Abtruennig
geschlagen.“
„ Wieso sollte er sich davon in die Flucht schlagen lassen. Da hast du schon ganz andere Dinger gerissen. Er scheint ein forscher Engländer zu sein, der weiß, was er will. Das klingt doch viel versprechend.“
Sie grinste.
„ Ich glaube nicht, dass er Engländer ist. Er hat so einen leichten Akzent. Ich glaube französisch oder so.“
„ Ein Franzose! Uh, du weißt, was man über die Franzosen sagt…“
Colette lachte.
Was sagt man über die Franzosen?
„ Hör auf damit!“ Lesley stieß ihre Freundin schmunzelnd in die Seite. „Du bist fürchterlich, weißt du das?“
„ Deswegen bin ich doch deine Freundin. Okay... ich halte meine vorlaute Klappe, aber nur, wenn du ihm eine Chance gibst.“
„ Denkst du ich lasse mich von dir erpressen?“
Lesley verzog spielerisch ihren Mund.
„ Ja, genau das glaube ich“, entgegnete Colette trocken.
„ Für den unwahrscheinlichen Fall, dass er tatsächlich noch mal kommt, um mich zu einem Date einzuladen, dann werde ich zusagen.“
Viva la Revolution!
„ Geht doch…“, kicherte sie triumphierend.
„ Erzähl das bloß niemanden!“
„ Versprochen.“
Ich mochte Lesleys Freundin. Dank ihr sollte ich meine Chance erhalten. Meine innere Stimme war natürlich anderer Meinung, aber das war ja nichts Neues. So wie ich es heute Morgen verstanden hatte, stand Liz nicht unbedingt auf den Aufreißertyp, sondern eher auf einen echten Gentleman. Ich hätte mich weder als das eine, noch als das andere bezeichnet, aber das spielte auch keine Rolle. Was auch immer man über uns Franzosen zu sagen pflegte, ich wurde nach alten Maßstäben erzogen. Es sollte mir demnach nicht schwer fallen, die alten Werte wiederaufleben zu lassen. Wenn es mir die Türen zu ihrem Herzen öffnen sollte, dann war ich bereit alles zu sein.
Weichei, grummelte die Stimme in meinem Kopf. Schon möglich, aber das änderte dennoch nichts an meinem Plan.
Da es den ganzen Tag über schon sonnig war, was mir ziemlich zugesetzt hatte, entschied ich mich bis abends zu warten. Es wäre sicherlich nicht besonders hilfereich gewesen, wie ein dampfendes Brikett bei ihr aufzulaufen. Außerdem benötigte ich eine Weile, um wieder normal zu wirken. Das UV-Licht sorgte dafür, dass sich mein Körper veränderte. Die geringe Dosis ließ mich zwar nicht brennen, aber sie sorgte in gewisser Hinsicht dafür, dass ich innerlich austrocknete. Ich sah wohl aus, wie ein Verdurstender in der Wüste. Spröde Lippen, dunkle Augenringe und meine blasse Haut sorgten für den Rest. Ich rief mir zur Beruhigung einfach wieder ins Gedächtnis, dass es bereits Oktober war. Bald wurden die Tage langsam wieder kürzer und ich sehnte mich regelrecht nach den kalten Nächten.
Gegen acht Uhr fuhr ich mit meinem BMW zum Anwesen der Ashtons und dieses Mal dachte ich, es wäre klüger sich anzumelden. So wie es sich eigentlich gehörte.
Ein stämmiger Mann, schätzungsweise Mitte Dreißig, kam aus dem Pförtnerhäuschen.
„ Guten Abend, Sir. Kann ich ihnen helfen?“
„ Ebenso einen guten Abend. Ich möchte gern zu Miss Lesley Ashton.“
Er zupfte an seiner Uniform herum und richtete seine Mütze.
„ Sie weiß Bescheid?“
Ich schüttelte den Kopf.
„ Ich fürchte nicht, es soll so etwas wie eine Überraschung sein. Es wäre nett von ihnen, wenn sie mich anmelden würden. Mein Name ist Nicholas De Winter.“
So wie es sich gehört, rief ich mir wieder in den Sinn. Falls Lesley ihre Freundin heute Morgen wirklich nicht belogen hatte, dann sollte sie mich zumindest empfangen und ins Haus lassen.
Er nickte.
„ Bitte warten sie kurz, Sir. Ich rufe im Haus an.“
Der stämmige Typ verschwand wieder in seinem Quartier und ich konnte hören, wie er mit dem Personal sprach.
„ Newton? Ja, hören sie hier ist ein junger Mann namens Nicholas De Winter. Er möchte zu Miss Ashton. Aha, okay. Ich warte.“ Es vergingen einige Sekunden, bis sich scheinbar wieder jemand am anderen Ende der Leitung meldete. „Ich mache ihm auf.“ Er legte auf und lugte kurze Zeit später aus dem Häuschen hervor. „Ich öffne ihnen das Tor, Sir. Fahren sie einfach immer die Allee entlang, dann gelangen sie geradewegs zum Herrenhaus.“
Ich nickte ihm zu.
„ Ich danke ihnen.“
Das riesige schmiedeeiserne Tor öffnete sich beinahe geräuschlos. Sobald es weit genug zu beiden Seiten offen stand, fuhr ich hindurch. Ich kannte diesen Weg bisher noch nicht. Die Bäume säumten den gepflasterten Pfad und es dauerte eine
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