Abstauber
mehr? Er hatte schon mal ein viel besseres Verhältnis zu ihm.«
»Achtermann hat Angst vor der Vergangenheit.
Er glaubt nicht an die Unschuld meines Mannes. Er glaubt, dass eines Tages alles
ans Tageslicht kommt, und dann ist er fein raus, weil er sich schon immer von Ehlig
distanziert hat.«
»Glauben Sie an die Unschuld Ihres
Mannes? Was war damals los?«
»Damals kannte ich meinen Mann noch
gar nicht, wir sind erst seit zehn Jahren zusammen. Ich habe ihn einmal gefragt,
da hat er nur unwirsch reagiert und gesagt, das alles wäre nur dummes Gerede gewesen.
Falls Ihr Kollege in Hamburg etwas herausfindet, können Sie mir gern davon erzählen.«
»Woher wissen Sie, dass jemand in
Hamburg ist?« Jetzt war Tauner wirklich sauer.
»Ich weiß es eben, nichts ist geheim.
Fußball ist eine politische Sache, kein Sport. Er soll nur da unten nicht zu tief
im Dreck wühlen, da gibt’s ein paar, die beobachten ihn mit Argusaugen.«
»Wer soll das sein?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich weiß
nur: Hamburg ist ein heißes Pflaster. Da gibt’s eine Clique, die machen allerlei
Geschäfte. Solche Geschäfte, bei denen alle gewinnen und niemand wirklich verliert.
Da kommt niemand zu Schaden, außer natürlich irgendjemand wirbelt den Schlick auf.«
Da schicke ich Bärlach nach Hamburg
und die Informationen kommen mir plötzlich von allein entgegen, dachte Tauner. Vielleicht
sollte ich Bärlach warnen und zusehen, ihm noch ein bisschen Unterstützung zukommen
zu lassen.
»Diese Leute von denen Sie reden,
kennt Ihr Mann die persönlich?«
»Bestimmt. Noch einen Wodka?« Tauner
schüttelte den Kopf. Frau Ehlig haschte nach der Aufmerksamkeit des Kellners und
bekam sie prompt. »Noch mal dasselbe!«
»Haben Sie einen Überblick über
die Konten Ihres Mannes?«
»Herr Hauptkommissar. Was stellen
Sie plötzlich für alberne Fragen!« Die Ehlig schüttelte gespielt vorwurfsvoll den
Kopf. Die Getränke kamen und kaum war der Kellner fort, nahm sich Frau Ehlig ihr
Glas und kippte den Martini in einem Zug hinunter. Dann erhob sie sich und streckte
ihre Hand aus. »Zeigen Sie mir Ihre Stadt!«, rief sie aus.
Tauner ließ sich eine Sekunde Bedenkzeit,
bedachte dabei, wie spät es war, wann der Dienst wieder beginnen würde und vor allem,
was er mit diesem Wodka anstellen sollte. Dann atmete er durch, ließ sich von der
Ehlig aus dem Stuhl ziehen und kippte sich das Wässerchen hinter die Binde.
11
Tauners Büro gleißte im spätmorgendlichen Sonnenschein.
»Na?«, fragte Pia und dass sie nicht
mehr sagte, bewies, dass sein Äußeres keine Fragen offen ließ.
»Schone mich, ich habe nicht geschlafen«,
flüsterte Tauner und griff sich an den Kopf. Warum musste es auch so warm sein?
Uhlmann kannte keine Gnade. Er hatte
fein geschlafen und längst gut gefrühstückt. »Was der Herr Achtermann uns vorenthalten
wollte, hat sein Vereinspräsident verraten. Heiligmann war schon beim Schießen gewesen
und er kann sogar gut schießen. Sie können nur nicht mehr genau sagen, ob die Waffe
vorher oder nachher verschwunden ist. Des Weiteren war auch dieser Seiler beim Schießen,
der das Hotel gebucht hat. Außer diesem noch acht andere DFB-Funktionäre.«
»Jemand aus Hamburg?« Tauner wünschte
sich, es gäbe kein Licht und kein Geräusch.
»Gut, dass du fragst. Es waren vier
Leute aus Hamburg da. Und Jansen!«
»Also fünf?«
»Fünf aus Hamburg.«
»Die müssen wir überprüfen, schick
die Namen zu Bärlach, die soll er befragen.«
»Der hat vorhin
angerufen«, sagte Pia und tat Gutes, indem sie Kaffee brachte. »Er wäre heut früh
geweckt worden, obwohl er gar keinen Weckdienst bestellt hatte.«
»Keine Milch heut!« Tauner ließ
seine Hand vorschnellen, um die Tasse abzudecken, was zur Folge hatte, dass Pia
die Milch auf seine Hand goss. Tauner wischte sie sich an seiner Hose ab und ignorierte
Pias angewiderten Blick. »Bärlach soll sich bedeckt halten. Er soll vorsichtig an
die Sache herangehen. Lieber nicht so viel fragen, lieber ein bisschen mitmachen.
Ich will dann mal mit Hamburg telefonieren, ob die da einen Mann haben, der bisschen
in der Szene steckt!«
»Hattest du vielleicht irgendein
Gespräch, von dem ich nichts weiß?«, murrte Uhlmann.
»Hatte ich. Ein langes Gespräch,
sehr lang. Ich glaube wir können die DFB-Typen erst mal ausblenden, es sei denn,
die kommen aus Hamburg. Frau Ehlig ist in Dresden und rief mich gestern an. Ich
habe mich mit ihr getroffen. Ich glaube, sie wollte mir was sagen, ohne mir
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