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Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Titel: Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Courtenay
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kann man übrigens nicht länger als fünf Minuten im Haus allein lassen, weil sie sonst total unruhig werden und die Möbel auseinandernehmen. Als wir vom Krankenhaus zurückkamen, stand unser Nachbar Rob in der Küchentür. Er versuchte, Pommes und Mayo von sich wegzuschieben, die wiederum versuchten, an seinen Knien zu lecken. Er schien froh zu sein, dass wir wieder da waren. Die Tiger freuten sich auch. Sie schnurrten uns ganz besonders laut und liebevoll an, wie sie es nur machten, wenn wir uns ein Weilchen nicht gesehen hatten.
    Mama hockte sich hin, umarmte die beiden und vergrub ihr Gesicht in ihrem Fell. Toris Miene war wie versteinert. Keine Ahnung, wie ich aussah. Ziemlich wahnsinnig wahrscheinlich, mit meinen verquollenen Augen und der tropfenden Nase.
    »Und? Alles … äh, in Ordnung?«, fragte Rob.
    Mama lag fast der Länge nach auf dem Boden – daran hätte er eigentlich erkennen müssen, dass überhaupt nichts in Ordnung war.
    »Nein«, sagte Tori und sah ihn ernst an. »Aber Papa ist nicht tot.«
    Sie hatte es geschafft, den ganzen Horrortag in sechs Worten zusammenzufassen. Ohne überflüssiges Geblubber. Nur nackte Tatsachen. Dafür bewunderte ich sie. Ich hätte mindestens tausend Worte gebraucht.
    »Tut mir leid«, sagte Rob verwirrt. »Ich meine, großartig! Äh, bedauerlich, aber großartig. Ich … äh, ich bin dann mal weg. Doris braucht ihren Tee.«
    Und schon verschwand er durch die Hintertür zu seinem ziemlich untigerhaften Hund Doris. Tori setzte schweigend Wasser auf, und ich half Mama sich hinzusetzen und hielt ihr die Hand.
    Die Tiger kamen zu ihr und legten die Köpfe auf ihre Knie. Als der Teekessel anfing zu pfeifen, klingelte das Telefon. Ich ließ Mamas Hand los und nahm den Anruf an.
    »Ist da Tori oder Taya?«
    »Hier ist Taya, Schwachkopf«, sagte ich und setzte mich aufs Sofa.
    »Seid ihr gerade erst wiedergekommen? Ist alles okay?«
    Ich gab mir große Mühe, wie Tori zu sein. »Nein, doch zumindest ist Papa nicht tot, das ist schon mal was. Er sah aber fast so aus. So viele Schläuche habe ich noch nie gesehen, und an seinem Bett steht so ein schrecklicher Monitor, der piepst einen an wie der Zeitzünder einer Bombe und …« Ich hielt inne und holte tief Luft. »Hör mal, können wir morgen in der Schule reden? Es war wirklich ein langer Tag.«
    »Kommt ihr denn in die Schule?«, fragte der Schwachkopf.
    »Mama hat gesagt, wir müssen hin«, sagte ich. »Es hat keinen Sinn, wenn wir zu Hause rumhocken. Wir können eh nichts tun.«
    »Echt jetzt?«
    Er wirkte so erleichtert, dass ich sofort fragte: »Hat Daniel Dingle dich heute erwischt?«
    »Ja«, sagte der Schwachkopf niedergeschlagen.
    »Und hast du wieder den Spruch gebracht, dass es dein Name ist und sie ihn nicht abnutzen sollen?«, hakte ich nach.
    »Ja.« Nun klang der Schwachkopf noch bekümmerter.
    Die Taktik, dass er seinen Spottnamen angenommen hatte und versuchte, aus etwas Schlechtem etwas Gutes zu machen, funktionierte einfach nicht. Auf einmal packte mich die kalte Wut. Was bildete sich dieser pickelige Daniel Dingle eigentlich ein? Er glaubte wohl, er könnte sich alles erlauben! »Morgen früh an der Bushaltestelle, zur gewohnten Zeit?«, fragte ich.
    »Okay«, sagte der Schwachkopf. »Und du musst nicht über deinen Papa reden, wenn du nicht willst«, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu. »Aber wenn du über ihn reden willst, höre ich dir zu. Und wenn du über andere Sachen reden willst, höre ich dir auch zu. Besonders, wenn du über die Tiger reden willst. Gestern war es wirklich toll bei euch, und es macht gar nichts, dass es mit der Pizza nicht mehr geklappt hat.«
    »Danke«, entgegnete ich und legte auf.
    Der Schwachkopf steckte wirklich voller Überraschungen. Es war nicht fair, dass er immer so gemobbt wurde. Er war schwer in Ordnung, wenn man nicht so oberflächlich war und nur seine Segelohren und seine peinliche Angewohnheit sah, ständig das Daumen-hoch-Zeichen zu machen.
    Ich war froh, dass wir ihn besser kennengelernt hatten.

7
    In Surrey gibt es keine Affen
    Es war eine sehr lange Woche. Jeden Tag brachten Tori und ich die Schule irgendwie hinter uns, verabschiedeten uns an der Bushaltestelle schnell von dem Schwachkopf und rannten mit klopfendem Herzen nach Hause, weil wir auf gute Nachrichten von Papa hofften. Und jeden Tag öffnete uns Mama mit bleichem Gesicht und dunklen Ringen unter den Augen die Tür – was bedeutete, dass sich die Lage im Krankenhaus nicht geändert

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