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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Goldammer
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den Puls, fand keinen mehr und wusste nicht einmal mehr, ob er nicht vorher
nur seinen eigenen Herzschlag gespürt hatte. »Hast du einen Sanikurs gemacht?«,
fragte Tauner den Jungen. Der nickte.
    »Ich beatme ihn, du machst Herzmassage,
press fünfzehn Mal wenn ich es sage. So!« Tauner machte es dem Jungen vor.
    »Und wenn ich ihm die Rippen breche?«
    »Viel mehr kann nicht kaputt gehen.«
    »Ist das nicht der Heiligmann?«
    »Jetzt!«, befahl Tauner, zählte
mit und presste dann seine Luft zwei Mal in Heiligmanns Lungen.
    »Hätten Sie nicht schießen können,
wenn Sie Polizist sind?«
    Hätte ich, dachte Tauner, wenn ich
nicht starr gewesen wäre vor Schreck. Und vielleicht hätte ich ahnen müssen, dass
der Fahrer es vielleicht auf den Trainer abgesehen haben könnte.
    »Der ist hin!«, sagte jemand leise.
    »Der ist bestimmt zehn Meter hoch
geflogen!«, meinte jemand anderes.
    »Haut ab hier!«, schnauzte Tauner
und wischte sich den Mund ab. Schon näherten sich Sirenen von beiden Seiten. Reifen
quietschten.
    »Auseinander!«, rief jemand. »Los,
weg hier!«
    Jemand bahnte sich einen Weg zu
Tauner, es war eine Polizistin. Tauner schnappte nach Luft. »Stellen Sie das Nummernschild
sicher. Und nehmen Sie dann die Fingerabdrücke von dem Jungen hier!«
    »Warum denn das?«, fragte der entsetzt.
    »Damit wir nachher deine Fingerabdrücke
aussortieren können. So, mach Platz, mein Kollege hilft.«
    »Der Rettungswagen kommt!«, rief
jemand und kurz darauf wurde Tauner beiseite geschoben.
    »Hast du gut gemacht«, sagte Tauner
und klopfte dem Jungen auf die Schulter. Der war vielleicht achtzehn und nun saß
er hinten in einem Polizeifahrzeug und weinte. Tauner setzte sich dazu.
    »Der hat den voll abgeschossen.
Ich stand da hinten und der hat den voll …« Der Junge legte die Hände auf das Gesicht
und seine Schultern zuckten.
    »Hast du das wirklich gesehen? War
der nicht vielleicht betrunken?«
    Der Junge nahm die Hände vom Gesicht.
»Sie haben den doch gerufen, und der blieb stehen, und die Karre ist direkt auf
den Radweg … Oh Mann, das werde ich nie vergessen, wie der geflogen ist! Ist der
jetzt tot?«
    »Ich weiß nicht, aber die haben
noch nicht aufgegeben, das ist ein gutes Zeichen!«
    »Und haben Sie schon das Auto?«
    Tauner konnte nur den Kopf schütteln.
»Das Auto ist vor ein paar Stunden als gestohlen gemeldet worden.«
    »Dann hat der
das also wirklich mit Absicht gemacht!« Diese Erkenntnis half dem Jungen über seinen
Schock hinweg. »Warum sollte der das tun? Hat der vielleicht was gegen unsere Fußballer?
Erst wollen sie den Ehlig umlegen, jetzt Heiligmann.«
    »Tja, wenn wir das wüssten«, sagte
Tauner.
    »Vor allem müsste der doch gewusst
haben, dass der Heiligmann gerade da unterwegs ist, oder? Hat den jemand informiert?«
    Tauner nickte
leicht, daran hatte er schon gedacht, und daran, aus welcher Richtung Heiligmann
gekommen war und in welche Richtung er selbst unterwegs gewesen war und daran, dass
Frau Ehlig ihn doch dann nicht angerufen und zu sich bestellt hätte, aber vielleicht
gerade deshalb. »Bist ein schlauer Kerl, was treibst du denn so?«
    »Ich mach Computersoftware. Für
solche Displays …« Jetzt suchte er offenbar nach Worten, die ein Mann in Tauners
Alter verstehen konnte. »… wo man drauftreten kann und dann sieht es aus, als wenn
man übers Wasser geht zum Beispiel.«
    »Und für welche Firma?«, täuschte
Tauner Interesse vor.
    »Für meine eigene!« Der Junge lächelte
traurig. Es schien, als ob er gerade eben die Unschuld seiner Jugend verloren hatte,
als ob ihm in diesem Moment wirklich klar geworden war, dass die Welt ein ganz schlechter
Ort sein konnte. Er würde bald wieder seinen Spaß haben, würde wieder in die Clubs
gehen und mit Mädchen herumalbern oder mit viel zu lauter Musik durch die Stadt
fahren. Aber von diesem Moment an würde es nicht mehr ganz dasselbe sein wie vorher.
Tauner tat das wirklich leid. Er wünschte sich, der Junge hätte das nicht sehen
müssen. Er erinnerte ihn an seinen Sohn und wann wohl dieser einen solchen Moment
würde erfahren müssen, oder ob er ihn schon erlebt hatte.
    »Ich will dir im Namen der Polizei
noch mal danken. Wir werden noch einmal eine Zeugenbefragung machen und dich dazu
ins Revier einladen. Ich kann auch gern zu dir kommen.«
    »Oh nein, da komm ich lieber mal
zu Ihnen.« Der Junge grinste schräg, doch seine Augen zeigten, wie müde er war.
    »Ich schick dir mal noch eine Frau
vorbei, mit der kannst du noch

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