Abstauber
nicht so schwer sein,
jemanden zu finden, der nachts sechs Schüsse abfeuert und das in einem dicht bewohnten
Gebiet wie Dresden.« Tauner schüttelte den Kopf und las weiter. »Außerdem machten
die ermittelnden Beamten den Eindruck, als wären sie überlastet. Angesichts der
sächsischen Sparpolitik sollte man offenbar den einen oder anderen Punkt noch einmal
überdenken, vor allem die geplanten Stellenstreichungen bei der Polizei, über die
sich einige Beamte im vertraulichen Gespräch bei mir beklagten.« Pia näherte sich
aus dem Nebenzimmer und auch Uhlmann war aufgestanden und kam an den Tisch. Er stützte
sich schwer auf seine Hände.
»… bin davon ausgegangen,
dass eine Sonderkommission gegründet wird, aber offenbar misst man dem Umstand,
dass es sich um einen Anschlag auf den Bundestrainer handelt und noch dazu kurz
vor dem EM, keinerlei Bedeutung bei«, las Tauner weiter, schließlich hatte er genug.
»Dieser verdammte Kokser! ›Im vertraulichen Gespräch mit Beamten‹, meint der uns
damit, oder was?«
»Wer hat denn sonst noch mit dem
geredet? Die uniformierten Beamten?« Frau Diekmann-Wachte hob die Augenbrauen ein
wenig spöttisch.
»Der hat das nicht so gemeint«,
flüsterte Pia mit Nachdruck. »Der redet immer so daher. Du sagst doch selbst, der
ist ein Dummkopf.«
»Ja, und du verteidigst ihn noch!«
»Und er ist kein Kokser, der ist
schon immer so, glaub es mir, wenn du wüsstest, was der alles schon für Dinger abgelassen
hat.«
»Pia, halt den Mund. Ich fasse das
als einen persönlichen Angriff auf. Er hätte über Fußball reden können oder über
sonst was, aber nicht über mich und meine Arbeit. Überlastet!«
Die Staatsanwältin nahm diese Vorlage
gern auf und ging zwei zu null in Führung. »Sie haben wohl so einen Eindruck hinterlassen!«
»Nur weil ich mich die ganze Zeit
über beherrschen musste. Dieser Idiot! Sein Freund wird neben ihm erschossen und
er steht keine zwanzig Stunden später im Stadion wegen eines Testspiels. Uns wirft
er vor, wir hätten keine Sonderkommission gegründet. Die Mordkommission reicht ihm
wohl nicht? Dicht besiedelt, da hinten wohnt kein Schwein, alles verlassen. Was
guckst du so, Hans? Passt dir nicht, was ich sage?«
»Ich wollte dich vorhin fragen,
ob du dir das Spiel mit ansehen willst, aber das ist wohl keine gute Idee.«
»Klar werde ich das, und ich werde
lauthals lachen bei jedem Gegentreffer!«
»Ich mag dich ja nicht gern darauf
hinweisen, aber Ehlig kann eigentlich gar nichts falsch machen. Wenn er gewinnt,
sind wir im Halbfinale, gehören also wieder zu den besten Vier, und wenn er verlieren
sollte, wird er sagen, dass es nicht leicht ist angesichts der Situation und dem
Verlust seines Freundes.«
»Ich befürchte, da hat Ihr Kollege
recht, Herr Tauner«, schaltete die Staatsanwältin sich ein, unergründlich, ob sie
das bedauerte.
»Jedenfalls freue ich mich, dass
sie mir die Zeitung mitgebracht haben. Beinahe hätte ich dieses Wunderwerk der Redekunst
verpasst. Sie wollten mit mir über Spechtler reden?«
12
Uhlmann pfiff leise und klopfte dazu auf die Verkleidung der Beifahrertür.
Tauner versuchte das zu ignorieren und konzentrierte sich stattdessen auf die Straße.
Dann hatte Uhlmann genug gepfiffen.
»Gib es doch zu, du freust dich auch, du bist immer nur dagegen, um dich für eine
Niederlage zu wappnen. Wenn Sie dann verlieren, kannst du behaupten, du hättest
es schon immer gewusst!«
»Hans, verschone mich! Mir reicht
es schon, dass ich keine weiteren Beamten zur Verfügung gestellt bekomme. Ich schätze,
die sind alle zu Hause und sehen fern.«
»Die sind im Dienst wie wir. Ich
hoffe nur, die Jungs heben jetzt nicht ab.«
»Redest du schon wieder vom Fußball?«
»Manchmal ist es gar nicht gut,
wenn man so hoch gewinnt. Dann neigen die Kerle dazu zu glauben, sie wären die Größten.
Besser wäre es, sie hätten ganz knapp gewonnen.«
»Kannst du es nicht sein lassen
oder machst du das mit Absicht?«
»Ich freue
mich einfach!«
»Freu dich nach
innen und lass mich in Ruhe. Was hast du denn davon? Die Spieler werden noch reicher,
verlassen ihre Mannschaften, um in Spanien, England oder Italien zu spielen, und
Ehlig hebt vollkommen ab. Und du? Gehst jeden Tag zum Dienst, machst deinen Kram,
hast für den Titel nichts geleistet, und dein Land wurde von zwanzig Typen repräsentiert,
die wie Söldner immer dort hinziehen, wo es am meisten Kohle gibt! Mir reicht es
schon, dass schon wieder drei Tage sinnlos
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