Absolute Beginners
lächelte. »Ich nehme an«, sagte er, »damit können wir die Politiker abhaken.«
»Das hoffe ich doch«, erwiderte ich.
»Dann nehmen wir«, sagte Mr. P., »die Bombe. Wie hältst du es damit?«
Ganz offensichtlich hatte ich es mit einem Zombie zu tun.
»Hören Sie mal zu«, sagte ich zu ihm. »Keiner auf der Welt unter zwanzig interessiert sich auch nur ein winziges bisschen für Ihre Bombe.«
»Ah«, sagte dieser diplomatische Schleicher und schaute dabei ganz listig, » ihr vielleicht nicht, hier in Europa, meine ich, aber was ist mit den jungen Leuten in der Sowjetunion und den USA ?«
»Junge Leute in der Sowjetunion und den USA «, sagte ich zu ihm, deutlich und ganz langsam, »geben keinen Klumpen Katzenschiss auf diese Bombe.«
»Ruhig, mein Sohn. Woher willst du das wissen?«
»Mann, nur ihr Erwachsenen-Nummern seid es, die einander zerstören wollen. Und ich muss sagen, ganz ehrlich, das sage ich Ihnen als das, was man einen Minderjährigen nennt, es täte mir nicht leid, wenn ihr es tätet: außer, dass ihr dabei wahrscheinlich ein paar Millionen von uns unschuldigen Kiddos umbringen würdet.«
Mr. P. wurde ein bisschen ärgerlich.
»Aber du warst doch gar nicht in Amerika, oder!«, rief er aus. »Oder in Russland, um mit diesen jungen Leuten zu reden.«
»Wieso sollte ich das müssen, Mister? Man muss nirgendwohin reisen, um zu wissen, wie es ist, jung zu sein, irgendwann, irgendwo. Glauben Sie mir, Mr. Pondoroso, Jugend ist international, genauso wie das Alter. Beide hängen wir sehr am Leben.«
Ich weiß nicht, ob das, was ich da sagte, Blödsinn war, oder ob irgendwer außer mir im Universum so denkt, aber in jedem Fall ist es das, was ich ehrlich glaube – nach allem, was ich beobachtet und mit meinem alten Dad so beschwatzt habe.
Mr. P. sah aus, als sei er enttäuscht von mir. Dann hellte sich seine Miene etwas auf, er zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch und sagte: »Dann bleibt uns nur noch ein Thema für einen Engländer, aber ein sehr wichtiges …« (hier erhob sich der Gockel in Ballettstrumpfhosen halb aus seinem Sessel und salutierte) »… und das ist Ihre Britannische Majestät die Queen!«
Ich seufzte.
»Nein, bitte, nicht das«, sagte ich höflich, aber sehr bestimmt. »Wirklich, das ist ein Thema, das wir sehr, sehr satt haben. Eines, für das wir nicht genug Interesse aufbringen können, um irgendwelche Gedanken daran zu verschwenden.«
Mr. Pondoroso sah aus, als hätte er seinen Nachmittag vergeudet. Er erhob sich in seinem Turnanzug, der bei seinem Rumgeturne im Zimmer verrutscht war und eine Falte olivfarbenen Bauchs bloßlegte, und sagte zu mir: »Du kannst mir also nicht viel über Britannien und seine Position erzählen.«
»Lediglich«, sagte ich, »dass die Position ist, dass es seine Position noch nicht gefunden hat.«
Er sprang nicht darauf an, und mit einem freundlichen Lächeln in meine Richtung verließ er das Zimmer, um sich wieder anständig anzuziehen. Ich legte
eine Platte auf seiner Anlage auf, meine Wahl fiel auf
Billie H.
6 , auf die ich noch mehr abfahre als auf Ella, aber nur, wenn ich müde bin, wie jetzt, und außerdem, nach dem Treffen mit Suze und der Schwerstarbeit mit meiner Rolleiflex und dann dieser schwachsinnigen Unterhaltung, in Friedhofsstimmung. Aber Lady Day hat in ihrem Leben so viel gelitten, dass sie alles für einen mitträgt, und schon bald war ich wieder ein fröhlicher Schleicher.
»Die hätte ich ja auch gern«, sagte ich, als Mr. P. wieder auftauchte.
»Bitte, nimm sie mit«, sagte er strahlend.
»Warten Sie erst mal ab, bis Sie meine Rechnung für die Aufnahmen kriegen, bevor Sie mir auch noch Geschenke machen«, warnte ich ihn.
Als Antwort, und das war ziemlich nett von ihm, schob er die Platte in ihre Hülle und steckte sie mir unter den Arm, als gäbe er einen Brief auf.
Ich bedankte mich, und wir gingen nach draußen in die Sonne. »Wenn Sie Ihre Vespa satt haben«, sagte ich so zum Spaß, »können Sie mir die ebenfalls schenken.«
Und glaubst du’s, Junge – es funktionierte! »Sobald mein Automobil repariert ist«, sagte er und schlug mit der Hand auf den Sattel, »gehört dieses Spielzeug dir.«
Ich drückte ihm die Hand. »Mickey«, sagte ich, »wenn Sie das ernst meinen, sind Sie mein Mann. Und die Fotos sind selbstverständlich gratis.«
»Nein, nein«, rief er. »Das ist eine ganz andere, eigene Angelegenheit. Für die Bilder bezahle ich dich bar.«
Er stürzte nach drinnen. Ich setzte mich
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