Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
Vom Netzwerk:
vielleicht etwas träge, schätze ich. Meine Frau war zunächst richtig gut, sie pflegte mich, und es gab die Pension, aber dann konnte sie es nicht länger ertragen. Ich konnte es ihr nicht verübeln, wenn ich ehrlich bin, weil ich doch einfach kein Mann mehr war, und stellen Sie sich vor, wie ich damals ausgesehen habe, Sie sehen ja, wie ich heute aussehe, wo die Wunden lange verheilt sind. Ich konnte nichts für sie tun. Und mit den beiden Kindern war es einfach zu viel für sie allein, deshalb zog sie aus und nahm die Kinder mit zu ihren Eltern oben im Norden und ich habe das Haus verkauft und bin wieder zu meinen Eltern gezogen, weil ich damals nicht allein klarkommen konnte. Jetzt geht es mir allmählich besser und die Regierung hat sich ein wenig um mich gekümmert, sogar die neue. Das muss ich ihnen wenigstens anrechnen. Meine Frau ist jetzt wieder verheiratet und ich bekomme meine Kinder nicht allzu oft zu sehen, weil ich es mir nicht leisten kann, sie zu besuchen, und meine Frau kann es sich nicht leisten, sie zu mir zu schicken. Das sollte eigentlich nicht sein und ich mache dafür das Attentat an jenem Tag verantwortlich, nicht sie, ich weiß, dass sie nichts dafür kann. Was kann ich denn sonst tun? Ich frage Sie, Mitglieder dieser Kommission, was soll ich sonst tun? Was werden Sie tun, um mir zu helfen?
    VORSITZENDER : Möchten Sie etwas zu denjenigen sagen, die die Verantwortung für dieses Attentat übernommen haben, Mr Louw?
    MR LOUW : Was kann ich sagen? Ich schätze, es war Krieg. Aber sie haben gegen uns gekämpft und wir haben uns nur verteidigt. Das ist alles. Und ich, ich war nur ein Büroangestellter.
    VORSITZENDER : Ruhe, bitte. Das ist wirklich die letzte Warnung. Wenn es noch einmal Unruhe gibt, muss ich den Saal räumen lassen.

SAM
    Obwohl sie anfänglich versichert hatte, dass sie es nicht tun würde, fängt Clare an, mir Einblick in ihre Geschäftskorrespondenz mit ihren Agenten und Verlegern zu gewähren. Wenn ich nun zu weiteren Interviews komme, liegt ein Ordner auf dem Couchtisch in ihrem Arbeitszimmer für mich bereit. Wir sprechen vormittags miteinander, nehmen zusammen das Mittagessen ein und dann darf ich die Schriftstücke in einem anderen Zimmer studieren, mir Notizen machen, sie fotografieren, wenn ich will, und ihr Fragen stellen, obwohl es immer noch eine Spur Eis unter der Oberfläche gibt. Sie ist reserviert und unnahbar und äußert sich verächtlich über das Vorhaben. Biografie ist zweitrangige Arbeit, sagt sie. Biografie ist Kannibalismus und Vampirismus. Das Wort Darling habe ich nicht wieder von ihr gehört und ich werde es vermutlich auch nicht mehr hören. Es war ein untypischer Moment der Schwäche.
    Eine Woche später. Statt Briefen zeigt sie mir heute zum ersten Mal Manuskripte in Hand- oder Maschinenschrift, mit ihren Randnotizen, und gestattet mir wieder, sie in ein anderes Zimmer mitzunehmen, wo ich ungestört mit ihnen arbeiten kann. Ich mache mir Notizen, vergleiche Varianten in den gedruckten Ausgaben von Landing mit frühen Entwürfen, mit der Hand in Schulhefte geschrieben. Es ist genug Arbeit vorhanden, um mich für Monate zu beschäftigen. Es ist wichtig, dass ich Kopien anfertige, solange ich es kann, was bedeutet, dass ich jede Seite, die Clare mir vorlegt, fotografiere. Ich kaufe zusätzliche Speicherchips für den Fotoapparat, ein besseres Stativ und eine kleine Lampe. Sie schaut belustigt zu, als ich mein Studio aufbaue, und sie entschuldigt sich sogar dafür, dass sie keinen Kopierer oder Scanner besitzt; es kommt nicht infrage, dass ich die Erlaubnis erhalte, irgendwelche Schriftstücke aus dem Haus mitzunehmen. »Das ist zu gefährlich«, sagt sie. »Ich habe nämlich schon früher wertvolle Dinge verloren. Ich ertrage Verlust nicht. Doch dokumentieren Sie alles, was Sie wollen, alles, was relevant sein könnte.« Ich weiß, dass sie jeden Augenblick ihre Meinung ändern könnte. Es steht in ihrer Macht, das Vorhaben zu beenden und mit einer finanziellen Entschädigung meinen Vertrag zu kündigen. Streng genommen gehören meine Notizen und Abschriften nicht einmal mir, sondern Clare und ihrem Verleger. Ich überlege mir das mit dem Fotoapparat noch einmal und kaufe einen transportablen Scanner, fertige eine Kopie der früheren Fotografien an und schicke alles, was ich kopiere, per E-Mail an Greg, der sich bereit erklärt, die Dateien zu sichern. Alles muss zusammengetragen, kopiert, archiviert und gesichert werden. Aller Wahrscheinlichkeit

Weitere Kostenlose Bücher