Abtruennig
überhaupt nichts?“ Ich war wütend, aber ich bereute meine letzten Worte trotzdem.
Vincent nickte, doch er wirkte nicht sehr betrübt. „Ich habe gehört, was er gesagt hat. Rebecca war eine geschätzte Mitarbeiterin und ihr Verlust ist bitter. Sie war mir jedoch nicht so lieb und teuer, jedenfalls nicht so wie es Lesley für dich ist, verstehst du? Du weißt, dass ich mich nicht binde und du weißt auch, dass ich lang genug existiere, um mit dem Verlustschmerz umgehen zu können. Es mag kalt klingen, doch es ist nötig, um damit überhaupt leben zu können.“
„ Es tut mir leid, Vincent. Ich hatte nicht das Recht so etwas zu sagen.“
Er machte eine geringschätzige Handbewegung. „Vergiss es. Du trägst dein Herz auf der Zunge, das war schon immer so und gerade deswegen habe ich dich damals ausgesucht.“ Er lächelte fast schon väterlich. „Wir dürfen trotzdem nichts überstürzen. Es ist äußerst wichtig, dass wir uns einen Plan überlegen. Willst du einfach so bei ihm hereinplatzen und gegen ihn kämpfen? Denk nach Nicholas! Du willst Lesley doch nicht weiteren, unnützen Gefahren aussetzen, oder?“ Es war eine rhetorische Frage.
Ich versuchte meinen Gefühlszustand unter Kontrolle zubringen, was unter diesen Umständen äußerst schwierig war, ich konnte nur an meinen Engel denken. „Ich weiß, dass du es gut meinst und ich weiß auch, dass ich nicht übereilt handeln darf, doch ich kann nicht mit Bedacht handeln …nicht wenn es um Liz geht. Ich muss zu ihr, ich kann nicht erst zu den Ältesten. Ich will bei ihr sein.“
Auch jetzt schien er die Ruhe zu bewahren. „Geduld ist eine wichtige Tugend, Nicholas, die auch Unsterbliche erst lernen müssen.“ Er kehrte mir den Rücken zu und ging ein paar Schritte durch das Zimmer. „Ich glaube zu wissen, welchem Vampir diese Stimme gehört, wenn dem allerdings so ist, dann hast du kaum eine Chance gegen ihn…es sei denn…“ Er stoppte und drehte sich wieder zu mir um.
„ Es sei denn…was?“ Hoffnung schwang in meiner Frage mit.
„ Wie immer wir es auch anstellen werden, du musst einfach noch stärker werden.“ Er krempelte den Ärmel seines Hemdes nach oben. „Diese ganze Sache mit Peter war vielleicht auch ein Glücksfall, nun, zumindest von einem Standpunkt aus betrachtet. Ich meine, seit wann auch immer du diese spezielle Gabe besitzt, durch ihn wissen wir jetzt, dass du Energien von anderen Vampiren aufnehmen kannst, und das ist die beste Chance, die wir womöglich haben.“
„ Ich verstehe nicht...“, irritiert starrte ich ihn an.
„ Es ist doch so“, begann er seelenruhig, „es gibt nicht viele Möglichkeiten Nicholas. Genau genommen fällt mir momentan nur diese eine Idee ein, aber letztendlich zählt sowieso nur eins: Dieser Verräter muss aufgehalten werden, dem Ganzen muss Einhalt geboten werden!“
„ Liz ist in Gefahr. Für mich zählt nur diese Tatsache!“
Er lächelte ermutigend. „Ich weiß, mein Junge glaub mir, dieser Punkt bedeutet mir ebenfalls weitaus mehr als du glauben magst. Den Rat wird allerdings nur interessieren, ob wir diesen Denunzianten aufhalten können, und zwar bevor er sein Ziel erreicht.“
Ich seufzte. Er lag in diesem Punkt leider wieder richtig.
„ Mich treibt es in den Wahnsinn, dass ich in dieser Sache nicht auf meine Gabe zurückgreifen kann. Ich kann nicht sagen, was passieren wird oder ob wir gewinnen...ich sehe rein gar nichts!“ Seine Mimik wirkte urplötzlich ernst. „Deswegen“, fuhr er fort, „ist es ratsam, dass wir sie über unseren Plan nur teilweise in Kenntnis setzen. Ich kann dir nicht sagen, wie du mit meiner Fähigkeit umgehen musst, falls du sie mit aufnimmst, aber ich weiß zumindest, dass es anfangs schwierig sein wird, denn bei mir war es damals nicht anders.“ Jetzt seufzte er.
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich verstand. „Wie?“, fragte ich zögernd.
Vincent deutete auf seinen freigelegten Unterarm. „Wir werden dich einfach mächtiger machen müssen, damit du in die Schlacht ziehen kannst.“ Sein wohl wissender Gesichtsausdruck kehrte zurück. „Also Nicholas, nimm von meinem Blut. Wenn sich deine Fähigkeiten wirklich so verändert haben, wie ich es vermute, dann wirst du es mit einem Ältesten aufnehmen können!“ Ein Lächeln zuckte in seinen Mundwinkeln. „Zumindest für eine Weile...“
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich möglich war. „Aber wer ist dieser Mistkerl überhaupt?“
„ Ich glaube, es ist
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