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Absender unbekannt

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Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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was?“
„Werde ich beobachtet?“ Ich sah Bolton an.
„Seitdem sich Alec Hardiman unserer Bitte widersetzt hat, mit ihm zu sprechen“, erläuterte Devon.
„Ja, und?“
„Er hat sich geweigert“, fügte Oscar hinzu, „und sagte, er würde nur mit dir sprechen.“
„Mit mir?“
„Ja, Patrick. Nur mit dir.“

17
    „Warum will Alec Hardiman mit mir reden?“
„Gute Frage“, bemerkte Bolton. Er wedelte den Rauch fort, der von Devins Zigarette aufstieg. „Mr. Kenzie, alles, was von nun an gesagt wird, ist absolut vertraulich. Verstanden?“
Angie und ich zuckten beide mit den Achseln.
„Nur dass das klar ist – wenn Sie irgend etwas von dem, was wir hier besprechen, an anderer Stelle wiederholen, werden Sie mit einer Anklage wegen Behinderung staatlicher Ermittlungen vor ein Bundesgericht gestellt, worauf eine Höchststrafe von zehn Jahren steht.“
„Das sagen Sie gerne, oder?“ fragte Angie.
„Was denn?“
Sie senkte die Stimme: „Wegen Behinderung staatlicher Ermittlungen vor ein Bundesgericht gestellt.“
Er seufzte. „Mr. Kenzie, als Kara Rider umgebracht wurde, hatte sie Ihre Karte in der Hand. Wie Sie wahrscheinlich wissen, besteht beachtliche Ähnlichkeit zwischen ihrem Tod und der Kreuzigung eines Jungen in dieser Gegend 1974. Was Sie vielleicht nicht wissen: Sergeant Amronklin war damals Streifenpolizist und arbeitete mit dem ehemaligen Detective Sergeant Glynn und Inspector Hardiman zusammen.“
Ich warf Devin einen Blick zu. „Hattest du den Verdacht, der Mord an Kara könnte etwas mit Cal zu tun haben, als wir ihre Leiche sahen?“
„Ich habe es in Erwägung gezogen.“
„Aber du hast mir nichts gesagt.“
„Nein.“ Er drückte die Zigarette aus. „Du bist kein Polizist, Patrick. Es ist nicht meine Aufgabe, dich zu informieren. Außerdem hielt ich es für sehr weit hergeholt. Ich hab es nur im Hinterkopf behalten.“ An der Theke klingelte das Telefon, und Gerry hob mit einem Blick auf uns ab. „Black Emerald.“ Er nickte, als hätte er die Frage des Anrufers erwartet. „Tut mir leid. Wir haben momentan geschlossen. Rohrbruch.“ Einen Augenblick schloss er die Augen, dann nickte er eilig. „Wenn du unbedingt was trinken willst, geh halt in ‘ne andere Kneipe. Los, mach schon!“ Er schien auflegen zu wollen. „Habe ich dir doch gerade gesagt. Geschlossen. Tut mir auch leid.“ Er legte auf und zuckte mit den Achseln.
„Dieses andere Opfer“, begann ich wieder.
„Stimovich.“
„Ja. Wurde er gekreuzigt?“
„Nein“, erwiderte Bolton.
„Woran ist er gestorben?“
Bolton blickte Devin an, Devin Oscar, und Oscar sagte: „Ist doch scheißegal. Erzählen Sie’s ihnen. Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können, bevor wir noch mehr Leichen bekommen.“ „Mr. Stimovich wurde an eine Wand gefesselt, die Haut in Streifen abgezogen, dann wurde er bei lebendigem Leibe aufgeschlitzt“, erläuterte Bolton.
„O Gott!“ stöhnte Angie und bekreuzigte sich so hastig, dass ich mir nicht sicher war, ob sie es überhaupt gemerkt hatte.
Wieder klingelte Gerrys Telefon.
Bolton runzelte die Stirn. „Können Sie das nicht einen Moment ausstöpseln, Mr. Glynn?“
Gerry schaute gequält. „Agent Bolton, bei allem Respekt vor den Toten, ich lasse meine Kneipe so lange zu, wie Sie es für richtig halten, aber ich habe Stammgäste, die sich fragen, warum meine Tür verschlossen ist.“
Bolton winkte ab, und Gerry ging ans Telefon.
Er hörte einen Moment zu und nickte dann. „Bob, Bob, hör zu, wir haben hier einen Rohrbruch. Tut mir leid, aber ich stehe fünf Zentimeter tief im Wasser und…“ Er lauschte. „Tu, was ich dir sage: Geh zu Leary’s oder zu The Fermanagh! Geh irgendwohin! Okay?“ Er legte auf und zuckte wieder mit den Schultern.
Ich fragte: „Woher wisst ihr, dass Kara nicht von jemandem umgebracht wurde, den sie kannte? Micky Doog zum Beispiel. Oder dass es nicht so was wie ‘ne Mutprobe von irgendeiner Straßengang war?“
Oscar schüttelte den Kopf. „Es haut nicht hin. Ihre ganzen Bekannten haben ein Alibi, auch Micky Doog. Außerdem gibt es sehr viele Lücken bei ihr, seitdem sie wieder hier war.“
„Sie trieb sich nicht sehr oft hier in der Gegend rum“, ergänzte Devin. „Ihre Mutter hatte keine Ahnung, wo sie sich aufhielt. Aber sie war erst seit drei Wochen wieder hier, so viele neue Leute konnte sie drüben in Brookline auch nicht kennengelernt haben.“ „Brookline?“ wiederholte ich und erinnerte mich an meinen Traum. „Brookline. Wir wissen,

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