Abstauber
haben.« Tauner aß Rührei und Toast und dachte weiter nach.
Bärlach aß Müsli mit viel Rosinen,
ließ sich aber Zeit dabei. »Ich weiß, wo ich einen weißen Mercedes gesehen habe«,
sagte er schließlich.
Tauner sah auf. »Frau Ehlig!« Zuerst
wollte er sein Besteck weglegen, besann sich jedoch eines anderen. Der Mercedes
hatte auf dem Grundstück gestanden und das drei Wochen nach der Entführung. Entweder
hatte ihn Frau Ehlig schon fortgeschafft, nachdem Tauner sie besucht hatte, oder
aber er stand noch immer da. Außerdem gab es weiße Mercedes wie Sand am Meer, kein
Grund, sein Ei stehen zu lassen. Doch jemand kam an ihren Tisch und verschaffte
ihm doch einen Grund.
»Herr Tauner?«, fragte eine Hotelangestellte.
»Ja!«
»Ein Telefonat für Sie.« Sie hielt
Tauner ein Telefon entgegen.
»Danke«, sagte Tauner. »Ja?«
»Mischen Sie sich nicht weiter ein!«,
keuchte eine verstellte Stimme.
»Rüdinger? Sind Sie das?«
»Es geht um Leben und Tod, mischen
Sie sich nicht ein! Sie haben einen Täter, genügt Ihnen das nicht?«
»Nun ich …« Das Gespräch war beendet.
Tauner versuchte, die Nummer herauszufinden.
»Es war ein unbekannter Teilnehmer«,
sagte die Angestellte, die ein paar Schritte zurückgetreten war.
»Wer könnte das gewesen sein?«
Tauner hob die Schultern, ganz wohl
war ihm nicht. »Rüdinger hat sich gestern sehr deutlich ausgedrückt. Jedenfalls
weiß der Anrufer, in welchem Hotel wir sind, ich glaube, das wollte er auch deutlich
machen, indem er mich nicht direkt angerufen hat, sondern das Hotel.«
»Und was hältst du davon?«
»Ich bin natürlich begeistert.«
»Ich meine, es ist doch dumm. Einen
Privatdetektiv könnte man so vielleicht aufhalten, aber doch keinen Polizisten.«
»Nein? Ich meine: Die meisten haben
Frau und Kinder und ich ja auch, nicht wahr? Wer will schon gern sterben, oder?
Es geht um Leben und Tod. Gut ausgedrückt finde ich, es hat die Sache auf den Punkt
gebracht. Da kannst du noch so ein harter Typ sein, wenn dir jemand nach dem Leben
trachtet, denkst du schon drüber nach.«
»Aber hast du nicht so etwas schon
mal durchgemacht?«
»Falls du auf
meine OP ansprichst, da sah es verdammt schlecht aus und es konnte nur besser werden.
Die Ärzte haben ja nicht versucht mich umzubringen, sondern zu retten. Das ist viel
schwerer als umbringen, das kannst du mir glauben, ich hab schon eine ganze Menge
toter Leute gesehen und bei manchen ging es blitzschnell.«
»Aber willst
du jetzt nach Hause fahren?«
»Natürlich nicht!«
19
»Schönes Wetter haben Sie heute mitgebracht«, rief Frau Ehlig.
Tauner verlangsamte seinen Schritt
ein wenig. Ihm kam es plötzlich vor, als ginge er über ein Minenfeld.
»Warum so zögerlich?«
»Sie sind mir zu nett!«, erwiderte
Tauner.
»Macht Ihnen das ein schlechtes
Gewissen?«
»Noch nicht, aber wahrscheinlich
gleich. Ich habe nämlich vor, eine Hausdurchsuchung zu beantragen.«
Frau Ehlig zwang sich weiter zu
lächeln und wartete, bis Tauner bei ihr auf der großen Treppe vor der Villa angelangt
war. »Unsere erste Begegnung in Dresden war so reizvoll gewesen. Sie waren so ein
guter Unterhalter, und nun sehen Sie, was daraus geworden ist? Jetzt wollen Sie
meinem Mann zwei Tage vor dem Finale so etwas antun!«
»Sie könnten uns auch einfach ins
Haus lassen und wir sparen uns den ganzen bürokratischen Mist. Dann muss Ihr Mann
gar nichts davon wissen.«
»Was suchen Sie denn zum Beispiel,
vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
»Wir suchen zum Beispiel eine junge
Frau.«
»Die finden Sie in St. Pauli, das
weiß doch jeder.«
»Wir suchen Spechtlers Frau!«
»Vielleicht ist sie auch da?« Frau
Ehlig lächelte wie bei einer Misswahl und schenkte auch Bärlach einen Blick.
Tauner änderte seinen Plan und stellte
sich auf ein Geplänkel ein, nach dem Wagen würde er fragen, wenn er die Ehlig aufgeweicht
hatte. »Ihr Mann hat wegen Heiligmann sechs Millionen DM eingebüßt, ist das wahr?«
Frau Ehlig sah kurz zu Bärlach,
dann hob sie die Schultern. »Und nicht nur das, wegen der schlechten Presse hat
er in Achtermann einen Fürsprecher verloren und damals den Posten als Nationaltrainer
nicht bekommen.«
Bärlach meldete sich zu Wort. »Trainerjobs
in Europa sind meistens viel lukrativer, er hat doch in den nächsten Jahren zweihunderttausend
im Monat verdient, oder mehr noch.«
»Aber es geht um die Ehre«, sagte
Frau Ehlig theatralisch. »Wenn du erst ein gefragter Mann bist und sollst für dein
Land
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