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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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müssen sie Schnee
schippen, und hier ist es wie ein schöner Sommertag!«
    Bu güzel bir yaz günü , übersetzte Herbert Schmalfuß im
Stillen und klopfte den Takt der Silben mit den Fingern mit. Er hatte es sich hinter
Frau Haverkorn auf einem Liegestuhl bequem gemacht, eine Seekarte auf dem Schoß,
die er eifrig studierte und mit winzigen Bleistiftmarkierungen versah. Der
kühlen, stürmischen Nacht, die sich am gestrigen Nachmittag während seines
Spaziergangs mit Gesa Wohlschlegel schon angekündigt hatte, war ein
ungewöhnlich warmer Tag gefolgt, den die meisten Gäste im Meridian Club am
Strand oder am Pool ausnutzten. Dreimal war Schmalfuß vor dem Frühstück auf den
Balkon seines Zimmers getreten, um die Temperatur und die Windstille mit
ausgestrecktem Finger zu prüfen, bevor er sich entschloss, es an diesem Tage
tatsächlich mit seinen Sommerbermudas und Sandalen zu versuchen.
    »Ihre
Schultern wären einer Ruhepause vor der Sonne sicherlich nicht abgeneigt, Frau
Haverkorn«, bemerkte Schmalfuß und betrachtete über den Rand seiner
Sonnenbrille hinweg den geröteten Rücken, auf dem sich Unmengen Sommersprossen
tummelten. »Mit der Mittagssonne ist kein Schabernack zu treiben!«
    »Och
nö, ein bisschen Farbe will ich schon abkriegen. Was denkst du, wie meine
Kusine dann guckt? Die mit dem Wohnwagen, meine ich.«
    Saskia
Haverkorn hob den Träger ihres geringelten Badeanzuges und überprüfte die
Qualität der Farbe.
    »Das
kann noch«, stellte sie zufrieden fest, als betrachtete sie eine im Ofen schmurgelnde
Weihnachtsgans. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Sohn zu, der
mit zum Himmel gereckten Armen auf dem Sprungbrett stand, die Zehen fest um das
Ende des Brettes gekrallt.
    »Fingerspitzen
aneinander und dann wippen, Oberkörper nach vorne und dann schön mit dem Kopf
voran… Fingerspitzen aneinander, nicht die Finger falten! Was ist los mit dir?
Bist du verhext?«
    Schmalfuß
überließ Mutter und Sohn ihrer Trainingsstunde und trommelte nachdenklich mit
dem Bleistift auf die Karte.
    Noch
eine Leiche! Und bei der Aufklärung des ersten Mordes waren sie keinen Schritt
weiter. Dann eben erst einmal die Hausaufgaben machen, dachte Schmalfuß und zog
mit dem Lineal eine gerade Linie zwischen den eingezeichneten Strömungslinien.
Wenn der Täter sie hier ins Wasser geworfen hatte, wie lange hatte sie dann
gebraucht, um zur Abendstunde im Klippenkläffer-Gebiet an Land gespült zu
werden? Kam das hin? Schmalfuß nagte am Bleistiftende und runzelte die Stirn.
Es musste stimmen, aber es war absurd. Wieso hatte man sie so nahe an der Küste
ins Wasser geworfen? Jemand musste sie mit einem Boot fortgeschafft haben, aber
warum war derjenige dann nicht weiter hinaus gefahren? Schmalfuß kennzeichnete
die Stelle seiner Berechnung. Hier war er doch Gefahr gelaufen, vom Strand aus
gesehen zu werden, und jeder Dreihirnzellentypus konnte sich denken, dass die
Leiche nicht lange brauchen würde, um an Land getrieben zu werden. Kadir hatte
in jedem Falle Recht, als er sagte, dass er nicht glaube, dass ein
Einheimischer oder Ortskundiger so gehandelt hätte. Der wäre hinter Kumkapi
weit raus aufs offene Meer gefahren und hätte die gegenläufige Strömung
ausgenutzt. Die Leiche wäre auf immer fort gewesen oder erst Monate später
wieder aufgetaucht.
    Also
doch Patrick Schleinitz?
    Cem
Yildiz hatte sich lange gewunden, aber schließlich hatte er Kadir und dem komiser doch gestanden, dass sein Zimmergenosse voll wie eine Strandhaubitze gestern am
frühen Abend ins Zimmer getorkelt und auf sein Bett gefallen war, nicht mehr in
der Lage sich auszuziehen oder ein klares Wort zu sprechen.
    Wasser
spritzte auf die Karte und Schmalfuß sah auf. Es war nicht Nikolaus gewesen,
der sich endlich getraut hatte zu springen, sondern ein kleines Mädchen in
glitzerndem Sternchenbadeanzug, das sich wuselnd an ihm vorbeigedrängelt und
mit Karacho in den Pool geschmissen hatte. Japsend tauchte sie auf und paddelte
zum Rand.
    »Der
ist jetzt dran!«, fuhr Saskia Haverkorn das Mädchen an, kaum dass die Kleine
neben ihr auftauchte. Erschrocken ließ sich das Kind ins Wasser zurückfallen
und starrte auf die böse, bleiche Hexe, deren fahle Haare im Gegenlicht Funken
zu sprühen schienen. Frau Haverkorn deutete auf Nikolaus und trat mit den Füßen
reißende Strudel ins Wasser, so dass sich das Sternenmädchen unversehens in einem
Whirlpool wiederfand, dessen wogenden Wassermassen sie nicht gewachsen war.
Hastig paddelte

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