Abstauber
nächsten Ampel.
»Tja, du musst wissen, was du tust.«
»Genau, ich
muss es wissen, deshalb halte dich da raus!«
Wieder schwiegen
sie und retteten sich so über vier Kreuzungen. Dann waren sie endlich wieder auf
der anderen Elbseite. Spechtler geriet außer Sicht und als Tauner schon kurz davor
war, sich das Blaulicht auf das Dach zu stellen, sahen sie ihn wieder.
»Bärlach sagte
auch, dass die Jansen komisch drauf war!«
Manchmal wusste
Tauner nicht, ob Uhlmanns Gedanken immer erst Anlauf brauchten, um vom Gehirn den
Weg über die Lippen zu finden, bevor er sich fragte, ob er nicht manchmal ganz schön
gemein war, um abschließend zu denken, was soll’s. »Die hatte ihren Mann gerade
beerdigt.«
»Ja, ich weiß.
Aber Bärlach ist ja nicht dämlich, der meinte schon, was er sagte.«
Falk Tauner
dachte nach. »Na, die wirkte irgendwie angefressen. Vielleicht war sie auch wegen
Ehlig beleidigt. Mit seinen Bodyguards und seinem Kaugummi hatte es den Anschein,
als wäre das irgend so ein Pflichttermin, und trotzdem haben sich alle Fotografen
auf ihn gestürzt. Da stand sie dumm da mit ihren Leuten.«
»Ob die vielleicht etwas geahnt
hat? Mal angenommen, das stimmt, was du so behauptest, die haben da in Hamburg so
eine Clique und machen Geschäfte. Vielleicht hat er denen nicht mehr in den Kram
gepasst und nun wollten sie ihn loswerden?«
»Den Ehlig? Oder den Jansen?«
»Na, den Ehlig! Oder beide, und
jetzt ist die Ehlig beleidigt, weil der Ehlig Glück hatte?«
»Das ist doch ungefähr das, was
ich die ganze Zeit sage! Warum redest du immer dagegen, wenn wir im Büro sind?«
»Na, ich … ich habe eben gerade
noch mal darüber nachgedacht.«
»Vor ein paar Stunden sagtest du,
wir sollen uns auf Heiligmann konzentrieren.«
»Weil ich seinem Alibi nicht getraut
habe. Weil er damit nicht gleich rausrücken wollte!«
»Die Frau ist eine Nutte. Er dachte,
er ist schön weit weg von Zuhause, da kann er mal einen drauf machen, wer erzählt
das schon gern.« Tauner stellte die Klimaanlage noch ein wenig kühler. Dann bog
er keine zwanzig Meter hinter Spechtler in eine Nebenstraße ein und als Spechtler
erneut den Blinker setzte, blieb Tauner einen Moment lang der Mund offen stehen.
»Siehst du, wo der hinwill?«, sagte
er dann leise, als könnte Spechtler es sonst hören.
»Zum Tatort!«
Tauner fuhr an den Bordstein und
hielt an. Spechtler fuhr langsam weiter, ließ sich auf der breiten Straße überholen
und stoppte schließlich. Wieder stieg er aus und sah sich um. Dann sah er nach links
und rechts und überquerte rennend die Straße. Auf der anderen Seite lief er den
ungepflasterten Gehweg hundert Meter hinauf, sah dabei immer wieder nach links,
wo es hinab in einen Park ging, der Hechtpark hieß, obwohl es dort nicht einmal
einen See gab. Spechtler schüttelte den Kopf, trat mit dem Fuß in die Büsche, griff
sogar einmal hinein, um etwas aufzuheben, was er aber sogleich angeekelt wieder
fallen ließ.
»Denkt er, die liegt im Gebüsch?«,
fragte Uhlmann. »Die hätten die doch gefunden, Martin hat doch alles Mögliche abgegrast.
Wollen wir den wieder einkassieren?«
»Nein, lass den mal!«, sagte Tauner
nachdenklich.
»Vielleicht sucht er nur nach Spuren,
die er vielleicht hinterlassen hat. Meinst du, wir sollten mal mit Spürhunden durch
den Park laufen?«
»Können wir machen. Ich ruf gleich
mal Pia an. Wir müssen aber warten, bis er weg ist, damit er uns nicht in die Quere
kommt.«
»Der hat doch aber nicht seine Frau
umgebracht, oder?« Uhlmann drehte sich, um Tauner ansehen zu können.
Tauner wiegte den Kopf. »Wenn der
wirklich besoffen war und völlig ausgetickt ist.«
»Aber von dort, wo er sie geschlagen
haben soll, bis hierher sind es bestimmt vier Kilometer.«
»Vielleicht hat er sie ins Auto
gezerrt, oder sie ist ihm weggelaufen und er hinterher. War die nicht mal Sportlerin,
ich glaub, ich hab was gelesen.«
»Und wir wollen ihn nicht festnehmen
und auf seine Frau ansprechen?«
»Hans, der
hat eine Woche in der U-Haft ausgehalten ohne einen Ton. Wir lassen den machen und
beobachten ihn. Bestimmt wird er telefonieren und sich verraten. Die Wachtel hat
den Lauschangriff schon genehmigt.« Tauner holte sein Telefon hervor, wählte Pias
Nummer. »Ich bin’s. Ich brauche mal einen Leichenspürhund am Tatort von Ehlig und
Jansen. Nein, nichts Konkretes, aber Spechtler kam hierher. Nein, wir wissen nicht,
was er sucht. Und ich brauche zwei Zivile, die ihn weiter verfolgen, egal
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