Abstauber
wohin.
Und versuch mal etwas über seine Frau herauszufinden, ob sie Freunde hat in der
Gegend oder Verwandte. Ich weiß. Ich weiß. Ich weiß, Pia, das ist nicht deine Arbeit.
Aber Kaffee kochen auch nicht und das machst du trotzdem und das sogar mit Liebe!
Bis dann.« Tauner legte auf.
Uhlmann hatte
das Gesicht verzogen. »Weiß nicht, ob das gut war.«
»Ich kann das
machen mit ihr, du nicht! Jetzt steigt er wieder ein. Was machen wir, wenn er auf
die Autobahn fährt?«
»Was weiß ich«,
murmelte Uhlmann, was bedeuten sollte, dass er nicht auf die Autobahn wollte, weil
eigentlich gleich Feierabend war und dass er es schon längst bereute, auf Tauners
Vorschlag eingegangen zu sein, Spechtlers Verfolgung zu übernehmen, die mittlerweile
Stunden andauerte. Spechtler tat ihm den Gefallen, fuhr nur zur nächsten Kreuzung
und bog links ab.
»Ich wette,
der fährt wieder in sein Hotel. Das bedeutet, er ist hier noch nicht fertig. Wir
dürfen ihn nur nicht aus den Augen verlieren.«
»Tina Spechtler heißt seine Frau. Mädchenname
Kühne. War früher mal Biathletin, aber kein Olympiakader. Die stammt eigentlich
aus dem Osten, ist aber vor zwölf Jahren nach Bayern gegangen, war früher Bundeswehrsoldatin,
hat nach dem Sport ein BWL-Studium gemacht und arbeitet in einer Werbeagentur.«
»Danke, Pia!«
»Sie hat hier in der Gegend ein
paar entfernte Verwandte, aber bei denen ist sie nicht. Ich hab deine Aufgabe mal
weitergeleitet, die überprüfen gerade ein paar Internetportale nach alten Schulfreunden
und Sportkameraden. Vielleicht ist sie bei einem von denen.«
»Die Eltern?«
»Wohnen in Plauen, dort ist sie
auch nicht. Ich hoffe, die ist nicht tot!«
»Das hoffe ich auch, Pia.«
»Findest du die Ehlig gut?«
»Wie, gut?«
»Frag nicht so dumm, sexy, nett,
super, was weiß ich?«
Tauner sah Pia traurig an. »Die
ist sehr anstrengend und nicht leicht zu beeindrucken, schon gar nicht mit Geld,
die hat zu viel davon.«
»Aber gerade das macht den Reiz
für dich aus.«
»Pia, ich weiß, dass du dich persönlich
verletzt fühlst wegen mir und meiner Frau. Aber das ist eine Sache, die ist nicht
so einfach. Ich weiß, was ich meiner Frau schuldig bin, aber das sollte doch nicht
der Grund sein, warum ich bei ihr bleibe.«
»Das ist es
ja, warum nicht aus diesem Grund. Du willst ja gar nicht mit ihr zusammenbleiben,
du wolltest nur nicht der Erste sein, der es sagt, deswegen kam es dir sehr gelegen,
dass sie jetzt die Scheidung beantragt hat, da kannst du der Märtyrer sein und hast
trotzdem, was du wolltest!«
Tauner wollte
erst aufbrausen, doch dann besann er sich. »Ich weiß nicht, was ich will, noch nicht.
Aber bei meiner Frau zu bleiben wäre ein Lüge, verstehst du. Ich weiß, sie hat zwei
Jahre lang zu mir gestanden, als ich fast nur im Krankenhaus war. Aber was blieb
ihr schon übrig, sie konnte doch keinen kranken Mann verlassen.«
»Du bist so ein …«
»Pia, versteh das nicht falsch.«
»Aber vielleicht
will sie angelogen werden. Du solltest dich einfach nur zusammenreißen und ein wenig
Zeit vergehen lassen.«
»Pia, lass
es sein, bitte. Und nimm es dir nicht so zu Herzen. Freu dich, dass deine Jungs
heut wieder gewonnen haben. Vier zu eins immerhin, und der Elfmeter für die Griechen
war sogar völlig unberechtigt. Mach dir einen Kopf, ob die jetzt nicht abheben deswegen.«
»Das befürchte ich auch. Aber ich
glaube, Ehlig treibt denen das aus!«
Tauner öffnete den Mund und schloss
ihn dann wieder. Das ging ja schnell, dachte er, ist dieser Fußball doch zu etwas
nütze.
13
»Herr Tauner, Sie enttäuschen mich!«, beklagte sich Frau Ehlig am anderen
Ende der Leitung.
»Ach ja, tue ich das?« Tauner sah
verschlafen auf die Uhr. Frau Ehlig hatte offenbar den Tagesablauf eines Vampirs,
es war kurz vor Mitternacht und einmal in seinem Leben war er zeitig zu Bett gegangen,
wenn auch nur aus dem Grund, dass er den Fernseher nicht anmachen konnte, ohne Ehlig
und die Nationalmannschaft zu sehen und die Tore aus allen möglichen Blickwinkeln.
»Ich hatte gehofft, Sie retten mich
heute über das Spiel. Ich bin immer so furchtbar aufgeregt, wenn ein Spiel ist.«
»Das bin ich auch, deshalb sehe
ich es mir gar nicht erst an.« Woher hatte er wissen sollen, dass sie einer Rettung
bedurfte?
»Ich kann das auch nicht, deshalb
hatte ich ja gedacht, wir könnten uns die Zeit anders vertreiben.«
Tauner nahm das Telefon vom Ohr
und sah sich die Nummer noch einmal an. Die Ehlig musste doch
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