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Absolut WILD - Kleiner Affe, großes Chaos

Absolut WILD - Kleiner Affe, großes Chaos

Titel: Absolut WILD - Kleiner Affe, großes Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Courtenay
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die Augen zusammen, als Papa die Kiste mit einem lauten Rums abstellte. Sie kippte um, Kabel fielen heraus, und Hasi sprang mit einem erschrockenen Jaulen zur Seite.
    »Ich schaffe Geld für diese Familie herbei, damit wir nach einem katastrophalen Jahr wieder auf die Beine kommen, und alles, was ich höre, ist: ›Hast du Matt gefragt?‹«, empörte sich Papa. »Der Dreh morgen mit den Makaken ist von großer Bedeutung für uns, weil ich den Rest meines Honorars erst bekomme, wenn alles im Kasten ist. Wir haben immer noch keine neue Bleibe gefunden, ich bin total erschöpft, habe nichts als Sorgen im Kopf und fühle mich einsam. Aber dich scheint das alles nicht zu kümmern, weil deine Arbeit …« – aus irgendeinem Grund sah er Dr. Nik an – »… offenbar viel wichtiger ist als ich!«
    Mama gab mir Opi auf den Arm und ließ einen wütenden Redeschwall auf Portugiesisch los. Ich verstand nur ein paar Wörter wie zum Beispiel »egoistisch« und »verwöhnt« und »rücksichtslos« und noch einige andere, die ich lieber nicht übersetzen will.
    Dr. Nik verschwand durch die Doppeltür. Ich zog den Kopf ein und trug Opi zu der Glaswand, hinter der Blondi stand. Blondi gab leise Schnalzlaute von sich, legte den Kopf schräg und drückte ihre dicken schwarzen Finger an das Glas, als wollte sie sagen: Ich würde dich so gern knuddeln, wenn dieses unsichtbare Ding nicht im Weg wäre!
    Mama und Papa waren mittlerweile so richtig in Fahrt. Sie fuchtelten wild mit den Händen und marschierten wütend auf und ab. Hasi war zu mir herübergekommen und winselte besorgt, als Opi das Gesicht verzog und leise zu wimmern begann.
    »Keine Sorge, Hasi, alles in Ordnung«, beruhigte ich sie und strich ihr über den Rücken. »Du brauchst keine Angst haben, vergiss die beiden einfach«, sagte ich zu Opi. »Gucken wir doch mal, was bei unseren Fernsehstars los ist.«
    Wir gingen nach nebenan zu den Makaken. Alle acht erstarrten einen Moment und schauten aufmerksam zu uns herüber.
    »Hallo, Käpt’n«, sagte ich zu dem alten Affen, der gleich hinter der Scheibe saß. »Euer neuer Swimmingpool sieht wirklich fantastisch aus!«
    Bevor ich ins Affenhaus gekommen war, hatte ich die Kulissenbauer im grellen Licht mehrerer Scheinwerfer arbeiten sehen. Sie hatten ein tiefes Becken im Außengehege angelegt, das eine geschwungene Form hatte, und eine elektrische Pumpe hineingesetzt, die das Wasser in Bewegung hielt. Nun verschönerten sie den Rand noch mit Steinen und Farnkraut. Neben dem Wasserbecken hatten sie sogar ein paar echte, ausgewachsene Bäume gepflanzt, die aussahen, als stünden sie schon seit fünfzig Jahren da. Die Fernsehleute wurden also pünktlich zum Beginn der Dreharbeiten mit der Anlage fertig, genau wie ich Joe gesagt hatte. Er würde begeistert sein, wenn er das alles sah. Ich ging davon aus, dass Tori Cazza einladen würde. Mir fiel niemand anderes ein, den sie mitbringen könnte.
    »Wie war’s denn heute beim Schwimmtraining?«, fragte ich. »Wie hat Dickmops sich gemacht?«
    Dickmops saß mürrisch in einer Ecke und hatte einen halben Apfel in der Hand. Der Käpt’n schnatterte mir etwas zu, das auf Schimpansisch wahrscheinlich so viel hieß wie: »Der hat es immer noch nicht geschnallt.«
    Ich verlagerte Opi vorsichtig von einem Arm auf den anderen, bevor ich das Gespräch mit dem Makakenchef fortsetzte. »Hast du eigentlich schon deinen Text gelernt? Du könntest ein großer Star werden, weißt du?«
    In diesem Moment knallte die Tür des Affenhauses hinter Papa zu. Mama nahm mir Opi mit zitternden Händen ab und legte ihn wieder auf ihre Schulter. »Dein Vater …«, begann sie.
    »Sei mir nicht böse, Mama«, sagte ich, »aber ich will es nicht hören. Hasi kann doch hierbleiben, oder? Bis dann!«
    Ich spürte Mamas sorgenvolle Miene im Nacken, als ich zum Ausgang eilte – und dabei einen großen Schritt über das Kabelgewirr machte, das immer noch auf dem Boden lag –, aber ich hatte alles so satt, dass ich das Affenhaus verließ, ohne mich noch einmal umzusehen.

19
    Ein Schimpansenbaby beim
Weihnachtskonzert
    Die Schulaula war zum Bersten voll. Die Leute saßen aneinandergedrängt in so dichten Reihen auf den grauen Schulstühlen, dass ich für sie hoffte, dass so bald niemand aufs Klo musste. Mit den Styroporplatten unter der Decke und den schäbigen alten Fenstern sah die Aula nicht gerade aus wie das massivste Gebäude der Welt. Vermutlich würde der Saal aus allen Nähten platzen, wenn sich noch eine

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