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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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hatte er langsam
begriffen, dass Kultur und Bildung nichts mit Schlösserkunde und Kenntnis
unzähliger Porträts schmallippiger Adeliger zu tun hatte, und er beendete
dieses Kapitel seines Lebens mit der Erleichterung eines Mannes, der
feststellte, dass er in den Jahrzehnten seines Lebens, die er als Polizist
verbracht hatte, und in denen er immer von dem nagenden Gefühl gequält worden
war, wesentliche Kenntnisse nicht zu besitzen, nichts verpasst hatte. Sein
nächster Urlaub führte ihn alsbald in die Türkei, deren Landschaft und Menschen,
deren Bräuche und nun auch deren Sprache er mit allen Fasern seines Daseins
aufsog.
    »Papperlapapp«,
wiegelte Seda den Einwand ab und steckte einen altmodischen Schlüssel in ein
Schloss, das sich auf Augenhöhe befand. »Was haben die sich dabei gedacht, die
Klinken wie in einem echten Schloss so anzubringen, dass man sich recken muss
wie ein Stabhochspringer?«
    »Vielleicht
will man die Anwesenheit von Kinderscharen erschweren?«
    Seda
drückte vorsichtig die zweiflügelige Tür auf und lauschte.
    »Kommen
Sie, Herr Schmalfuß, folgen Sie mir unauffällig!«
    Seelenruhig
hatte Rüya, mit der Seda früher zusammengearbeitet hatte, und die nun am
Empfang des Neuschwanstein Resort saß, den Schlüssel von Madlen Erdmanns Zimmer
von einem altmodischen Schlüsselbord gefischt, und ihn Seda in die Hand gedrückt.
Ja, nickte sie, sobald jemand käme, würde sie auf Sedas Handy anrufen, aber es
war nichts zu befürchten, denn heute war die ganze Truppe zur Generalprobe draußen
im Amphitheater. Sie fragte nicht einmal, dachte Schmalfuß erstaunt, was wir in
Frau Erdmanns Zimmer zu suchen haben, sie wollte nur versprochen wissen, dass
sie die Erste wäre, die Neuigkeiten erfahren würde.
    Einen
Moment blieb Schmalfuß unschlüssig auf der Schwelle stehen, doch Seda zerrte
ihn energisch hinein und schloss die Tür.
    »Sie
und Kadir haben mir damals im Sommer streng verboten, dass ich mich nochmal im
Alleingang an die Aufklärung eines Falles mache.«
    »Das
ist seinerzeit, wie Sie sicher sehr wohl entsinnen werden, auch beinahe profund
schiefgelaufen.«
    »Eben.
Und nun halte ich mich an die Abmachung und schleppe Sie mit. Also kein Wort
des Unbehagens mehr!«
    Seda
eilte vorweg und blieb vor einer Balkontür stehen, die auf einen
zinnenbewehrten Ausguck führte. Dort drehte sie sich um und betrachtete langsam
und gründlich das großzügig geschnittene Zimmer. Ein Himmelbett mit fließenden
Volants und sinnlosen Troddeln dominierte die Stirnseite, es gab eine
verschnörkelte Kommode, deren unterste Schublade aufstand, weil viel zu viel
Wäsche hineingestopft worden war, und einen dreiteiligen Wandschrank. Überall
hingen große und kleine Spiegel in vergoldeten Rahmen. Ein wuchtiges Bild, auf
dem sich Rokoko-Schäferinnen barbusig im Reigen vergnügten, hatte seinen Platz
über dem falschen Kamin. Seda trat näher.
    »Das
könnte Willem sein!«, lachte sie und deutete auf ein Schäfchen, das in einem
Wasserlauf badete.
    »Ich
finde, wir sollten anfangen, Fräulein Seda, mir ist, ich sagte es schon, gar
nicht wohl. Zu dünne Beweislage, reine Intuition, die uns, oder vielmehr Sie leitet.«
    »Das
hat mit Intuition nichts zu tun«, antwortete Seda und trat zu der Kommode. »Nehmen
Sie sich den Kleiderschrank vor.«
    »Wonach
suchen wir eigentlich?«
    »Das
weiß ich auch nicht so genau«, gab Seda zu. »Aber wenn ich es sehe, weiß ich
es.«
    Schmalfuß,
der über einen Berg Schuhe stolperte, die achtlos neben dem Bett lagen, und mit
der Schulter schmerzhaft gegen den gedrechselten Bettpfosten stieß, verdrehte
die Augen.
    »Das
Eis, auf dem Sie wandeln, wird immer dünner, Fräulein Seda!«
    Sorgsam
durchwühlte Seda die erste Schublade, hob BHs und Slips hoch und packte sie
sorgfältig wieder an die gleiche Stelle zurück. Dann fächerte sie etwa ein
Dutzend noch in ihrer Zellophanverpackung steckenden Seidenstrümpfe wie ein
Kartenspiel auf und betrachtete sie, als könnten sie ihr wie Spielkarten
mitteilen, was der nächstbeste Zug wäre.
    »Aber
ich habe sie damals bei dem Gästedinner gesehen, Herr Schmalfuß, ich habe dem
nur bislang keine Bedeutung beigemessen.«
    Madlen
Erdmann war mit Saskia Haverkorn aus dem Ozman gekommen, doch schon nach
wenigen Schritten trennten sich ihre Wege. Saskia rannte blindlings die Treppen
ins Untergeschoss hinunter, während Madlen zielstrebig, die Nachricht auf ihrem
Handy prüfend, zum künstlichen Wasserfall strebte. Sie verschwand in

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