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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Goldammer
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nur darauf, einen Täter zu präsentieren.«
    »Ich kann aber nicht«, jammerte
Spechtler. Und dieses mal musste Tauner seine Wut nicht spielen. Wütend rannte er
zur Tür, die sofort geöffnet wurde, und verschwand nach draußen. Uhlmann erhob sich
schwerfällig und folgte ihm, nicht ohne Spechtler noch einen ernsten Blick zugeworfen
zu haben. Schließlich sah er sich erneut um. »Solange Sie noch kein ausreichendes
Alibi finden für diese Zeit, werden Sie hier bleiben.«
     
    »Du hast ganz schön auf den Putz gehauen. Sein Anwalt wird dir dankbar
sein für solche Sätze wie: ›Die Staatsanwaltschaft wartet nur darauf, einen Täter
zu präsentieren‹.« Uhlmann sah Tauner vorwurfsvoll an.
    »Der weiß irgendwas! Entweder wer
den Anschlag begangen hat, oder er war es selbst, oder irgendetwas anderes. Das
muss er uns erzählen!«
    »Und wenn er nun wirklich dicht
war, beinahe bewusstlos?«
    »Das war er nicht, es liegt ihm
auf der Zunge, er kann es aber nicht sagen.«
    »Ich denke nicht, dass er es war,
und ewig werden wir ihn nicht mehr festhalten können. Sobald sich ein paar Leute
melden, die ihn gesehen haben, müssen wir ihn gehen lassen.«
    »Aber so lange halten wir ihn fest.«
    »Du scheinst ja regelrecht versessen
darauf zu sein.«
    Tauner blieb stehen, hier unten
im Keller war es sowieso kühler. »Hans, weißt du, wo seine Frau ist?«
    »Natürlich nicht.«
    »Siehst du!« Tauner lief wieder
los.
    »Du glaubst, er hat ihr etwas angetan?«
    »Ich hoffe nicht, aber dass er sie
gleich vermisst meldet, macht ihn verdächtig in meinen Augen. Ich meine, es war
noch kein Tag vergangen. Wenn zwei Erwachsene sich streiten und einer rennt weg,
macht man doch keine Vermisstenanzeige. Sie wird bei Bekannten untergekommen sein.
Und wenn da jemand anruft, sagen die natürlich, dass sie nicht da ist.«

7
     
    »Da hinten kommt er.« Bärlach deutete auf eine kleine Fahrzeugkolonne,
die sich dem Friedhof näherte.
    Tauner nickte und schwitzte still
vor sich hin. Die brütende Hitze war keinen Zentimeter gewichen, nicht ein Mal in
den letzten vier Tagen hatte es geregnet. Das Gras auf dem Friedhofsgelände blieb
nur durch ständige Bewässerung grün. Einfach nichts war passiert in den letzten
Tagen, sie waren kein Stück weitergekommen. Spechtler saß in seiner U-Haftzelle,
weigerte sich zu sprechen und hatte es dort im Keller des Polizeipräsidiums wahrscheinlich
noch am besten, weil es da am Kühlsten war. Heiligmann, der arbeitslose Trainer,
musste sich zur Verfügung halten, sein Alibi reichte aus, um die Staatsanwaltschaft
davon abzuhalten, einen Haftbefehl auszustellen. Eine Prostituierte hatte bezeugt,
bei ihm gewesen zu sein, ihre Aussage musste überprüft werden. Tauner wusste selbst
am besten, dass jeglicher Vorwurf gegen Heiligmann haltlos war. Er war nur in den
Kreis der Verdächtigen geraten, weil Ehlig ihn aufgezählt hatte und selbst diese
Aufzählung schien haltlos.
    Außerdem hatte
Tauner das Gefühl, als interessierte sich niemand wirklich dafür. Die Presse zwar,
und das mit aller Macht, denn jeden Tag stand in der Zeitung, dass die Polizei vor
einem Rätsel stehe. Aber Ehlig selbst und Jansens Frau machten nicht den Anschein,
als raubte es ihnen nachts den Schlaf. Die Hamburger Kollegen hatten Tauner Videobänder
vorgespielt von Frau Jansens Befragung, sie machte darauf einen gefassten Eindruck,
müde zwar und ein wenig zerzaust, aber sonst recht abgeklärt und ein wenig lustlos
bei der Beantwortung der Fragen.
    Nun aber sprachen alle vom nächsten
Spiel der deutschen Mannschaft und Dreher hatte sich das Wadenbein geprellt und
Bartke hatte eine Grippe, aber ansonsten waren alle fit. Noch an diesem Abend ging
es los und Tauner hoffte dann schon auf dem Weg nach Hause zu sein. Er wollte es
sich eigentlich nicht eingestehen, aber nach Hamburg war er nur gefahren, weil ihm
nichts Besseres mehr einfallen wollte.
    Ehlig stieg aus, umringt von einigen
Personenschützern, aus einem zweiten Auto stieg eine Frau und Tauner sah, dass auch
sie persönlichen Schutz erfuhr. »Ist das Ehligs Frau?«
    Bärlach nickte. »Sophie Marie Ehlig,
neununddreißig Jahre alt. Verheiratet mit Ehlig seit 2001.«
    »Relativ jung, wie alt ist er?«
    »Einundsechzig!« Bärlach schwieg
sich aus darüber, was er davon hielt.
    Ehlig kam heran, er trug einen schwarzen
Anzug und eine ernste Miene zur Schau. Er erkannte Tauner offenbar, denn er hob
die Hand zum Gruß und lenkte alle Aufmerksamkeit auf ihn. Tauner nickte zurück

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