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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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überrumpeln. Mir war wohler bei dem Gedanken, dass sie früher oder später die Initiative ergreifen würde. Eine kurze Geste, dass sie es wirklich wollte. Mehr brauchte ich nicht. „Es ist spät…bist du nicht müde?“
    „ Nicht sonderlich. Wieso? Du scheinst ein wenig unter Spannung zu stehen. Hast du noch etwas vor? Musst du weg?“
    Ihre Brauen hoben sich.
    Ich schüttelte den Kopf. Diese Nacht wollte ich nicht auf Patrouille sein. „Nein, aber ich will nicht, dass du nur wegen mir unter Schlafentzug leidest.“
    „ Keine Sorge…“ Sie ging lächelnd an mir vorbei. „Ich bin gleich wieder bei dir.“
    Ich drehte mich um und starrte ihr wortlos nach. Dieser Satz konnte etwas bedeuten, aber daran sollte ich nicht denken. Immerhin, waren wir das erste Mal richtig unter uns. Wir hatten uns noch nicht einmal geküsst, da würde sie doch nicht so schnell weitergehen wollen. Oder? Ich hoffte, auf eine Antwort, doch meine innere Stimme schien zu schmollen. Warum sollte sie mir auch genau jetzt ein Feedback geben, wo ich sie fast die ganze Zeit über ignoriert hatte.
    Lesley verschwand im benachbarten Zimmer. Ich hörte kurze Zeit später Wasser rauschen – keine Dusche, kleiner. Möglichweise der Wasserhahn im Waschbecken. Plötzlich fiel Stoff zu Boden.
    Hastig drehte ich mich um. Das würde sie nicht…versuchte ich mir selbst einzureden. Ich ließ meinen Blick eilig durchs Zimmer schweifen. Ich musste mich auf irgendetwas anderes konzentrieren. Mit großen Schritten marschierte ich zur Fensterfront hinüber. Die Vorhänge waren zugezogen, ich öffnete sie schnell einen Spalt breit, um hinaus zu schauen. Die Nacht war klar und der Mond erhellte das nahe gelegene Wäldchen. Es war ruhig draußen. Ich konnte nichts ausmachen, kein Tier oder dergleichen und es schien sich auch nichts in den Bäumen zu regen. Krampfhaft fixierte ich die Baumwipfel.
    Die Tür vom Badezimmer ging langsam auf, aber ich zwang mich dazu, mich nicht umzudrehen.
    „ Hast du einen Einbrecher entdeckt?“ Es klang amüsiert.
    „ Nein, es scheint draußen sehr friedlich zu sein.“ Ich hörte, wie sie durch den Raum ging. Kurze Zeit später raschelte wieder Stoff. Schwerer. Ich nahm an, dass es die Bettdecke war. Ich hoffte es.
    „ Du bist tatsächlich noch von der alten Schule.“ Ich konnte hören, dass sie dabei grinste. „Keine Sorge, ich habe mir nur schon mal etwas angezogen, was ich zum Schlafen tragen kann. Ich hasse es nämlich, mich noch mal umzuziehen, wenn ich einmal müde bin.“
    Erleichtert sah ich sie an. „Verstehe…“
    Liz saß im Bett. Sie hatte die Beine angewinkelt und die flauschige Decke verhüllte alles, was mir in jener Sekunde meine guten Vorsätze hätte streitig machen können.
    „ Man sagt doch“, begann sie langsam, „Vampire sind unglaubliche Verführer, stimmt das?“
    Oje! Ihr strahlendes Lächeln blendete meinen Verstand beinahe vollkommen aus. „Ich habe damit keine Erfahrung. Sag du es mir.“ Ich durchquerte den Raum und blieb am Ende ihres Bettes stehen. Es musste ja nichts passieren. Es wird nichts passieren! Da war sie wieder.
    „ Woher soll ich das wissen?“ Lesleys Wangen erröteten augenblicklich. Ich wusste in dem Moment, dass sie nicht so locker war, wie sie es vielleicht vorgab. „Ich war doch noch nie mit einem Vampir zusammen“, flüsterte sie.
    „ Natürlich nicht.“ Ich beugte mich nach vorne, über das Geländer ihres Bettes. Geschmeidig ließ ich mich auf die Matratze gleiten. Ich zog meinen Körper nach oben, bis ich neben ihrem lag. Es trennten uns nur noch wenige Zentimeter und ich spürte schlagartig die Hitze, die von ihr ausging. Sie zitterte, aber dieses Mal war es anders. Es war nicht aus Furcht. Sie war nervös. Ihr Herz pochte bis zum Anschlag.
    In dieser Sekunde wollte ich sie mehr denn je, mit jeder Faser meines Körpers! Es war genau das Falsche, deswegen war es vermutlich auch so berauschend. „Kann das tatsächlich wahr sein?“ Meine Hände strichen zärtlich über ihre nackten Schultern.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass sie nur ein – äußerst – dünnes Negligee trug. Ich ließ meinen Blick an ihr hinunter gleiten. „Wow…“ Es war nur ein Flüstern.
    „ Was ist?“
    „ Dieses Nachthemd ist ziemlich aufreizend, ist dir das bewusst?“
    „ Das fällt dir erst jetzt auf“, fragte sie ungläubig.
    „ Ähm…“, druckste ich herum. Offengestanden war mir selbst nicht ganz bewusst, wie ich so etwas übersehen konnte.
    Sie lächelte auf einmal

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