Absender unbekannt
so?“
Er zuckte mit den Achseln. „Er hat mir vor ein paar Monaten ein Foto geschickt. Er ist ziemlich groß und hat so lange Haare, dass ich seine Augen nicht mal sehen konnte.“
Devin betrachtete seine schweren, vernarbten Hände. „Er spielt Schlagzeug in so ‘ner Band. Helen meint, seine Noten leiden drunter.“
Er blickte nach draußen auf die Strasse, das trübe Grau schien seine Haut zu spannen. Als er wieder sprach, zitterte seine Stimme. „Schätze, es gibt ‘ne Menge schlimmere Sachen, als ein Musiker in einer Band zu sein. Verstehst du, Patrick?“
Ich nickte.
Phil war mit meinem Crown Victoria zum Krankenhaus gefahren, deshalb brachte Devin mich in seinem Wagen zu der Garage, wo ich meinen Porsche verwahrte. Um uns herum wurde es hell. Wir standen vor der Garage, Devin lehnte sich in seinem Sitz zurück und schloss die Augen, während die Abgase aus dem gerissenen Auspuffrohr das Auto einhüllten.
„Arujo und sein Partner haben in einem verlassenen Haus auf Nahant ein Telefon an ein Computermodem angeschlossen. So konnten sie von einer Telefonzelle hier an der Strasse anrufen, und der Anruf wurde über das Modem geleitet. Ziemlich clever.“ Ich wartete, während er sich das Gesicht rieb und die Äugen zusammenkniff, als wehre er eine neue Schmerzwelle ab. „Ich bin ein Cop“, erklärte er. „Etwas anderes kann ich nicht. Ich muss meinen Job machen. Und zwar ordentlich.“
„Ich weiß.“
„Du musst diesen Typen finden, Patrick!“
„Ja.“
„Mit allen Mitteln!“
„Bolton…“
Devin hob die Hand. „Bolton will auch, dass das alles vorbei ist. Vermeide jedes Aufsehen! Lass dich nicht erwischen!
sehen! Von mir und Bolton aus hast du jede Freiheit. Wir gucken weg.“ Er öffnete die Augen wieder und sah mich lange an. „Dieser Typ darf keine Bücher im Gefängnis schreiben oder Interviews geben!“
Ich nickte.
„Die werden bestimmt sein Gehirn untersuchen wollen.“ Devin zog an einem losen Stück Plastik, das vom demolierten Armaturenbrett herunterhing. „Aber das können sie nicht, wenn kein Gehirn mehr da ist.“
Ich klopfte ihm auf den Arm und stieg aus.
Angie war immer noch im OP, als ich im Krankenhaus anrief. Ich bat darum, mit Phil zu sprechen, und als er ans Telefon kam, klang er völlig erschöpft.
„Was ist los?“ erkundigte ich mich.
„Sie ist immer noch da drin. Die sagen mir einfach nichts!“ „Bleib ruhig, Phil. Sie ist zäh.“
„Kommst du rüber?“
„Gleich“, antwortete ich. „Ich muss erst noch jemanden besuchen.“ „Hey, Patrick!“ sagte er besorgt. „Bleib du auch ruhig!“
Eric war zu Hause in seiner Wohnung an der Back Bay. In einem zerlumpten Bademantel und einer grauen Jogginghose öffnete er die Tür. Er sah abgekämpft aus, graue Bartstoppeln wuchsen in seinem Gesicht. Das Har war nicht wie sonst zu einem Pferdeschwanz gebunden und machte ihn richtig alt, wie es so offen über die Ohren auf die Schultern fiel.
„Ich muss mit dir reden, Eric!“
Er warf einen Blick auf die Waffe in meinem Hosenbund. „Lass mich in Ruhe, Patrick! Ich bin müde.“
Hinter ihm auf dem Boden sah ich eine Zeitung liegen, in der Spüle stapelten sich Teller und Tassen.
„Hör auf mit dem Scheiß, Eric! Ich muss mit dir reden.“
„Ich habe mich schon unterhalten.“
„Mit dem FBI, ich weiß. Aber du hast den Lügendetektor nicht bestanden, Eric.“
Er blinzelte. „Was?“
„Du hast mich gut verstanden.“
Er kratzte sich am Bein, gähnte und blickte durch mich hindurch. „Lügendetektoren sind vor Gericht nicht zulässig.“
„Hier geht’s nicht ums Gericht“, erklärte ich. „Hier geht’s um Jason Warren. Und um Angie.“
„Um Angie?“
„Sie hat eine Kugel abgekriegt, Eric.“
„Sie…?“ Er streckte die Hand aus, als wüsste er nicht, was er damit anfangen solle. „O Gott, Patrick, wird sie wieder gesund?“ „Das weiß ich noch nicht, Eric.“
„Du musst kurz vorm Abdrehen sein.“
„Ich bin momentan nicht mehr bei Sinnen, Eric. Behalt das im Hinterkopf!“
Er zuckte zusammen, und kurz war in seinen Augen Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit zu lesen.
Er wandte mir den Rücken zu, ließ die Tür offenstehen und ging in seine Wohnung. Ich folgte ihm durch ein total verwahrlostes Wohnzimmer voller Bücher, leerer Pizzakartons, Weinflaschen und Bierdosen.
In der Küche goss er sich eine Tasse Kaffee ein. Die Kaffeemaschine war völlig verschmutzt mit uralten Kaffeeflecken, die er nicht abgewischt hatte. Außerdem war sie nicht eingesteckt. Wer weiß,
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