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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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sie quietschend und wasserspuckend aus dem Sog fort.
    Schmalfuß
schüttelte den Kopf. Einen kurzen Moment war er versucht aufzustehen, das
Sprungbrett zu erklimmen und Nikolaus einen erlösenden Stoß in den Rücken zu
geben.
    »Wirbelsäule
gerade!«, kommandierte Frau Haverkorn weiter und streckte ebenfalls ihren
sonnenverbrannten Rücken durch. Schmalfuß beobachtete wie Julia Grambrod, einen
breitkrempigen Hut auf dem Kopf und eine karierte Badetasche unter dem Arm, vom
Palmengarten her auf den Pool zukam. Als sie Saskias Stimme hörte, zuckte sie
zusammen und ließ ihre Blicke über die Poollandschaft gleiten, bis sie den zur
Säule erstarten Nikolaus entdeckte. Unversehens schwenkte sie mit hastig
schmatzenden Flipflops in Richtung Strand ab. Maximus Grambrod, in Hawaiihemd
und knielangen Badehosen, trottete hinter ihr her ohne nach rechts und links zu
schauen. Erst als sie durch das Tor zum Strand verschwunden waren, fiel
Schmalfuß ein, was an diesem Bild nicht stimmte. Keiner der beiden hatte die
Kühltasche, die Grambrod hütete wie den Heiligen Gral, bei sich gehabt.
    Oh,
dachte Schmalfuß, hat die Dürreperiode schon wieder eingesetzt? Darf ich behufs
steter Nahrungszufuhr meines armen Freundes demnächst wieder als
Würstchenträger fungieren?
    »Hühnerscheiße«,
tönte es plötzlich klar und deutlich vom Sprungbrett, und Schmalfuß nahm die
Sonnenbrille ab. Nikolaus‘ Arme fielen herab und pressten sich fest gegen
seinen Körper, dann holte er tief Luft und plumpste, Füße voran, ins Wasser.
    Saskia
Haverkorn klatschte begeistert in die Hände.
    »Für
den Anfang nicht schlecht, oder?«, rief sie Herbert Schmalfuß zu. Sie hievte
sich aus dem Wasser, angelte nach ihren Crocs und stapfte zur Liege des
Ex-Kommissars. Vorsichtig wischte sie einen Krümel von der Nachbarliege und
setzte sich.
    »Ist
das nicht schrecklich?«, flüsterte sie, damit Nikolaus, der soeben prustend am
Beckenrand aufgetaucht war, nichts hörte. »Das mit dieser Reporterin? Ich bin
froh, dass ich den Kleinen mal eine Stunde vom Internet wegbekommen habe, er
saugt jedes Detail zu diesen fürchterlichen Morden auf wie ein Schwamm. Er sagt
sogar, dass diese Ratzki es verdient hat… meinst du, dass man ihn deswegen
verhaften kann?«
    Schmalfuß
legte den Plan unauffällig beiseite. Er wollte nicht, dass jemand mitbekam,
dass er sich mit den Morden beschäftigte.
    »Wohl
kaum«, lächelte er. »Wenn man die alle verhaften wollte, die Ähnliches oder
Gleichgelagertes denken und sagen… er ist zudem ja noch ein Kind.«
    »Das
schon«, wisperte Frau Haverkorn. »Aber wir sind hier in der Türkei. Sperren die
nicht auch Kinder ein? Ich meine, ich hätte da mal… Nikolaus? Nikolaus, wo bist
du?«
    Saskia
Haverkorn sprang auf und rannte zum Pool. Hastig suchten ihre Augen das Wasser
ab. Ein schwarzes Etwas, das in der Wellenbewegung des Wassers hin und her
schlierte, tauchte langsam auf, dann breiteten sich die langen Haare von
Nikolaus wie ein Wischmob auf der Wasseroberfläche aus. In Zeitlupentempo legte
er den Kopf in den Nacken, tauchte auf und schnappte prustend nach Luft.
    »Was
soll das?«, schrie Saskia Haverkorn außer sich. »Du weißt, dass du diese
schrecklichen Atemaussetzer hast! Ich hab dir streng verboten länger als zehn
Sekunden zu tauchen! Willst du ersticken wie die anderen beiden? Willst du mich
auch töten mit deinen gedankenlosen Aktionen?«
    Sollte
er dann nicht besser, dachte Schmalfuß, auch das Turmspringen sein lassen? Nun,
ein Mutterherz weiß besser, was gut für die Brut ist. Und dieses Mutterherz besonders.
    »Da!«,
rief Saskia Haverkorn und presste beide Fäuste gegen ihre Rippen. »Das hast du
jetzt davon! Wieder diese Herzstiche, und alles nur wegen deiner
Gedankenlosigkeit!«
    Frau
Haverkorn drehte sich von ihrem Sohn weg und wankte langsam zu Schmalfuß, wo
sie sich mit einem erschöpften Wimmern auf die Liege sinken ließ. Sie schloss
die Augen und atmete schwer. Eins, zwei, drei, zählte sie still und streckte
eine schlaffe Hand aus, damit ihr Sohn sie ergreifen konnte.
    »Ein
Glas Wasser, gnädige Frau?«, hörte sie Schmalfuß‘ Stimme und winkte leblos ab.
    »Schon
als er ein Baby war«, brachte sie scheinbar mühsam hervor, »hatte ich panische
Angst, dass er den plötzlichen Kindstod sterben würde. Merkwürdig, bei dem
Großen hatte ich dies Gefühl nie. Aber der Kleine… es war wie eine Art
Vorahnung, denn als Grundschüler kriegte er dann diese Atemaussetzer. Die sind
völlig

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