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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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jemand diesen Reif beschädigen?“
    „ Es war eine Geste, Nicholas. Der Ritter versprach seiner Frau die andere Hälfte zu ihr zurückzubringen…na ja, also zumindest wurde es so erzählt. Scheinbar hat er oder jemand anderes es wohl geschafft und ihn wieder zusammengeschweißt.“
    Jetzt begriff ich was sie damit bezweckte. „Das musst du doch nicht Engel.“
    Sie legte ihre Hand auf meine. „Ich weiß, aber es ist mir wichtig. Bitte, tue es.“
    Seufzend nahm ich den Armreif in beide Hände, ein letztes Mal begegnete ich Lesleys Blick. Sie nickte nur und im nächsten Augenblick brach ich das Schmuckstück in zwei Hälften. Es kostete mich kaum Aufwand, aber mir war trotzdem nicht sonderlich wohl dabei. Ich legte die beiden Teile vorsichtig in Lizs offene Handfläche.
    „ Danke schön…“, flüsterte sie. Ihre Augen wirkten auf einmal traurig. „Ist es nicht merkwürdig? Gerade eben war dieser Reif noch hübsch und kostbar, aber was bedeutet das schon, wenn man ihn zerbricht.“ Sie blickte zu mir. „Zwei einzelne Stücke machen noch kein Ganzes aus. Sie sind unvollständig.“
    Die Kälte war wieder dabei mein Herz zu umschließen. „Engel“, versuchte ich sie zu unterbrechen, doch sie legte sofort einen Finger an meinen Mund. „Ich bin eins dieser Teile Nicholas. Ohne dich bin ich nicht komplett, genau wie der Armreif.“ Sie legte eine Hälfte an ihr Handgelenk. „Siehst du, er hält nicht. Er ist beinahe nutzlos ohne sein Gegenstück.“ Sie berührte sanft meine eisige Wange. „ Bitte, komm zu mir zurück!“
    Ich nahm eines der beiden Teile und steckte es in die Brusttasche meines Hemdes. „Ich verspreche dir, dass ich ihn wieder zusammenfügen werde.“ Das andere Stück nahm ich von ihrem Arm herunter und ich legte es vorsichtig in ihre Hand. „Es wird sich alles klären, glaub mir.“ Das musste ich mir selbst einreden, um die nötige Kraft aufzubringen Lesley allein zu lassen. Ich hatte erneut kein sonderlich gutes Gefühl, aber das hatte mich beim letzten Mal auch schon getäuscht. Ich griff nach ihren Händen und kniete mich vor ihr auf den Boden. Ich wollte, dass sie sich beruhigte. Sie sollte sich keine Sorgen machen müssen. „Ich komme wieder mein Engel. Ich verspreche es“, versicherte ich ihr und in ihrem Blick erkannte ich, dass sie meinen Worten vertraute. Das war alles, was ich von ihr in diesem Moment verlangen konnte. Es war das Einzige, was ich vermutlich gerade brauchte. „Wir sehen uns wieder!“ Vier Worte. Es war in jenem Augenblick die Wahrheit und ich hoffte inständig, dass es keine Lüge werden würde.

21. Der Anfang vom Ende

    Ich wusste bereits Sekunden vorher, dass es passierte. Die Stimme in meinem Kopf zischte nur ein einziges Wort und dieses Mal hatte ich zugehört. Das Handy in meiner Hosentasche vibrierte und ich spürte sofort das Unheil noch ehe ich das Telefonat annehmen konnte.
    Es war Lesleys Nummer, die mir auf dem Display warnend entgegen leuchtete. Ich drückte auf das Symbol für `Anruf annehmen´, sagte jedoch nichts. Ich lauschte nur.
    Zuerst war da nur Stille! Dann hörte ich wie jemand am anderen Ende der Leitung lächelte.
    „ Überraschung“, säuselte eine bekannte Stimme. Es war nicht mein Engel, der mir dieses Wort ins Ohr hauchte. Ich kannte zwar die Stimme, aber nicht den Vampir dem sie gehörte. Dieser dunkle bedrohliche Tonfall. Ich wusste, dass es ein Ältester war.
    Vincent schien meinen Gedanken aufgeschnappt zu haben. Er stellte sich plötzlich direkt neben mich und wir starrten uns an.
    „ Keine Reaktion?“ Es klang fast enttäuscht. „Du weißt anscheinend schon, wer hier ist, nicht wahr?“
    „ Wo ist Lesley?“
    „ Hmm“, er lachte kurz. „Eigentlich wollte ich die Fragen stellen, aber was soll’s…deiner Freundin geht es schlecht, allerdings habe ich damit nichts zu tun. Der Krebs zerfrisst sie. Keine besonders erfreuliche Vorstellung, tja, menschlich zu sein bedeutet halt schwach zu sein.“
    Mein erstarrtes Herz krampfte sich augenblicklich zusammen. Liz war in Gefahr und ich war nicht da, um sie zu schützen. Die Kälte strömte erneut durch meine Adern und ich fühlte, wie sich meine Kehle langsam zuschnürte. „Was ist mit-“ Er unterbrach mich glucksend. „Den Anderen? Denen geht es noch besorgniserregender.“ Er schien zu grinsen. „Sie sind alle tot…“
    Vincent sah die bittere Erkenntnis in meinen Augen. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. „Was wollen sie?“
    „ Meine Lieblingsfrage!“
    Ich

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