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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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dass sie öfter dort war. Wir haben Kreditkartenbelege von Cityside, diesem Pub am Charles, und von ein paar Restaurants rund um die Bryce-Universität.“
„O Gott!“ stieß ich aus.
„Was?“
„Nichts. Nichts. Also, woher wollt ihr wissen, dass diese Fälle miteinander zu tun haben, wenn doch alle Opfer auf verschiedene Art getötet wurden?“
„Fotos“, erwiderte Bolton.
Mir erstarrte das Blut in den Adern.
„Was für Fotos?“ fragte Angie.
Devin erklärte: „Bei Karas Mutter lag ein Stapel ungeöffneter Briefe, die sie in den Tagen vor Karas Tod erhalten hatte. Auf einem Umschlag war kein Absender, keine Nachricht, nur ein Foto von Kara drin, ein nichtssagendes Foto, nichts…“
„Gerry, kann ich von hier telefonieren?“ fragte Angie.
„Was ist denn los?“ wollte Bolton wissen.
Sie war schon an der Theke und wählte.
„Und der andere Typ, dieser Stimovich?“ hakte ich nach. „Keiner in seinem Zimmer“, rief Angie und legte auf, dann wählte sie eine andere Nummer.
„Was ist los, Patrick?“ drängte Devin.
„Erzähl mir, was mit Stimovich war!“ entgegnete ich und versuchte, meine Stimme nicht panisch klingen zu lassen. „Devin, bitte!“ „Stimovichs Freundin, Alice Boorstin…“
„In Diandras Büro nimmt keiner ab“, meldete Angie und knallte den Hörer aufs Telefon, nahm ihn dann wieder hoch und wählte erneut. „… hatte vor zwei Wochen ein ähnliches Foto in der Post. Genau das gleiche. Keine Nachricht, kein Absender, nur das Foto.“ „Diandra“, sprach Angie in den Hörer, „wo ist Jason?“
„Patrick“, rief Oscar, „erzähl uns alles!“
„Ich habe doch seinen Stundenplan“, rief Angie. „Er hat heute nur ein Seminar, und das war vor fünf Stunden zu Ende.“ „Unsere Klientin hat vor ein paar Wochen ein ähnliches Foto erhalten“, antwortete ich. „Von ihrem Sohn.“
„Wir melden uns. Bleiben Sie zu Hause! Machen Sie sich keine Sorgen.“ Angie legte auf. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ „Los, gehen wir!“ Ich erhob mich.
„Sie gehen nirgendwohin“, meldete sich Bolton.
„Verhaften Sie mich doch!“ rief ich und folgte Angie nach draußen.

18
    Wir fanden Jade, Gabrielle und Lauren beim gemeinsamen Abendessen in der Cafeteria, aber ohne Jason. Die Frauen sahen uns an, als wollten sie sagen: „Wer seid ihr denn, verflucht noch mal?“, doch beantworteten sie unsere Fragen. Keine von ihnen hatte Jason seit dem Morgen gesehen.
Wir gingen bei seinem Studentenzimmer vorbei, doch er war seit der letzten Nacht nicht zurückgekommen. Sein Zimmergenosse stand in einem Marihuananebel, während aus den Lautsprechern das nervige Gejammer von Henry Rollins tönte. „Nee, Mann, hab keine Ahnung, wo er sein könnte. Ausser vielleicht bei dem Macker, weißte?“
„Wissen wir nicht.“
„Dieser Macker. Weißte, dieser Typ halt, mit dem er manchmal abhängt.“
„‘n Macker mit ‘nem Spitzbart?“ fragte Angie.
Der Zimmerkollege nickte. „Und der guckt total leer. Als war der schon lange nicht mehr am Leben. Aber als Braut war der der absolute Knaller. Komisch, ha?“
„Hat der Macker einen Namen?“
„Nie einen gehört.“
Als wir zum Auto zurückgingen, erinnerte ich mich an Grace’ Frage vor ein paar Tagen: „Haben diese Fälle irgend etwas miteinander zu tun?“
Tja, jetzt ja. Aber was bedeutete das?
Diandra Warren erhält ein Foto von ihrem Sohn und setzt es logischerweise mit dem Mafiatypen in Verbindung, den sie unabsichtlich verärgert hat. Nur hat sie ihn gar nicht verärgert. Sie wurde von einer Betrügerin angesprochen und traf sich mit ihr in Brookline. Eine Betrügerin mit starkem Bostoner Akzent und dünnem blondem Haar. Kara Riders Haar sah frisch gefärbt aus, als ich sie traf. Kara Rider hatte früher blondes Haar, und ihre Kreditkartenbelege zeigen, dass sie sich zur gleichen Zeit in Brookline aufhielt, als „Moira Kenzie“ Diandra Warren kontaktierte.
Diandra hatte keinen Fernseher in der Wohnung. Wenn sie Zeitung las, dann bestimmt die Trib, nicht The News. The News brachte das Foto von Kara ganz groß auf dem Titelblatt. Die weitaus weniger sensationslüsterne Trib kam tatsächlich etwas spät mit der Geschichte heraus und veröffentlichte überhaupt kein Foto von Kara. Als wir am Auto ankamen, parkte hinter uns Eric Gault in einem hellbraunen Audi. Beim Aussteigen sah er uns leicht verwundert an. „Was führt euch denn her, Leute?“
„Wir suchen Jason.“
Er öffnete den Kofferraum und nahm Bücher heraus, die auf einem Stapel alter

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