Abtruennig
auch“, ich lachte bitter. „Sie würden ja nicht älter werden können. Es gibt aber Vampire unter uns, wie meinen Schöpfer, die bereits mehrere Jahrhunderte auf dieser Erde existieren und demnach zu den Ältesten unter uns gehören. Das heißt, wenn ich vierhundert Jahre alt bin, dann besitze ich das Privileg mir einen Gefährten oder eine Gefährtin suchen zu dürfen. Nur jenen ist es gestattet Menschen zu verwandeln.“
„ Aha.“ Die Wahrheit war wohl nicht das, was sie erwartet hatte.
„ Es ist ein Schritt, den man nur ein einziges Mal gehen kann, Lesley. Es gibt kein zurück mehr. Man sollte, nein, man muss es sich wirklich gut überlegen.“
„ Aber du bereust es nicht?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“
„ Tja“, sie seufzte und lehnte sich dabei nach hinten, um sich ins Kissen zu kuscheln. „Leider habe ich nicht, wie viele waren das noch gleich? So um die zweihundertdreißig Jahre? Na ja, so lange habe ich nicht Zeit.“
Es sollte wohl nicht betrübt klingen, aber genau das war der Fall.
„ Nein, natürlich nicht. Kein Mensch hat so lange Zeit. Ich dürfte mich aber nun mal erst dann mit diesem Thema beschäftigen.“
„ Verstehe…“ Es klang gefasst.
Diese Gesprächswendung hatte ich nicht erwartet, wie auch. In dieser Hinsicht hatte ich überhaupt keine Erfahrung. Abgesehen davon, hatte ich mich selbst nicht mit diesem Thema beschäftigt, obwohl das vermutlich sinnvoll gewesen wäre. Natürlich war sie ein Mensch. Sie war sterblich und ich nicht. Wie sollte es eine Zukunft geben? Ich entschied sie schnellstens abzulenken, genauso wie mich selbst.
„ Hör mal?“ Ich lehnte mich ein wenig vor.
„ Hören, was?“ Sie beugte sich zu mir und spitzte die Ohren. „Ich höre nichts.“
„ Das Geschirr klimpert in der Küche. Ich kann auch riechen, dass etwas vor sich hin köchelt. Ist das dein Abendessen?“
Perplex starrte sie mich an.
„ Äh, nein, das wird wohl für das Personal sein. Ich esse meistens gut zu Mittag. Frage mich heute Nacht noch mal, ob ich Hunger habe. Ich bin eher für einen Mitternachtssnack zu haben.“
„ Ist das ein Angebot?“ Ich legte ein amüsiertes Lächeln auf.
„ Würdest du es denn annehmen?“ Sie versuchte abgeklärt zu wirken, aber ihr Herzschlag verriet etwas anderes.
Ich neigte mich zu ihr. „Sofort! Allerdings…ohne Hintergedanken! Ich bin schließlich schrecklich altmodisch.“
Sie senkte den Blick. „Das fürchte ich auch…“
„ Das klang beinahe enttäuscht?!“
Meine Augenbrauen schoben sich irritiert zusammen.
„ Vielleicht bin ich das ja auch…auf eine sonderbare Weise“, antwortete sie, ohne mich anzusehen.
Diese Frau machte es einem Mann schon schwierig, wie sollte dann erst der Vampir in mir damit zurechtkommen.
„ Kann man einen Vampir in Verlegenheit bringen?“ Lesley blickte mich nachdenklich an.
Ich konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. „Schon möglich…?!“
Wir saßen noch für eine ganze Weile einfach nur da und unterhielten uns. Vielmehr, sie fragte mich etwas und ich antwortete. Es war in Ordnung für mich, aber vermutlich hätte ich in diesem Moment alles gerne getan, solange ich nur bei ihr sein konnte. Ihre Fragen beschränkten sich auch ausschließlich auf mein Leben und meine Empfindungen, es waren also keine wirklichen Geheimnisse meiner Art. Die Stimme in meinem Kopf konnte also getrost schweigen.
Draußen war es rasch Nacht geworden und mein ansonsten verlässliches Zeitgefühl hatte mich ein wenig verlassen. Mit Lesley schien die Zeit einfach wie im Flug zu vergehen. Das sollte mich zwar nicht stören, schließlich hatte ich davon mehr als genug. Unendlich um genau zu sagen, aber das galt nicht für sie. Liz schien meinen Gedanken in diesem Augenblick zu teilen, denn sie schaute auf ihre Armbanduhr.
„ Es ist schon halb Elf“, sagte sie und streckte sich auf einmal ausgiebig. „Meine Beine sind etwas eingeschlafen, ich habe gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist.“
Bevor ich etwas erwidern konnte, klopfte es plötzlich an der Tür. Ich hatte die Schritte gar nicht kommen hören, was sicherlich daran lag, dass ich mich gerade eben nur auf eine einzige Person konzentriert hatte.
Newton steckte seinen Kopf ins Zimmer.
„ Entschuldigen sie die Störung. Amanda lässt fragen, ob der Gentleman über Nacht bleibt und sie ein Gästezimmer herrichten soll?“
Lesleys Blick streifte mich kurz, ehe sie antwortete.
„ Das ist nett, danke Newton. Aber sagen
Weitere Kostenlose Bücher