zellenwand, die mit Kritzeleien in allen Sprachen bemalt war. Wie viele
Touristen und Einheimische hatte er hier schon hineinbugsiert! Und dann die
Grün-Weißen!
    Noch
vor wenigen Stunden hallten die Wände von wütendem Geschrei und protestierenden
Fangesängen wieder, doch nun war alles aus und vorbei. Order, Befehl von ganz
oben, sofortige Freilassung selbst derer, die er mit Hilfe von Bülbül noch gar
nicht vernommen hatte. Blamage fürchten sie, die hohen Herren, dachte Dalga
verächtlich. Ich hätte mich und die gesamte türkische Polizei jetzt schon
lächerlich gemacht mit meiner spontanen Verhaftungswelle. Spontan! Nichts war
daran spontan, alles ist wohl durchdacht und bestens koordiniert gewesen!
    Zärtlich
strich Dalga über den Schal und zog die Maschen auseinander. Er meinte sich an
den Besitzer zu erinnern, der ihn getragen hatte, ein großer, bulliger Kerl mit
Stiernacken, der Dalga um zwei Köpfe überragte, und an dessen Hals der
selbstgestrickte, lange Schal wie ein Stewardessentüchlein wirkte. Mit beiden
Händen hatte Stiernacken die Gitterstäbe umklammert und gerüttelt was das Zeug
hielt! Bewundernd und zufrieden hatte der komiser , langsam den Gang vor
den Zellen auf und ab schreitend, den wachsenden Zorn dieses Kolosses
registriert, der von allen Seiten angefeuert und bejubelt wurde. Dalga hatte
sich gefühlt, als beobachte er einen Gladiator, der es nicht erwarten konnte,
in die Arena gelassen zu werden! Er hatte ihn noch ein wenig mehr in Rage
kommen und üble Schimpfworte ausspeien lassen, dann war Dalga mit zwei
Schritten an der Zelle und donnerte seinen Schlagstock zuerst gegen die
klammernden Finger und dann mit Getöse gegen die Gitterstäbe. Wie sie
zurückfuhren, nach hinten prallten, verschreckt und in Panik, alle miteinander!
Wie Menschenfutter im alten Rom vor den losgelassenen hungrigen Löwen im Kolosseum!
    Dalga
seufzte, traumverloren in der Erinnerung.
    Irgendwo
da drinnen, dessen war sich Dalga

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