Absolute Hingabe
nicht annähernd so intensiv und exquisit gewesen wie der Moment, als Cedric in das Spiel eingegriffen hatte. Lag es daran, dass es so direkt und persönlich gestaltet war, wie er sie mit der bloßen Hand auf nackter Haut gezüchtigt hatte? Oder lag es an dem Mann? Emma betrachtete eingehend Cedric Gesicht, der geduldig wartete.
„Ich weiß es nicht.“
Sie senkte über sich selbst enttäuscht den Kopf, besann sich sofort wieder und korrigierte ihre Haltung. Cedric zog sie an seine Brust und umarmte sie fest. Ein sinnliches Beben drang durch sie hindurch. Seine Nähe fühlte sich tröstlich und köstlich an.
„Ich bin so durcheinander. Das ist ein bisschen viel. Es ist ein Gefühl, als wüsste ich gar nichts mehr, und das macht mich vollkommen unsicher.“
„Das ist normal. In dir widerspricht sich jetzt alles und nichts. Und du denkst, dass du dich selbst nicht mehr kennst.“
„Woher weißt du das?“
Er lachte leise auf und löste sich nur ein klein wenig von ihr, um sie anzusehen.
„Ich habe auch einmal wie du ganz am Anfang gestanden und habe mich selbst nicht wiedererkannt. Aber genau das ist es, was ein Leben spannend macht. Sich immer wieder selbst zu überraschen und neue Dinge an sich zu entdecken.“
Aus seinem Mund klang es logisch und leicht, aber so fühlte es sich nicht an.
„Ich komme mir dumm vor.“
„Das solltest du nicht. Sieh dich um, egal ob devot oder dominant, sie alle haben einmal begonnen und fühlten sich genauso wie du jetzt.“
„Aber die Dominanten haben es einfacher. Sie sind von Natur aus so gestrickt, und für sie ist es leicht, andere zu beherrschen.“
„Glaubst du das tatsächlich?“
„Mir ist klar, dass ihre Rolle nicht einfach ist, schließlich tragen sie eine hohe Verantwortung, aber sich in ihre natürliche Rolle zu finden, muss ihnen selbstverständlich vorkommen.“
Cedric löste sich nun ganz aus der Umarmung und zog sie mit sich.
„Was ist dir als Erstes durch den Kopf gegangen, als du dir deiner devoten Neigung bewusst geworden bist?“
„Zurück ins Mittelalter? Entschuldige, das war ein dummer Scherz, aber so ähnlich. Ich habe mich geschämt.“
„Ging mir genauso.“
„Was?“
Dieser eine Satz aus seinem Mund brachte Emma dazu, umgehend stehenzubleiben. Sie starrte auf Cedrics Hinterkopf und glaubte, sich verhört zu haben. Er ging einfach weiter.
„Wie hast du dich gefühlt, nach deiner ersten Session?“
Noch immer fixierte sie ihn.
„Verwirrt.“
„Das war ich auch. Was hat dich dazu bewogen, es wieder zu tun?“
„Neugier. Und ich wollte wissen, ob es wirklich das war, was ich beim ersten Mal gefühlt habe.“
„Kann ich bestätigen.“
Endlich drehte Cedric sich zu ihr um.
„Und du bist immer wieder hingegangen, weil es dich erregt hat, weil es deine Träume in Realität umgewandelt hat, und du konntest kaum fassen, dass du dich entschieden hast, dieser Neigung nachzugeben, obwohl die Gesellschaft eine abwertende Meinung dazu hat. Du konntest nicht anders, es war wie eine Sucht, die Befriedigung benötigte. Manchmal konntest du es kaum erwarten, bis die nächste Session stattfand. Du hast dich danach gesehnt, hast intensiver davon geträumt und wolltest mehr. Innerlich hast du gekämpft, dich geschämt. Du hast versucht, wieder ein normales Leben ohne BDSM zu führen, hast versucht, die Erlebnisse zu verdrängen, und dem Wunsch nie wieder nachgeben zu wollen. Du hast dich schmutzig gefühlt, weil alle um dich herum es als pervers und widerwärtig betrachten. Das spürtest du, ohne dass du sie danach gefragt hättest. Ohne dass sie davon wussten, doch du hattest das Gefühl, gebrandmarkt zu sein. In dir ist etwas zerbrochen, das dir deine Unschuld von den Augen genommen hat und dir gezeigt hat, wer du wirklich bist.“
Seine Hände hielten ihr Gesicht, und Emma nickte immer wieder, weil jedes Wort, das über seine Lippen kam, der Wahrheit entsprach.
„Es war ein wenig wie bei einem Kind, dem man jahrelang erzählt, dass es den Weihnachtsmann gibt. Und dann entdeckt es, dass alles eine Lüge war. Du warst enttäuscht von dir selbst, weil deine Gefühle dem entgegenstanden, was eine Frau ausmachen sollte. Dein Wunsch, dich einem Mann zu unterwerfen, aus Lust und freiem Willen, hat dich immer wieder hierhergetrieben und dich mit einem schlechten Gewissen nach Hause begleitet. Aber du bist wieder hier, mit mir. Fühlst du noch immer das schlechte Gewissen?“
„Nein, es ist mir egal, was andere über mich denken
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