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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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einen Baum zu prallen oder von einem anderen Fahrzeug erwischt zu werden, aber ich wollte nicht unnötig auffallen. Es gab in dieser Gegend genügend Polizisten oder Radarfallen und auf eine Hetzjagd quer durch Cambridge konnte ich gut verzichten. Wie sich die Zeiten geändert hatten. Ich hörte unweigerlich Vincent in meinem Kopf. Er hatte zwar für vielerlei neumodischen Kram etwas übrig, aber er setzte noch immer auf eine Pferdestärke, zumindest wenn er damit jemanden beeindrucken konnte. Das würde Liz sicherlich ebenfalls gefallen.
    Na toll! Konnte es möglich sein, dass ich zurzeit alles mit ihr in Verbindung brachte? War ich noch immer zu menschlich oder konnten sich Vampire tatsächlich verlieben? Es war an der Zeit diese Frage zu beantworten.

4. Dunkle Offenbarung

    Am nächsten Morgen war das Schicksal anscheinend gegen mich oder für mich, je nachdem von welcher Position aus man es betrachten wollte, denn die Sonne stand am Himmel. Nur wenige Wolken zogen vorüber und es war nicht ungefährlich für mich am College aufzutauchen, was ich natürlich trotzdem tat. Mein Wagen besaß getönte Scheiben, und das war bei diesem Wetter mehr als praktisch. Ich musste mich somit tatsächlich korrigieren, mein Auto war vielleicht hilfreicher als ich gedacht hatte.
    Ich parkte in der Nähe des Haupteingangs und wartete bis die ersten Studenten eintrudelten. Wenn Lesley vorhatte heute zu kommen, dann würde ich sie auch zwischen all den Menschen ausmachen können. Und wirklich, nur wenige Minuten später erschien sie. Ich hatte bisher noch nie gesehen, wie sie zur Uni kam. Ein anderes Mädchen war bei ihr und ich erinnerte mich, sie bereits gesehen zu haben. Lesley schob ein teuer aussehendes Rennrad neben sich her und unterhielt sich dabei angeregt mit ihrer Freundin. Ihre Augen waren hinter dunklen Brillengläsern verborgen und ihre weichen Locken umrahmten das blasse Gesicht. Sie sah müde aus oder ich hatte sie gestern wirklich zu Tode erschreckt – vermutlich beides. Ich stellte meine Sinne auf die beiden Frauen ein, um zu hören, über was sie sprachen. Jetzt war ich vermutlich wirklich zum Stalker geworden. Ich unterdrückte ein unzufriedenes Knurren.
    „ Colette, bitte, ich bin heute echt nicht in der Stimmung für dieses Kreuzverhör!“
    Ihre Freundin piekste sie in die Seite.
    „ Hey Süße, das ist nicht fair. Endlich passiert mal etwas Interessantes in deinem Leben und du lässt mich nicht daran teilhaben.“ Mit einem gespielten Entsetzen fasste sie sich an die Brust. „Das lässt mein Herz schmerzen, ehrlich.“
    Ich musste zwangsläufig an meine Schauspieleinlage denken. Ihre Freundin war bedeutend besser.
    „ Es gibt nichts Interessantes in meinem Leben?“
    Lesley starrte ihre Freundin entnervt an.
    „ Du weißt, wie ich das meine. Deine letzte Liaison mit einem Mann liegt – nein, warte, du hattest überhaupt noch gar keine Liaison mit einem richtigen Mann! Also, komm, bitte erzähl mir, welcher Typ hier auf dem Campus dein Blut zum Kochen bringt.“ Sie sah Liz flehend an. „Bitte…mir kannst du es doch erzählen.“
    „ Herrje, du bist ein altes Waschweib, weißt du das.“ Lesley musste sich zwingen nicht zu lächeln. „Schon gut, aber wenn du das überall rumposaunst, dann gnade dir-“
    Ihre Freundin unterbrach sie kreischend.
    „ Versprochen! Ehrenwort, ich erzähle es keiner Menschenseele.“
    Wie passend, dachte ich schmunzelnd.
    „ Also, erinnerst du dich an den Jungen, mit dem ich letztens an der Cafeteria gesprochen habe?“
    Wer?
    „ Du meinst, das Pickelgesicht? Ist das nicht George Stanton, das Schachgenie?“
    Colette schien angewidert zu sein.
    Lesley fing an zu grinsen.
    „ Genau den! An diesem Tag bin ich im Innenhof noch jemand anderem begegnet…“
    Ich konnte die Erleichterung ihrer Freundin regelrecht spüren.
    „ Jetzt hast du mich gerade zu Tode erschreckt.“
    „ Ich weiß.“ Liz lachte. Es war irgendwie befreiend. Und hinreißend.
    „ Dieser andere Typ…wen meinst du?“
    „ Du hast uns doch gesehen? Kurz nachdem wir miteinander gesprochen hatten. Dieser große, dunkelhaarige Mann. Ich glaube, er heißt Nicholas.“
    Als ob du das nicht wüsstest.
    „ Hä? Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Groß und dunkelhaarig, ist doch total mein Beuteschema und ich weiß nichts davon?!“
    Colette zog irritiert ihre hellen Augenbrauen zusammen.
    „ Du hast uns doch beobachtet und als wir zu dir rüber gesehen haben, hast du sofort

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