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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Goldammer
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hat
damit nichts zu tun. Sie arbeiten zwar mit seinem Geld, aber es ist ihm egal. Er
vertraut ihnen, er will keine Arbeit, er will nur seinen Fußball und seinen Spaß.
Er sieht nicht nach, wie viele Millionen auf seinen Konten sind. Als wir in Portugal
lebten, ist er fast jede Woche einmal nach Hamburg geflogen, manchmal nur, um mit
den Jungs Bier zu trinken. Nicht einmal hat er das für mich gemacht.«
    »Wissen Sie, dass sein Geld sogar
in Bordellen steckt und Strip-Clubs?«
    »Es steckt es in Immobilienfonds,
die von anderen Leuten verwaltet werden, was die damit anstellen, ist ihm egal.
Alles ist legal, sein Name kann und konnte nie mit etwas Illegalem in Verbindung
gebracht werden. Dieser ekelhafte Staatsanwalt Jürgens beißt sich seit acht Jahren
die Zähne daran aus und versteht einfach nicht, dass es nichts zu holen gibt. Er
ist ein bisschen wie Sie, wissen Sie, er kann meinen Mann nicht leiden und weiß
wahrscheinlich nicht einmal warum!«
    »Er ist rechthaberisch, aufgeblasen
und arrogant!«
    »Und was sind Sie, Herr Tauner?«
    Tauner blickte Frau Ehlig an, sah
sie weiter traurig lächeln und schluckte jegliche Erwiderung herunter wie ein zähes
Stück Fleisch in einem feinen Restaurant.
    »Haben Sie den Fall gelöst?«, fragte
Frau Ehlig, als sie fast bei dem Hotel in Bad Schandau angelangt waren.
    Tauner nickte knapp.
    Die Ehlig schwieg einen Moment.
»Werde ich meinen Mann noch einmal sehen dürfen?«, fragte sie, doch es klang ein
bisschen, als hätte sie noch etwas anderes sagen wollen.
    »Wie meinen Sie das denn? Sie können
ihn jederzeit sehen, es wird nur immer jemand dabei sein.« Tauner erkannte das Hotel,
fuhr auf den Hotelparkplatz und schaltete den Motor ab.
    Frau Ehlig nahm ihre Brille endlich
ab und Tauner sah etwas, dass er heute schon einmal gesehen hatte. Er sah das kleine
Mädchen, das sie einmal gewesen war, das kleine, süße Mädchen, leicht eingebildet,
gut erzogen und doch ängstlich tief in ihrem Innern. Es wollte wissen, wie die Welt
funktionierte und ob immer jemand da war, der auf sie aufpasste. Ein wenig verlegen
war er deshalb, und ein wenig ängstlich auch, denn er wusste nicht, was Frau Ehlig
wirklich wollte, ob sie Trost suchte, ob sie ihren Mann schützen wollte, oder ob
sie ihn wirklich mochte. Und wie, spann Tauner den letzten Gedanken weiter, sollte
das funktionieren? Sie in Hamburg, von den Medien belagert, er in Dresden, gegen
den Ex-Mann seiner Geliebten aussagend? Komplizierter konnte es kaum sein.
    Frau Ehlig bemerkte sein Zögern,
stieg aus dem Wagen, setzte ihre Brille wieder auf, ging ins Hotel. Tauner folgte
ihr mit ein paar Metern Abstand und wünschte sich, irgendetwas würde passieren,
damit er gehen konnte und die Sache nicht unnötig kompliziert wurde, denn Befangenheit
war etwas, das schon einige Prozesse hatte platzen lassen. War das der Grund, warum
er hier war?
    »Haben Sie Hunger?«, fragte Frau
Ehlig, ehe sie an die Rezeption trat. Tauner schüttelte den Kopf. »Werden Sie sich
das Spiel ansehen?« Wieder schüttelte Tauner den Kopf. Frau Ehlig nickte und ließ
sich ihren Zimmerschlüssel geben. Dann ging sie zum Aufzug, drückte den Rufknopf
und wartete. Tauner stand nach wie vor drei, vier Meter entfernt, wusste, dass es
einzig an ihm lag, er konnte gehen oder ihr folgen. Ersteres war vernünftig, würde
viel Ärger ersparen, würde ihn aber lange Zeit verfolgen, so wie ihn all die Gelegenheiten
verfolgten, die er in seinem Leben nicht wahrgenommen hatte, all die Zeitströme,
die sich teilten und tausende Universen hatten entstehen lassen, in dem jeweils
ein Falk Tauner etwas ganz anderes tat als hier auf dieser Welt. Schließlich kam
der Aufzug und Frau Ehlig trat ein, sagte keinen Ton und sah ihn nicht an. Tauner
stand und wartete auf irgendwas, und endlich, als die Türen des Aufzuges sich begannen
zu schließen, eilte er los und zwängte sich in den Aufzug.
    Frau Ehlig ließ sich keinerlei Gefühl
anmerken, war wieder die Herrin über Geist und Seele. Und Tauner, der sich keineswegs
sicher war, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, starrte zu Boden, betrachtete
das Muster der Marmorplatten und hörte wie die Tür des Aufzuges sich wieder schloss.
Niemand regte sich, doch als der Aufzug anfuhr, stießen sie sich von den Wänden
ab, an denen sie gelehnt hatten, und prallten aufeinander wie die kalte Luft eines
Tiefdruckgebietes auf den kochenden Smog einer Großstadt.
    Auf ihrer Etage angekommen beherrschten
sie sich, schafften es bis

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