Absolut Sex: Wie Sie jeden Mann um den Verstand bringen (German Edition)
überlasse ich ihn hiermit seinem Schicksal.
Zweitens ist es ja nun nicht so, dass Frauen Sex gleich als Auftakt zu einer Verbindlichkeit sehen. Es ist ein Klischee, dass Frauen mit Sex Liebe erzwingen wollen – nein, das angeblich keuschere Geschlecht hat genauso viel Spaß an Abenteuer, unverbindlichen Erlebnissen oder will schlicht mit einem Mann schlafen, weil frau ihn begehrt. Sie wartet nach Sex nicht einfach ab, was denn nun passiert, und schon gar nicht darauf, ob er sie wegschickt – sie geht einfach selbst oder sagt leicht verlegen: »Duhuu … ich muss morgen früh raus …« – das ist der internationale Code, dass das Abenteuer nun beendet ist. Die Herren sollten sich daran gewöhnen, dass nicht sie es sind, die sie loswerden wollen – sondern umgekehrt.
Ich glaube, meine Antwort wurde nie gedruckt. Wieso nur gibt es immer noch – seit Aristoteles’ Zeiten und Elektras Entführung – das Klischee, Frauen wären einem Mann nach einmal Sex mit ihm hörig und alle Männer würden nach einmal Sex das Weite suchen?
Anderen Frauen merkt man an, dass das Männliche ihnen mehr bedeutet als jede Freundin (ja, ja, diese Damen lieben wir besonders, diese Genossinnen, kaum betritt ein Mann den Raum, spreizen sie ihr Gefieder, lachen lauter und fangen an, auf uns einzusticheln, aber so, dass er es mitbekommt). Auch das ist ein Relikt aus Kinderzeiten: So wie die Männer-Misstrauischen es von ihren Müttern hörten, dass sie bloß nie heiraten sollten, sich nie einem Mann unterwerfen, so bekamen die Männertreuen das andere Extrem verpasst: Das Männliche war immer mehr wert. Bekam das größte Stück Fleisch auf den Teller, der Bruder wurde für Sachen gelobt, die beim Mädchen als selbstverständlich hingenommen wurden, und die weibliche Rivalität, die die Mütter den Töchtern vorlebten, wurde von denen übernommen: Der Raum um einen Mann herum ist klein, also sieh zu, ihn zu besetzen, bevor es eine andere tut oder du zu alt und hässlich geworden bist.
Und einige Frauen vermitteln eine vorurteilsfreie Haltung gegenüber Männern. Sie sehen als Erstes den Menschen, weniger den stereotypen Vertreter seines Geschlechts. Sie fürchten ihn nicht, sie sehen in ihm nicht das Heil. Das Chromosom ist ihnen schnuppe. Sie interessiert vielmehr, was ist er für ein Charakter. Diese Sorte Frauen ist anziehend. Nicht nur für Männer. Sondern auch für Frauen. Für Menschen.
Weil sie hinsehen, was da ist, und nicht über den Menschen, der vor ihnen steht, eine Tarnhaube von Vorurteilen ziehen.
Meine Freundin B. erzählte mir gestern, dass wir als Jugendliche vielleicht von dem Retter oder Ritter oder Prinz auf dem weißen Pferd geträumt hätten. Die Teenager von heute wissen allerdings auch noch genau, wie er aussieht: welche Frisur, welches Handy, wie die Brustmuskulatur geformt sein soll, wie er sich verhalten, reden, denken, gehen soll, was er haben und was bitte nicht haben soll. Und wie viele PS das Pferd haben sollte.
Das sind die Nebenwirkungen der medialen Bilderpropaganda, die seit der sprunghaften Erhöhung von Zeitschriften und Fernsehkanälen in den Neunzigerjahren und dem Internetboom der vergangenen zehn Jahre noch mehr die Träume kontrolliert. Denn wer Bilder beherrscht, beherrscht Menschen; und Bilder dieser Zeiten zeichnen stereotype Modelle von Mann und Frau.
Bis weit in das Lebensalter von zwanzig und dreißig hinein, halten die meisten es wie die Figur des Herr K. von Bertolt Brecht: »Was tun Sie«, wurde Herr K. gefragt, »wenn Sie einen Menschen lieben?«
»Ich mache einen Entwurf von ihm«, sagte Herr K., »und sorge, dass er ihm ähnlich wird.«
»Wer? Der Entwurf?«
»Nein«, sagte Herr K., »der Mensch.«
Viele Frauen gehen einen Schritt weiter: Sie haben einen Entwurf und suchen den Mann, der dem am nächsten kommt oder der das Potential hat, gemäß Reißbrettsehnsucht passend gemacht zu werden. Die Veränderungssucht (die auch Männer befällt, keine Sorge) setzt ein, der Mann soll so werden wie das Bild von dem Mann an ihrer Seite, das sie mit sich herumtragen.
Jemanden so zu lassen, wie er ist, ihm seine andere Meinung, seinen anderen Lebensstil zuzubilligen, ist eine Fähigkeit, die sich oft erst entwickeln muss.
Einige Frauen können es von früher Jugend an, einfach so, leben und leben lassen. Andere sind regelrecht darauf trainiert, den Mann zu erziehen, das »machen ja alle so« oder »Männer brauchen das«, weil sämtliche Freundinnen es nicht anders halten
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