Absolute Hingabe
Gedanken keine Äußerung zu geben, war so überfordernd, dass sie fast daran zu ersticken drohte. Es wurde etwas leichter, als er sie vorsichtig auf die Rückbank eines Taxis schob, drauf bedacht, dass sie sich nirgendwo stieß.
Es wirkte lachhaft, als sie darüber nachdachte, was der Fahrer über ihre Vorführung denken mochte. Cedric nannte eine Adresse in der Upper Eastside. Als sie das Ziel erreichten und ausstiegen, hatte sie jedwede Orientierung verloren. Er führte sie mit straffer Leine und einer Hand in ihrem Rücken, ohne ihr die Umgebung zu beschreiben. In ihrem Kopf malte Emma sich aus, wie das Lokal wohl aussehen würde, welche Menschen zu Tisch saßen und sie skeptisch beäugen würden. War es ein feines Restaurant mit nobler Ausstattung und gehobenem Klientel?
Der Teppich unter ihren Füßen wirkte weich. Sorgsam schob Cedric ihr einen Stuhl unter, entfaltete eine Serviette und legte sie Emma auf den Schoß. Doch wie sollte sie mit ihren auf dem Rücken gefesselten Händen essen, nicht sehend, wo ihr Teller stand oder sich das Besteck befand? Es war um sie herum still geworden, als sie das Lokal betreten hatten. Erst jetzt vernahm Emma wieder leise Gespräch der anderen Gäste. Redeten sie über sie? Warfen ihr verstohlene Blicke zu? Fragten sie sich, was das sollte?
Emma hörte Cedric die Bestellung aufgeben, und er bat darum, dass der Kellner das Gedeck vor ihr wegnahm. Was bedeutete das? Alleingelassen mit ihren Gedanken, die sie nicht äußern durfte, fühlte sie sich einsamer denn je. Fragen brannten ihr auf der Seele, die sie nicht stellen durfte. Die Handschlaufe der Leine lag auf ihrem Schoß und schien schwer zu sein, als würden die Glieder der Kettenleine ihr Halsband hinabziehen. Emma fühlte sich so allein unter den Gästen, verlassen von seiner Aufmerksamkeit. Cedrics Nähe war präsent, doch sie spürte, dass er sie nicht beachtete, während alle anderen um sie herum die Augen nicht von ihr lassen konnten.
Emma kam sich vor wie in einen Käfig aus Glas gesperrt, in den jeder hineinsehen konnte, präsentiert vor aller Augen. Alles in ihr wollte schreien, wollte Reaktionen wecken, aber eine solche Tat würde sie in eine noch viel peinlichere Situation bringen. Dessen war sie sich absolut und uneingeschränkt sicher.
Ihre Hilflosigkeit wurde schlimmer, als Cedric begann, sie mit Bissen von seinem Teller zu füttern, denn er hatte nur ein Dinner bestellt. Ein Stück Fleisch von seiner Gabel drängte sich gegen ihre Lippen. Emma konnte sich kaum auf den Geschmack konzentrieren. Auch das Glas Wein hob er an ihren Mund, damit sie trank. Erst das Dessert legte sich schokoladig weich und rund auf ihre Zunge. Sie ergab sich dem Moments. Gefesselt mit dem Redeverbot und der Augenbinde, genoss sie Cedrics Fürsorge, und Emma erinnerte sich an Sydneys Worte vom Vormittag.
„Die Zeit unseres Deals ist fast um.“
Der Schreck durchfuhr sie. Just als sie sich auf die ungewöhnliche Situation eingelassen hatte, lief die Zeit gegen sie. Emma schüttelte heftig ihren Kopf, brach aber das Schweigegelübde nicht.
„Ich biete dir eine letzte Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wohin wir gehen werden. Für heute Nacht habe ich einige Dinge geplant, doch es liegt an dir, ob sie geschehen werden. Entweder ich nehme dir das Halsband ab und bringe dich nach Hause oder du schenkst mir eine letzte Nacht, in der du dich prüfen kannst. Doch bevor du antwortest, werde ich dir eine Sache entziehen.“
Für einen Moment wurde es still zwischen ihnen. War das der Grund gewesen, weshalb er sich verspätet hatte?
„Heute Nacht wird es keine Farben geben. Kein Grün, kein Gelb und kein Rot. Wenn du dich für diese Nacht entscheidest, mein Schatz, wirst du es nicht beenden können, nichts davon stoppen und nichts dämpfen. Alles wird so geschehen, wie ich es geplant habe, wie ich es will.“
Cedric streichelte sanft ihre Wange, berührte mit der Daumenkuppe ihren Mund.
„Ich werde dich über viele deiner uns unbekannten Grenzen weit hinausführen. Ich werde Dinge von dir verlangen, gegen die du dich sperren möchtest, aber ich werde darauf bestehen, dass du sie ausführst. Egal welcher Widerstand sich in dir regen wird, ich werde ihn brechen.“
Trotz der Zärtlichkeit in seiner Stimme, klangen seine Worte hart und unwiderruflich. Das Risiko in seinen Ankündigungen reizten ihre Neugier.
„Möchtest du mir dafür dein Vertrauen schenken, Emilia?“
Ihre Hände ballten sich auf ihrem Rücken zu
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