Absolut WILD 3
ich. »Es war Wahnsinn! Es kam mir vor, als wären wir alle plötzlich in ein Zauberland gebeamt worden, in dem es die unmöglichsten Dinge gibt – fliegende Züge und sprechende Mäuse und so.«
»Wenn Ivana das jetzt regelmäßig macht, wird sie der Star von Wild World «, sagte Tori. »Dann kommen die Menschen von weit her, um sie zu sehen. Matt hat gesagt, wenn Ivana dem Park zusätzliches Geld einbringt, fließt es direkt in die Rettungsabteilung, die Mama aufbaut.«
»Ihr habt also eure Meinung über Wildtiere im Zirkus geändert?«, fragte Cazza.
Tori schüttelte energisch den Kopf und beachtete das Schnauben nicht, das aus Heather Cashmans Richtung kam. »Natürlich nicht! Aber jeder Fall ist anders, wie man so schön sagt. Ivana ist offensichtlich total verrückt auf Fahrradfahren. Und wenn sie zufrieden ist, bin ich es auch.«
»Und ihre Babys auch«, sagte ich. »Weil es mit Anna und Sasha so gut läuft, hofft Mama, dass Boris bald wieder ins Bärenhaus kann.«
»Ein Bär auf einem Fahrrad!« Biro erstickte fast vor Lachen. »Wahnsinn!«
»Ihr müsst vorbeikommen und es euch ansehen«, sagte ich.
»Heute Nachmittag?«, fragte Biro sofort.
»Au ja, heute Nachmittag!«, rief Joe begeistert.
»Coole Sache«, meinte Cazza lässig.
Es gefiel mir sehr, dass Tori und ich heute im Mittelpunkt standen. Es war ein gutes Gefühl, beliebt zu sein. Zu meiner Überraschung zwinkerte Tori mir gut gelaunt zu.
»Abgemacht, heute Nachmittag! Sagt nur zu Hause Bescheid«, sagte ich grinsend.
13
Manege frei!
Am Freitag hatte Biro wegen seines großen Auftritts in Pavlov Valkyries Film schulfrei. Ich saß den ganzen Tag auf heißen Kohlen und zappelte und stöhnte herum und beobachtete mit Argusaugen die Uhr an der Wand des Klassenzimmers.
»Das ist so unfair!«, beschwerte ich mich, als Mama mit uns nach Harting Park fuhr, damit wir uns den Rest der Dreharbeiten ansehen konnten. Dazu hatte sie sich Dr. Niks Auto geliehen. Es war ein bisschen träge im Anzug, aber es hatte vier Räder und wir passten alle hinein, und das war das Wichtigste. Weil im Safari-Park niemand Zeit hatte, auf Boris aufzupassen, hatten wir ihn in einem Transportkäfig mitgenommen, der auf dem Vordersitz festgeschnallt war. Er trug keinen Verband mehr, lahmte aber noch ein wenig. »Biro hat eine Doppelstunde Mathe verpasst. Eine Doppelstunde! Kann Papa uns nicht auch eine Rolle in dem Film besorgen?«
»Seid ihr Kurden? Könnt ihr ohne Sattel reiten und ein Pferd mit einem Fingerschnippen zum Stehen bringen?«, fragte Mama.
»Nein«, sagte ich nach einer kleinen Pause.
»Aber sie kann ziemlich gut Handstand machen«, verteidigte Joe mich.
Er war total versessen darauf gewesen, mitzukommen und Biro am Set in Aktion zu erleben. Damit hatte er Papa gestern den ganzen Nachmittag genervt, als er bei uns im Safari-Park gewesen war – der, wenn es nach dem großen Besucherandrang ging, bestimmt bald Ivanas Welt heißen würde. Eigentlich kann einem Joe mit seiner Hartnäckigkeit ziemlich auf den Wecker gehen, aber weil Tori und ich sehr froh darüber waren, dass Papa inzwischen wieder viel mehr Zeit mit Mama verbrachte, ließen wir seine Quengelei einfach ganz gelassen über uns ergehen.
»Wirst du deinem Vater denn nicht fehlen?«, hatte Papa schließlich verzweifelt gesagt, nachdem Joe ihm den hundertzehnten Grund genannt hatte, warum er unbedingt ans Set mitkommen musste. Ivana drehte unterdessen im Bärengehege seelenruhig ihre Runden – wie eine alte Dame auf ihrer täglichen Fahrt zum Einkaufen. »Heute hier und morgen dann nach Harting Park?«
»Nein«, sagte Joe. Weil sein Vater praktisch rund um die Uhr arbeitete, waren die Einzigen, denen Joe fehlen könnte, seine Warhammer -Figuren.
Cazza hatte natürlich auch mitkommen wollen, aber weil sie noch Geigenunterricht hatte, musste sie in der Schule bleiben.
»Dann eben nicht!«, hatte sie nach einem endlosen Streit mit ihrer Mutter an ihrem schicken kleinen schwarzen Handy geknurrt. »Ich konnte Pferde sowieso noch nie leiden. Die Zähne machen mich wahnsinnig!«
»Wow, guckt mal!«, rief Joe, als Mama in die Einfahrt des Herrenhauses von Harting Park einbog. »Da ist das Zirkuszelt!«
Ein riesengroßes beigefarbenes Zelt ragte auf der Wiese rechts von dem Haus auf. Es sah mit seinen bunten, im Wind flatternden Fahnen und Wimpelketten aus wie aus dem Bilderbuch. Die Lastwagen der Filmproduktion waren im Halbkreis rings um das Zelt abgestellt. Ganz offensichtlich drehte sich
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