Abstauber
geschehen, aber immerhin ist es geschehen!«
Tauner nickte. »Sie verstehen das
nicht recht. Ich tue das doch für Sie! So wie es aussieht, ist sie nirgendwo sicherer
aufgehoben als hier bei uns.«
Der Anwalt dachte eine Sekunde lang
nach, dann hatte er sich mit der Sache abgefunden. »Frau Schober, der Hauptkommissar
hat recht. Es kann nicht schaden, wenn Sie zwei Wochen hier bleiben. Ewig können
die Sie sowieso nicht hier behalten. So sind Sie sicher, bis sich die Wogen ein
wenig geglättet haben.«
»Die lügt doch!« Tauner hatte einen uniformierten Beamten kommen lassen,
welcher die Schober samt Anwalt zum Haftrichter gebracht hatte.
»Warum denn Falk? Warum glaubst
du keinem Menschen, du siehst überall nur Verschwörung.«
»Na klar, Verschwörung, schon allein
aus dem Grund, dass jemand versucht hat, Heiligmann umzubringen.«
»Vielleicht war das ein Racheakt?
Die Hamburger Truppe hat einen ihrer Jungs verloren und nun rächt sie sich dafür.«
»Dann müssten die sich ja ganz sicher
sein, dass es Heiligmann gewesen war. Ich rufe Martin an. Wir müssen Heiligmanns
Zimmer noch mal untersuchen. Die hatten keinen Sex, hat die gesagt. Aber vielleicht
stimmt das ja gar nicht. Dann können wir sie unter Druck setzen, weil sie schon
wieder gelogen hat.«
»Der kann doch in den Wochen danach
auch Sex gehabt haben!«
»Aber vielleicht finden wir Spuren
von ihr. Beim Sex geht eine Menge DNA ab. Außerdem glaube ich nicht, dass er nach
der Tat Sex hatte, er musste doch damit rechnen, besonders unter Beobachtung zu
stehen. Und wir müssen die Konten der Schober kontrollieren. Wieso sagt die erst
zehntausend und verbessert sich dann? Das war doch eine Lüge. ›Ich wollte zehntausend
und er hat mir fünf gegeben‹, so ein Unsinn.«
»Warum soll sie sonst zehntausend
gesagt haben?«
»Mensch Hans, kannst du deinen Hals
nicht bewegen oder dein Gehirn? Die lügt, die Ehlig lügt, alle lügen, siehst du
das nicht? Schon wenn jemand einen Bruchteil einer Sekunde zögert, dann lügt er.«
»Oder denkt nach. Deiner Meinung
nach lügen alle, hast du doch selbst gerade gesagt.«
»Du findest das natürlich alles
bequem. Heiligmann liegt wehrlos im Krankenhaus. Er hat kein Alibi mehr und hat
sogar ein wichtiges Indiz in seinem Hotelzimmerteppich hinterlassen, anstatt seine
Schuhe zu putzen.«
»Wenn es bequem ist, dann kann man
es doch lassen. Du willst es einfach nicht bequem, das sieht man dir und deinem
Lebensstil an. Immer wenn es dir ein paar Tage gut geht, suchst du dir irgendetwas
zum Aufregen. Legst dich absichtlich mit der Wachtel an, oder sogar mit Meyer, obwohl
du den gut leiden kannst. Und in Wirklichkeit kannst du mich bestimmt auch gut leiden
und verbirgst es nur sehr gut. Ich kann dich nämlich trotzdem leiden, obwohl du
ein Rindviech bist.«
»Du bist auch ein Lügner!« Tauner
winkte ab.
17
»Na, bist du nun zufrieden oder nicht?« Tauner wollte es gleich hinter
sich bringen. Zu erfahren, dass die deutsche Mannschaft das Halbfinale gewonnen
hatte, war nicht zu vermeiden gewesen, wildfremde Menschen hatte sich ihm an den
Hals werfen wollen.
Pia grinste und zuckte mit den Schultern.
»Es ist ja nicht gesagt, dass ein knapper Sieg psychologisch wirklich wertvoll gewesen
wäre. Ein vier zu null schafft auf alle Fälle Respekt beim nächsten Gegner! Vor
allem wenn man England abgeschossen hat.«
»Und jetzt müssen sie noch ein Spiel
gewinnen und dann bist du für immer glücklich?«
»Nö, nur die nächsten zwei Jahre,
bis zur WM.«
»Und wenn sie verlieren?«
»Dann bin ich etwa zwei Tage lang
unglücklich und dann sage ich mir, es gibt Schlimmeres, zum Beispiel Mord.« Pia
schien zufrieden mit sich und der Welt, und Tauner wollte es ihr diesmal nicht vermasseln.
Er hatte sich seinen feinen Anzug angezogen, auch wenn er niemals zugegeben hätte,
dass er dies wegen der Pressekonferenz tat. Er wollte nachher noch essen gehen,
hatte er Pia verraten und hoffte, sie fragte nicht, wann und mit wem. »Ist denn
die Ehlig wieder in der Stadt?«, fragte Pia.
»Nein, und ich denke die wird auch
nie wieder hier erscheinen.«
Pia grinste. »Triffst du dich mit
deiner Frau?«
Tauner schloss kurz die Augen. Soweit
hatte er nicht gedacht, dass er Pia mit seiner Lüge falsche Hoffnungen machte. »Ehrlich
gesagt, wollte ich mit dir essen gehen. Zur Feier des Sieges sozusagen!«
Pia lächelte noch immer, doch dabei
runzelte sie unsicher die Stirn, weil sie nun nicht mehr wusste, ob sie sich
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