Abstauber
doch
den Mann nicht umgebracht, der Mörder war es gewesen, und offenbar war der Mörder
schlau und hatte keine Nerven gezeigt, was also konnte er dafür? Und was konnte
er dafür, wenn keiner der Beteiligten wirklichen Elan zeigte, wenn es darum ging,
Verdächtige aufzuzeigen. Irgendjemanden gab es doch immer im Leben, der einen hasste.
»Herr Ehlig!« Tauner eilte dem Trainer nach, der schon wieder verschwinden
wollte.
»Ach, der Herr Tauner.« Ehlig tat,
als wären sie alte Freunde. Tauner wollte Bärlach vorstellen, doch der stand zwanzig
Meter weiter bei einem Herrn vom DFB.
»Herr Ehlig, ich weiß, dass sie
ein viel beschäftigter Mann sind«, Tauner hasste sich selbst für diese Schmeichelei.
»Aber haben Sie noch einmal nachgedacht? Ist Ihnen vielleicht etwas eingefallen,
irgendeine Kleinigkeit? Ein Gespräch vielleicht in Berlin, irgendjemand, der einen
ganz speziellen Grund gehabt haben könnte? Oder kennen Sie vielleicht jemanden,
der es direkt auf Jansen abgesehen haben mag?«
»Sind Sie extra aus Dresden gekommen,
um mich das zu fragen?« Ehlig tat ein wenig als wäre Tauner besonders dumm.
»Hätte ich Sie anrufen sollen? Oder
Sie nach Dresden bestellen?« Tauner hatte keine Lust zu lächeln, und Ehlig erkannte,
dass es kein Spaß war.
»Glauben Sie denn, es war Absicht?
Dann müsste der Täter gewusst haben, dass ich fahre.«
»Herr Ehlig, ich will Ihnen nicht
sagen, was ich glaube. Wir kommen nicht voran und der einzige Zeuge der Tat sind
Sie. Wir haben Hunderte Aussagen von Zeugen, die irgendwelche Männer und Autos gesehen
haben, aber keine deckt sich mit einer anderen, und manche behaupten, sie hätten
Außerirdische gesehen oder den Geist von Osama bin Laden. Verstehen Sie, was ich
meine? Es hängt an Ihnen!«
»An mir hängt noch viel mehr! Und
außerdem habe ich wirklich schon alles gesagt, wirklich. Ich habe auch Ihre Karte
noch, und falls mir etwas einfallen sollte, rufe ich Sie an.« Ehlig dampfte ab wie
ein Gangsterboss mit seiner Leibgarde, verschwand unter Blitzlichtgewitter in seinem
Wagen.
Tauner blieb wutschnaubend zurück
und Bärlach kam heran. »Deshalb bin ich nun hierher gefahren?« Nun konnte er es
selbst nicht mehr glauben. War das nicht wirklich dämlich? Er spürte eine Bewegung
in seinem Rücken. »Wagen Sie es nicht, Ihre Hand auf meine Schulter zu legen. Sie
hätten sich auch mal was einfallen lassen können. Ihre angeblichen Kontakte haben
bisher nichts gebracht außer weitere Spekulationen. Ich wollte, dass die Jansen
einen Anfall kriegt und zugibt, dass sie ihren Mann umlegen wollte. Und anstatt
mir zu helfen, machen Sie sich Gedanken um Anstand und Würde. Wird nicht mehr lange
dauern, dann sind wir dran!«
»Wie dran ?«
»Dann ruft das Innenministerium
an, oder der Bürgermeister, oder irgend so ein scheiß aufgeblasener Sekretär!«
Eine sanfte Hand griff nach Tauners
Arm und hakte sich bei ihm unter. »Tja, so ist er eben, der Herr Ehlig. Fußball
ist sein Ein und Alles, nach dem Spiel ist immer vor dem Spiel. Und das nächste
Spiel ist immer das schwerste. Da ist es egal, ob Geburtstage, Beerdigungen, Mordfälle
oder Erdbeben anstehen.«
»Frau Ehlig!« Tauner versuchte sich,
galant der Frau zu entledigen, doch schon hatten ein paar Fotografen das neue Motiv
entdeckt.
»Sie sind der berühmte Herr Hauptkommissar
Tauner aus Dresden.« Frau Ehlig reckte ihr Kinn ein wenig hoch und strich Tauner
plötzlich mit der Hand über die Narbe am Kopf. »Es stimmt also!«
»Was stimmt?«
»Sie hatten eine OP. Am Gehirn!«
Frau Ehlig war eine wirklich schöne Frau. Sie war in ihren Pumps groß genug, um
Tauner direkt in die Augen zu sehen, hatte ihr dunkles, glattes Haar hochgesteckt
und trug einen kleinen schwarzen Hut, mit einem großmaschigem Schleier, der ihr
bis zur Nasenspitze reichte, ihre Augen waren dunkel. Unter ihrem schwarzen Kleid
schien sie durchtrainiert. Kinder hatte sie nicht, soviel Tauner wusste, und Zeit
wahrscheinlich genug, um sich jeden Tag ein paar Stunden im Fitnessstudio aufhalten
zu können.
Tauner wusste ob dieser hemmungslosen
Neugier nichts zu sagen, wich ein wenig zurück.
»Ein Querdenker sind Sie, hab ich
gehört. Waren Sie schon immer so oder sind Sie erst so geworden?« Frau Ehlig ließ
von ihm ab und lächelte galant.
Die spielt nur mit mir, dachte Tauner,
vielleicht will sie mich nur aushorchen. »Ich war schon immer so«, murmelte er ein
wenig einfallslos.
»Sind selbst mal Fußballer gewesen,
aber leiden können Sie
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