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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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weggeschaut!“
    „ Ehrlich Süße, ich habe überhaupt kein Bild dazu im Kopf. Seltsam…“
    Unsichtbar, ja, wenn ich wollte, dann war ich es.
    „ Tja, vielleicht habe ich mir diesen Kerl auch nur eingebildet.“
    Liz zuckte mit den Schultern.
    „ Quatsch, ich habe bestimmt nur wieder mal mein Kurzzeitgedächtnis verlegt. Erzähl weiter! Wer ist er? Was hast du denn nun mit ihm zu tun?“
    „ Eigentlich nichts…“, gestand Lesley leise.
    Die beiden Frauen erreichten den Haupteingang und Liz stellte ihr Fahrrad ab.
    „ Und uneigentlich?“, bohrte Colette weiter.
    Lesley schloss ihr Rad an einen dafür vorgesehenen Ständer an.
    „ Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Er ist irgendwie ziemlich aufdringlich und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich vor ihm fürchten soll, oder ob ich mich ihm lieber an den Hals werfe.“
    Ihr warmes Lächeln ließ mich auf meiner Unterlippe herum kauen.
    „ Das klingt doch mal wirklich interessant.“ Ihre Freundin gluckste vergnügt und hüpfte um Liz herum. „Du findest ihn süß, nicht wahr?“
    „ Süß wäre das falsche Wort für ihn. Mysteriös trifft es besser, aber das klingt bescheuert, ich weiß.“ Sie kicherte kurz. „Ganz ehrlich? Ich muss zugeben, dass er wirklich toll aussieht.“
    Diese Erkenntnis traf mich völlig unvorbereitet. Ein Vorschlaghammer der gegen meinen Kopf knallte. Es dauerte einige Sekunden, bis die Einsicht in mein Bewusstsein sickerte. Die Stimme in meinem Kopf knurrte und ich musste unwillkürlich lächeln.
    Die beiden Mädchen schlenderten ins innere der Universität und ich wusste, dass ich nicht mehr lange zuhören konnte. Meine Sinne waren zwar äußerst präzise, aber Colette und Lesley entfernten sich immer weiter von mir. Zudem machten es mir die etwa hundert anderen plappernden Studenten nicht gerade einfacher, genau die beiden Stimmen herauszufiltern, die für mich wichtig waren. Ich musste mich an ihre Fersen heften. Kurzerhand durchwühlte ich das Handschuhfach und schnappte mir meine Sonnebrille. Ich zog den Reißverschluss meines Pullis bis oben zu und stülpte die dazugehörige Kapuze über meinen Kopf. Jetzt sah ich vermutlich aus wie ein Gangster, aber das war mir in diesem Moment ziemlich egal. Ich stieg aus dem Wagen und folgte den beiden Frauen unauffällig.
    Schnell hatte ich sie wieder eingeholt, blieb jedoch auf Abstand. Sie durchquerten einen der größeren Innenhöfe und ich hielt mich weitestgehend im Schatten auf. Die UV-Strahlen machten mir ohnehin schon genug Probleme. Ich vergrub meine Hände tief in den Hosentaschen, damit kein Teil meiner empfindlichen Haut der Sonne ausgesetzt wurde.
    „ Er ist bei dir aufgetaucht?“
    Lesley nickte.
    „ Ja, weil ich angeblich ein paar Tage nicht in der Uni war. Er war vermutlich bis auf die Unterwäsche klatschnass und in diesem Moment fand ich ihn echt niedlich.“
    „ Nur fürs Protokoll: Er sieht gut aus, hat dich jetzt also mehrmals gefragt, ob du mit ihm ausgehst. Ist durch den Regen gelaufen, um dich zu sehen und du hast dich immer noch nicht mit ihm verabredet?“
    Ihre Freundin starrte sie etwas entgeistert an. Sie wurde mir immer sympathischer.
    „ Ich weiß, was du sagen willst. Er ist gestern aber plötzlich so schnell verschwunden, das ich nicht mehr dazu gekommen bin, irgendetwas zu sagen.“
    Colette stemmte ihre kleinen Hände in die Hüfte.
    „ Wieso?“
    „ Meine Tante kam uns dazwischen und …“
    „ Wo zwischen?“
    Colette zwang Lesley stehen zu bleiben, damit sie ihr ins Gesicht sehen konnte.
    „ Das ist eine gute Frage. Ich…ich glaube, er wollte mich küssen.“
    Liz schien unsicher und ihre Freundin begann zu quietschen.
    „ Echt? Wie aufregend…und dann ist er abgehauen, oder wie?“
    Die zierliche Frau klatschte in ihre Hände und ihr strubbeliges Haar wippte wild durcheinander.
    „ Ja.“ Sie seufzte. „Ist auch besser so, stell’ dir vor, ich hätte es soweit kommen lassen.“
    „ Du hast sie ja nicht alle! Das ist echt besser, als jede Soap, die ich kenne. Also, wenn dieser Nicholas tatsächlich so verdammt sexy ist, wie du sagtest …“
    Sexy?
    „… dann verstehe ich nicht, wo dein Problem liegt.“ Colette hob ihre Hand, ehe Liz etwas darauf erwidern konnte. „Fang nicht damit an. Süße, leb’ endlich mal. Geh wenigstens mal mit ihm aus, vielleicht ist er ja auch ein totaler Langweiler.“ Sie zwinkerte.
    Lesley stöhnte.
    „ Ich glaube nicht, dass er noch mal auftaucht. Ich schätze mal, das hat ihn in die Flucht

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