Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los
Schlagzeilen gesehen. Sind euch die vielen Fotografen vor dem Tor aufgefallen?«
»Die sind unseretwegen da?«, staunte ich.
»Tamij, hat sich ein gewisser Mr Tanner wegen der Tiger mit dir in Verbindung gesetzt?«, fragte Papa.
Tamij schüttelte den Kopf.
»Gott sei Dank«, seufzte Mama erleichtert. »Jetzt kann der Tag beginnen!«
Die Tiger brauchten keine besondere Fellpflege. Das Stroh, auf dem sie geschlafen hatten, war sauber, und wir mussten sie nur abbürsten und füttern, bevor wir sie zu unserem Transporter brachten. Wir hatten noch eine halbe Stunde, um zum Hyde Park zu kommen.
Als wir aus dem Tor fuhren, wurden wir von Fotografen umringt, die von allen Seiten direkt in den Wagen blitzten. Papa wurde so geblendet, dass er seine Augen mit dem Arm abschirmte. Er wäre fast gegen den Torpfosten gefahren, bevor er den Transporter zum Stehen brachte. Hinten im Laderaum richteten sich Pommes und Mayo neugierig auf.
»Erzählen Sie uns von den Tigern, Mrs Wild!«
»Hierher bitte, Mr Wild! Kinder, schaut hierher!«
Tori guckte entgeistert aus dem Fenster, Mama sah ziemlich sauer aus und Papa völlig verdattert. Was war nur mit ihnen los? Das war unser großer Moment!
»Ich kurbele jetzt das Fenster runter«, erklärte ich. Ich wollte auf keinen Fall meine große Chance verpassen, berühmt zu werden.
»Wie heißt du, junge Dame?«, fragte ein Reporter und hielt mir sein Mikro vor die Nase.
»Taya Sonia Soares Wild«, sagte ich, wobei ich »Soares« überdeutlich aussprach, weil es die Leute ständig falsch schrieben. Ich stellte mir meinen Namen fett gedruckt auf der Titelseite vor, dazu ein Foto von mir und den Tigern. Ich war fest entschlossen, der Welt die Wahrheit über Sylvie Dickens zu sagen. Ich wollte …
»Stimmt es, dass ihr eure Tiere in viel zu kleinen Käfigen haltet?«, fragte der Reporter, der mir sein Mikro nun förmlich ins Gesicht rammte. »Stimmt es, dass der Tierschutz seit Jahren versucht, euren Laden dichtzumachen? Ist das wahr?«
20
Schlimmer als einen Sack Flöhe hüten
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis wir diese ekligen Skorpione und Giftspinnen abgeschüttelt hatten, die so taten, als wären sie seriöse Journalisten – und nun kamen wir zu spät zu den Dreharbeiten. Ihre furchtbaren Fragen spukten mir im Kopf herum wie zwei Boxer, die einander durch den Ring jagen. Misshandelt ihr eure Tiere? – Patsch! Darf man Tiere überhaupt für Geld vor die Kamera zerren? – Peng! Wann gebt ihr die Tiger ihren rechtmäßigen Besitzern Sylvie Dickens und Terry Tanner zurück – Klatsch! Niemals, dachte ich grimmig. Nie und nimmer! Sie konnten uns k . o. schlagen und auf unseren Köpfen herumtrampeln und die Rundenglocke läuten, so viel sie wollten, aber wir würden den Tanners gar nichts zurückgeben.
Tori war die Erste, die ihre Sprache wiederfand, als wir in die Straße zum Park einbogen.
»Ich glaube, Papa ist einem Fotografen über den Fuß gefahren.«
»Gut!«, sagte ich bissig. »Hoffentlich ist dabei auch seine Kamera kaputtgegangen.«
Mama hatte die Zeitung auseinandergefaltet und las sie im Licht der Straßenlampen, das durch die Autofenster hereinfiel.
»Diese Frau behauptet hier, dass sie die Tiger wegen eines schrecklichen Missverständnisses verloren hat und dass sie sich für mehrere Tigerhilfsorganisationen engagiert!«, berichtete sie verblüfft.
»Anonym natürlich«, bemerkte Papa grimmig. »Damit es niemand nachprüfen kann.«
Mama ließ die Zeitung angewidert fallen. »Wie können die nur solche Lügen drucken?«
»Das hat Sylvie also mit ›noch besseren Neuigkeiten‹ gemeint«, fiel mir ein. »Sie macht einen auf Tierretterin, und wir werden als Tierquäler dargestellt, damit sie die Tiger leichter zurückbekommen kann.«
»Aber das macht sie alles nur, damit ihr Name in den Zeitungen auftaucht«, warf Tori ein. »Du hast sie doch im Hotel reden gehört. Die Tiger sind ihr völlig schnuppe. Ihr geht es bloß um ihren Ruf.«
Als Mama ihr Handy aus der Tasche zog und Wild World anrief, um die neusten Informationen auszutauschen, funkelte Tori mich wütend an. »Du hättest besser nicht das Fenster runtergekurbelt und mit den Reportern geredet, Taya.«
»Dann ist es also wieder meine Schuld?«, fragte ich, und mein Kinn begann zu zittern. »Woher sollte ich wissen, dass sie so furchtbare Dinge sagen würden?«
»Es ist deine Schuld«, bestätigte Tori. »Wie immer.«
»Sei still, Tori!«, fuhr Mama sie an, nachdem sie ihr Telefon mit der Hand
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