Abstauber
Jansens Tabletten, oder wirft sie aus dem Auto.
Jansen fährt los, hat ein Bier getrunken, noch nichts Richtiges gegessen. Jedenfalls
geht es ihm schlecht. Ehlig übernimmt das Steuer. Jansen kollabiert, anstatt ihm
Zucker an der nächsten Tankstelle zu geben, fährt Ehlig weiter, behauptet nachher,
er dachte, Jansen wäre nur müde gewesen und dass er von Jansens Zuckerkrankheit
nichts gewusst habe. Was ich ihm überhaupt nicht abnehme, so lange wie die beiden
sich schon kennen. Jedenfalls hält er an der dunklen Kurve, noch im toten Winkel
der Polizeikameras, holt die Pistole aus dem Versteck. Er wartet, dass kein Auto
kommt, ballert fünf Mal ins Auto, setzt sich rein, schießt sich in den Arm, fährt
unter Schmerzen los, hält auf der Brücke, wirft die Knarre runter, fährt ein Stück
und ruft die Polizei. Das erklärt die hohe Treffsicherheit und möglicherweise auch
den falschen Einschlagwinkel der sechsten von fünf Kugeln im Polster. Das Motiv
könnte vielfältig sein, von Eifersucht mal abgesehen, könnte er nach wie vor wütend
gewesen sein, weil er wegen Jansen mehrere Millionen verloren hatte. Vielleicht
war Jansen ihm einfach lästig geworden oder hatte etwas in der Hand, um Ehlig zu
erpressen. Aber: Warum macht der sich die Finger schmutzig? Warum lässt er ihn nicht
ins Koma fallen und sterben, wäre doch eine prima Sache gewesen für ihn! Er hätte
sagen können: Ich dachte, er schläft und plötzlich war er tot, oder so?«
Schweigen breitete sich aus. Bärlach
unterbrach es als Erster. »Er wusste nicht, wie lange das dauert. Möglicherweise
stundenlang. Das hätte er erklären müssen, denn die Fahrt von Berlin nach Dresden
dauerte höchstens zwei Stunden. Genauso gut könnte es sein, dass Jansen gar nicht
gestorben wäre. Außerdem wollte er Achtermann noch eins auswischen.«
Uhlmann grunzte bestätigend. »Wenn
es stimmt, was du sagst, Falk, und der Ehlig kokst sogar, dann wird dir jeder vom
Drogendezernat bestätigen, dass ihm der Plan wahrscheinlich gar nicht so irre vorkam,
wie es sich anhört.« Jetzt hatte Uhlmann genug gesagt und nahm einen tiefen Zug.
Tauner winkte ab. »Der kokst nicht!«
Bärlach stimmte ihm zu. »Das wäre
zu dumm von ihm, das kann er sich nicht leisten, bei so etwas erwischt zu werden.
Aber sein Ego ist einfach so aufgeblasen, dass ich ihm locker eine solche Tat zutraue.«
Tauner sah skeptisch zur Seite.
»Ich glaube nicht, dass du das vor ein paar Tagen schon so gesehen hast.«
Bärlach grinste schief und nahm
nun doch einen Schluck Bier, der so zaghaft war, dass nicht einmal eine Maus davon
besoffen geworden wäre. »Man kann ja seine Meinung ändern. Den scheint wirklich
kaum etwas anderes zu interessieren als Fußball, nicht einmal seine Frau. Ich meine,
du warst zwei Mal in der Zeitung mit ihr und einmal war sie nackt, und er muss es
gesehen haben, aber wie ich ihn kenne, denkt der nur ans Turnier. Ehlig lässt Rüdinger
seine Finanzen regeln und hat beziehungsweise hatte einen Dauerassistenten, der
wie ein Diener war und ihm alles abnahm, damit er sich um Fußball kümmern konnte.
Und dabei fühlt der sich wie ein König, allein wenn man die Pressekonferenzen sieht
oder die Interviews, der stößt pausenlos Leuten vor den Kopf, Politikern, Schauspielern,
sogar den FIFA-Präsidenten hat er beleidigt. Eigentlich müsste er dir gefallen,
Falk.« Bärlach grinste schief.
Tauner nickte und Uhlmann konnte
seinen Blick vom Bildschirm nicht lösen. »Meine Damen und Herren«, sagte die Sprecherin
im Fernsehen, denn irgendjemand hatte den Ton laut gestellt. »In weniger als zwei
Stunden wird die deutsche Mannschaft …« Der Ton wurde wieder abgedreht.
Tauner wollte die Zeit nutzen, ehe
der Ton vielleicht wieder anging. »Die ukrainische Polizei ist instruiert, man hat
der Wachtel zugesichert, dass die Verhaftung so unspektakulär wie möglich vonstatten
gehen soll. Also ich hoffe, die zerren ihn nicht mit dem Pokal in den Händen aus
dem Stadion, falls Deutschland gewinnt. Er wird zuerst in ein ukrainisches Untersuchungsgefängnis
kommen und dort sofort den deutschen Behörden übergeben. Ein paar Stunden später
werden wir ihn hier haben. Dann kann der Tanz beginnen. Ich werde schlafen gehen,
damit ich fit bin und ihn auseinandernehmen kann. Bis dahin hoffe ich, haben die
auch Frau Spechtler gefunden.« Tauner griff sich an den Kopf. »Die Nutte! Die will
ich auch da haben, damit die noch mal über Heiligmanns Alibi nachdenken kann und
ob sie vielleicht von
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