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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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unberechenbar, und man weiß nicht, wo es herkommt und wann es auftritt.
Ich leide, Herbert, ich leide. Heute ebenso wie damals sehe ich hundertmal in
der Nacht nach, ob der Kleine erstickt in seinen Kissen liegt! Gut, dass wir
hier ein Doppelzimmer haben, da hab ich es nicht so weit.«
    Schmalfuß
gab ein mitfühlendes Brummen von sich.
    Als sich weiter nichts regte,
öffnete Saskia widerwillig ein Auge und blinzelte hinüber zum Pool. Nikolaus
begegnete ihrem Zyklopenblick, indem er ebenfalls ein Auge schloss und sie mit
dem anderen fixierte. Dann stieß er sich plötzlich mit beiden Händen vom
Beckenrand ab und kraulte auf dem Rücken liegend gemächlich auf die andere
Seite des Beckens, wo das kleine Mädchen, das Saskia Haverkorn erschreckt
hatte, gerade mit einer Arschbombe im Wasser landete.
    Die
zurückgeschobenen Terrassentüren trugen Fetzen von Kindergeschrei und Lachen
vom Pool in die Empfangshalle, und Seda legte seufzend die Rechnung beiseite,
die sie gerade kontrollierte. Ihre Nackenmuskeln spannten, und als die
Sonnenstrahlen immer weiter über den Steinboden der Halle wanderten, hätte sie
am liebsten das Telefon ausgestöpselt, wäre zum Ausgang gerannt, quer durch den
Palmengarten und über den Strand und hätte sich mit einem jubelnden Schrei, der
alsbald von der Kälte des Wassers erstickt worden wäre, in die Fluten gestürzt.
Vielleicht hätte das ihre Gedanken auf Trab gebracht.
    Seda
runzelte die Stirn. Sie war zutiefst bestürzt gewesen und hatte es nicht
glauben wollen, als Kadir ihr erzählt hatte, dass Refik Dalga den so
freundlichen, fast schüchternen Patrick Schleinitz verhaftet hatte.
    »So
absurd ist es gar nicht, Seda«, hatte Kadir den komiser verteidigt,
während man ihm ansah, dass er sich über Sedas heftige Ablehnung wunderte. »Er
hat zugegeben, dass er sich mit der Ratzki böse gestritten hat, draußen an der
Strandpromenade. Zig Leute sind an den beiden vorübergegangen, und als
Schleinitz der Ratzki eine Ohrfeige verpasst hat, ist einer der Kellner der
Promenadencafés eingeschritten und hat die beiden getrennt. An all das konnte
Schleinitz sich erinnern, auch noch, dass er dann abgehauen und zum Strand
gestolpert ist. Dort hätte er sich angeblich irgendwo an einem geschützten
Plätzchen hingelegt und seinen Rausch ausgeschlafen. Das scheint ihm nicht ganz
gelungen zu sein, denn sein Zimmergenosse sagt, dass er immer noch nicht fit
war, als er aufs Zimmer torkelte. An diesen letzten Part kann sich Schleinitz
aber nicht mehr erinnern, er weiß auch nicht mehr, wo genau er am Strand
geschlafen hat. Es scheint ihn jedenfalls keiner gesehen zu haben. Und all das
zur gleichen Zeit, als man die Ratzki ermordet hat. Dalga vermutet, dass er gar
nicht so betrunken gewesen ist, wie er jetzt behauptet. Er denkt, dass er die
Ratzki später am Strand an einem einsamen Abschnitt wiedergetroffen hat, sie
zuerst verprügelt…«
    » Verprügelt? Patrick Schleinitz soll eine Frau verdroschen haben? Sprechen wir von dem
gleichen Mann? Niemals!«
    »Sie
hatte gebrochene Rippen und ein gebrochenes Nasenbein, soviel steht fest. Seda,
er mag ja ein Gesicht wie ein aus dem Nest gefallenes Vögelchen haben, aber er ist
auch ein durchtrainierter, starker Profisportler mit einer Menge Wumms in der
Faust, wenn’s drauf ankommt.«
    »Und
dann?«
    »Selim
Sever weiß noch nicht, wie sie erstickte, es gibt keine Würgemale. Aber
erstickt ist sie. Dann, denkt Dalga, hat Schleinitz sie mit einem Boot, das er
sich vielleicht bei den Klippenkläffern besorgt hat, Sie wissen doch, da liegen
haufenweise kleine Jollen und Schlauchboote herum...«
    »Gesichert
wie Fort Knox!«, warf Seda ein.
    »…
aufs Meer geschippert und entsorgt. Danach hat er sich, von Schuldgefühlen
überwältigt, noch ein weiteres Mal betrunken und ist so ins Hotel
zurückgetorkelt«, vollendete Kadir den Satz.
    Ja,
dachte Seda, das ist es also, was Sherlock Dalga denkt. Aber warum sollte sich
Patrick mit der Frau so heftig streiten, dass es jeder mitbekommt, und sie dann
umbringen? Wer war so dumm? Im Affekt? Als Schleinitz die Reporterin zufällig
auf der Promenade traf, nahm er kein Blatt vor den Mund und beschimpfte sie
wegen des Artikels und der Beleidigungen gegen Rocco, und da lachte sie einfach
nur und versprach ihm, dass der übernächste Artikel sich ausgiebig mit ihm
selbst, mit Patrick, befassen würde, hatte Kadir weiter erzählt. Da hätte er
Rot gesehen. Deshalb die Ohrfeige.
    In
diesem Moment war Seda eingefallen,

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