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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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Tür.
    Denn drehte sich einer der Scheißkerle um und sah seine erlesenen Begleiter an und grinste ein schmutziges Grinsen und ging plötzlich auf die beiden Sikh-Typen zu und schlug einem von ihnen mitten ins Gesicht: die Faust so, dass die Fingerknöchel direkt auf den Schädel trafen. Solange ich lebe, das schwöre ich, werde ich nie den Gesichtsausdruck dieser asiatischen Nummer vergessen: es war überhaupt nicht Angst, es war überhaupt nicht Wut, es war einfach komplette Verblüffung und Fassungslosigkeit.
    Dann baute sich der andere Sikh neben seinem Kumpel auf, und die Großmäuler zogen sich ein wenig zurück, dann trennten sich die beiden Gruppen und der Dumpfbacken-Haufen ging lachend wieder den Hügel runter, und die Sikhs fingen an, zu palavern und mit den Armen zu fuchteln. Sie liefen ein Stück weiter, drehten sich dann um und sahen zurück und gingen dann palavernd und fuchtelnd weiter, bis sie außer Sicht- und Hörweite waren.
    Jetzt wirst du dich fragen, was mit mir war. Rannte ich nach draußen und langte dem Obergroßmaul eine und stauchte den Haufen kleiner Monster zusammen? Die Antwort ist – das tat ich nicht. Erstens, weil ich schlechthin meinen Augen nicht traute. Und weil außerdem die ganze Sache einfach so sinnlos war, fühlte ich mich plötzlich schwach und krank: ich meine, ich hab eigentlich nichts dagegen, dass Männer miteinander kämpfen, wenn sie es wollen und einen Grund haben. Aber so ein Ding! Im Übrigen – ich sage es nicht gern, aber hier kommt’s – hatte ich selbst Angst. Unmöglich eigentlich, dass einem eine Bagage wie diese Angst einjagen kann, und einer davon würde das sicherlich auch nicht und zwei oder drei vielleicht auch nicht … Aber diese kleine Gruppe: offenbar mit ganz eigenen abscheulichen Gedanken, wenn man das so nennen kann, und einer ganzen Menge ungeahnter Kraft dahinter.
    Ich rannte nach unten in den Kellerhof und rief Big Jill. Es dauerte eine Weile, bis sie zur Tür kam und schrie, ob ich keinen Anstand hätte, im Gebäude schliefen noch Mädchen, aber ich schob mich an ihr vorbei in die Küche und erzählte ihr, was ich eben gesehen hatte. Sie hörte zu, stellte mehrere Fragen und sagte: »Diese Bastarde!«
    »Aber was hätte ich tun sollen, Big Jill?«, rief ich.
    »Wer – du? Oh, keine Ahnung, ich mach dir eine Tasse Tee.«
    Als sie anfing mit Geschirr herumzuklappern und ihre roten Männerhosen über ihre riesigen Hüften zog, ohne mich auch nur im Geringsten um Erlaubnis zu bitten, stellte ich fest, dass ich zitterte. Als sie mir die Tasse reichte, sagte sie: »Vielleicht solltest du dir das mal ansehen.«
    Es war ein Leitartikel in der Tageszeitung von
Mrs. Dale
48 , für die der Amberley-Drove-Typ schrieb, an den du dich vielleicht erinnerst, und es ging um die Vorfälle vor einer Woche oben in Nottingham. Darin hieß es, die Hauptsache sei, dass wir realistisch blieben und einen angemessenen Sinn für Verhältnismäßigkeiten bewahrten. Es hieß, dass viele einflussreiche Zeitschriften – darunter natürlich auch diese Mrs.-Dale-Produktion – die Regierung schon lange davor gewarnt hätten, dass unbeschränkte Einwanderung, besonders von farbigen Individuen, in keiner Weise wünschenswert sei, selbst wenn solche Individuen, wie es zweifellos der allergrößte Teil von ihnen täte, aus Ländern hierherkämen, die unter direkter Kolonialherrschaft stünden, und aus Ländern, die von der Anbindung an den Commonwealth profitierten. Doch Solidarität innerhalb des Commonwealth sei das eine, und unbeschränkte Einwanderung etwas ganz anderes.
    Dann musste ein Wort über die farbigen Rassen gesagt werden. England, hieß es, sei eine alte und hochzivilisierte Nation, die Länder in Afrika und der Karibik hingegen seien in der Tat noch sehr weit entfernt davon, zivilisiert zu sein. Richtig sei, dass die westindischen Inseln seit vielen Jahrhunderten die Annehmlichkeiten der britischen Regentschaft genossen hätten, aber selbst dort sei das kulturelle Niveau niedrig, um es vorsichtig auszudrücken, und was Afrika anging, so möge man sich daran erinnern, dass manche Teile dieses gewaltigen Kontinents bis vor kaum hundert Jahren nie vom Christentum gehört hätten. In ihrer eigenen Umgebung seien farbige Leute zweifellos bewundernswerte Bürger, nach den dort geltenden Maßstäben. Aber wenn sie unerwartet in eine Kultur höherer Ordnung befördert würden, kämen unvermeidlicherweise ernsthafte Schwierigkeiten und Enttäuschungen auf.
    »Muss ich

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