Absolute Beginners
diesen Unsinn weiterlesen?«, schrie ich Big Jill an.
»Das bleibt dir überlassen«, sagte sie.
Dann fuhr der Artikel fort, die Fakten über die farbigen Gemeinden zu präsentieren, die sich im Vereinigten Königreich niedergelassen hatten. Es gebe da viele hart arbeitende Leute, das werde nicht verneint, wie man an den höflichen und effizienten Bediensteten der öffentlichen Verkehrsbetriebe sehen könne, doch ebenso viele seien Faulenzer, die es sich mit den Drei-Pfund-zehn, die sie von der staatlichen Fürsorge bekämen, gut gehen ließen. Dies führe zu Problemen auf dem Arbeitsmarkt, und wir müssten uns ins Gedächtnis rufen, dass die Nation gerade eine leichte, wenn auch natürlich vorübergehende Rezession erlebe. Spannungen auf dem Wohnungsmarkt seien ein weiteres Problem. Richtig sei, dass farbiges Volk mehrheitlich – und aus Gründen, die mehr als nachvollziehbar seien und hier nicht ausgeführt werden müssten – Schwierigkeiten habe, sich eine Unterkunft in den besseren Teilen der meisten Städte zu beschaffen. Richtig sei ferner, dass vor allem viele Westinder über die Jahre genug aus ihren Lohntüten angespart hätten, um Häuser zu erwerben, aber leider seien diese im Allgemeinen nur bessere Bruchbuden, die noch weiter herunterkämen, sobald sie einzögen, zum Nachteil aller steuerzahlenden Bürger. Darüber hinaus sei wohlbekannt, dass farbige Vermieter weiße Mieter vertrieben – oft Pensionäre in höherem Alter –, indem sie ihnen ihr Leben unmöglich machten.
Dann sei da die Sache mit den unterschiedlichen Bräuchen und Gewohnheiten. Im Großen und Ganzen, hieß es in dem Artikel, seien die Engländer als solche für ihr anständiges und gesittetes Benehmen bekannt. Die Einwanderer, oder zumindest sehr viele von ihnen, jedoch anscheinend nicht. Sie feilschten mit Vorliebe im Laden, betatschten das Obst, bevor sie es kauften, ließen die Stereoanlage die ganze Nacht laufen, kleideten sich in schrillen Farben und, noch schlimmer, denn dadurch fielen sie noch mehr auf, würden in noch schrilleren Fahrzeugen herumfahren, die sie, wie auch immer, in ihren Besitz bringen konnten.
Dann war da noch die Frauenfrage. (Bei dieser Frage legte sich der alte Amberley so richtig ins Zeug!) Zunächst einmal, sagte er, seien gemischte Ehen – und verantwortungsbewusste farbige Individuen seien die Allerersten, die dem zustimmten – in keiner Weise wünschenswert. Sie führten zu einer Mischrasse, körperlich und geistig minderwertig und von beiden reinrassigen Gemeinschaften abgelehnt. Überdies und natürlich seien diese unreinen Nachkömmlinge oftmals – und das mache die Sache noch schwerwiegender – das Ergebnis von Verbindungen, die weder den Segen der Kirche noch den des Staates hätten. Und mehr noch, hieß es in dem Stück. Die nur zu bekannte Neigung und Vorliebe farbiger Männer, intime Beziehungen mit weißen Frauen aufzunehmen – unglücklicherweise ein inzwischen weithin zu beobachtendes Phänomen in Ländern, in denen die Gelegenheit dazu bestand –, führe zu ernsthaften Spannungen zwischen den Einwanderern und den Männern der begehrten Provenienz, und deren natürlicher – und, wolle er hinzufügen – vernünftiger und angemessener Instinkt sei es, ihr Frauen-Volk vor dieser Verunreinigung zu schützen, selbst wenn dies zu Gewalt führte, welche, unter normalen Umständen, jeder höchst bedauernswert fände.
Aber das sei nicht alles: Es sei die Zeit gekommen, offen zu sprechen, und dies müsse gesagt werden. Die Akten der Gerichte hätten gezeigt – ganz zu schweigen von den persönlichen Beobachtungen jedes besorgten und aufmerksamen Beobachters –, dass es unter der Einwanderer-Gemeinschaft mittlerweile allzu verbreitet sei, vom unmoralischen Einkommen weißer Prostituierter zu leben. Niemand wolle behaupten – zumindest in dieser Zeitung –, dass in allen und jeder solcher unmoralischer Verbindungen der schuldige Mann ein farbiges Individuum sei, da natürlich – wie Zahlen, die vor Kurzem in Kolumnen dieser Zeitung veröffentlich worden waren, unglücklicherweise allzu deutlich gemacht hätten – die geschätzte Gesamtzahl aktiver Prostituierter in diesem Land selbst nicht viel niedriger sei als die Gesamtzahl männlicher farbiger Einwanderer im passenden Alter. Dennoch könne die unverhältnismäßig große Zahl farbiger »Paten« nicht geleugnet werden.
»Herrgott!«, sagte ich und legte das ganze verdammte Ding nieder. »Ich kann das einfach nicht weiterlesen
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