Abtruennig
wieder. „Nun, ich habe es mir mal gekauft, bisher habe ich es allerdings nicht gebrauchen können…“
Jetzt musste ich schlucken. „Ich bin in gewisser Weise auch nur ein Mann, ich hoffe, das weißt du?“
„ Ich habe es gehofft.“ Sie machte eine kurze Pause. „Nicholas…als du mich in den Stallungen besucht hast, wolltest du etwas tun…“
„ Ja?“, hauchte ich.
„ Kurz bevor meine Tante kam…und du hast gestern gesagt, ich soll es mir überlegen. Du bist hier, also weißt du bereits, wie ich mich entschieden habe…“
„ Mhmm, ich verstehe…“ Vorsichtig lehnte ich mich zu ihr. Ich wusste, dass sie unseren vermeintlichen Kuss meinte. Meine Lippen wollten ihre suchen, doch ich zögerte. Das würde anders werden, nicht dass, was ich anfangs versucht hatte. Es würde keine unwiderrufliche Abfuhr bedeuten, stattdessen würde sich mein Innerstes noch mehr nach ihr verzehren.
Lesley schloss seufzend ihre Augen. Es kam mir fast vor wie eine stille Einwilligung, die vermeintliche Geste, auf die ich bestanden hatte. Mehr benötigte ich nicht, denn ich wollte es schließlich selbst so sehr.
Ich verringerte den winzigen Abstand zwischen uns, bis mein Mund sich sanft auf ihren legte. Sie ließ es zu, vielmehr noch, sie erwiderte meine Zuneigung. Ihr Kuss schmeckte besser als ich es mir vorgestellt hatte. So süß, so unbeschreiblich süß. Und ihre Lippen waren so weich und warm. Das musste ein Traum sein. Konnten Vampire Halluzinationen bekommen oder war es mir doch möglich zu schlafen? Wenn es so war, dann wollte ich nicht mehr aufwachen. Meine Finger wanderten ihren zarten Hals hinunter, streichelten vorsichtig ihr Schlüsselbein entlang. Sie war zu real, um nur eine Illusion zu sein. Ihr Puls hallte in meinen Ohren wider und ich ignorierte den verlockenden Duft ihres wallenden Blutes.
Im nächsten Augenblick versuchte sie mich von sich wegzudrücken. Ich wollte sie nicht loslassen, aber sie schob ihre Hände zwischen uns. Also ließ ich meine Arme sinken und gab sie frei. Lesley rang sichtlich nach Luft. „Du meine Güte!“ Sie starrte mich an und wirkte beinahe verstört.
Sofort machte sich mein schlechtes Gewissen breit. Hatte ich erwähnt, dass ich zu den Vampiren gehörte, die tatsächlich noch so etwas wie Moral besaßen?! „Entschuldige, das war wohl etwas zu stürmisch“, sagte ich schnell.
„ Du bist so kalt“, keuchte sie fast schon atemlos.
„ Aber nur äußerlich…“, versuchte ich zu erklären.
„ Es fühlt sich unbeschreiblich an.“ Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Deine Lippen waren eisig und der Kuss so kühl, aber…es fließt irgendwie durch meine Adern.“ Sie betrachtete ihre Arme und fing an zu kichern.
„ Ich hatte keine Ahnung, wie es sich für dich anfühlen würde.“ Jetzt war ich völlig verunsichert. „Soll ich lieber gehen?“
Sofort sah sie mich an. „Nein!“ Sie schrie beinahe, besann sich aber sofort wieder. „Nein. Warum willst du gehen? Was immer du mit mir machst…ich möchte mehr davon!“ Mit diesen Worten beugte sie sich wieder vor und dieses Mal küsste sie mich. Ihre zarten Finger gruben sich in mein Haar und ich konnte nichts anderes tun, als ihre Berührungen zu genießen. Mehr noch. Mein Verlangen nach ihr wuchs und ich wusste, dass ich mich definitiv bremsen musste, andernfalls würde ich weitergehen wollen. Ich spürte, wie Lesleys Körper nach unten rutschte. Ihre Hände suchten nach meinen Armen und sie bedeutete mir, ihren Bewegungen zu folgen. Die Hitze ihrer Haut schien mich langsam zu verbrennen, doch ich durfte mich dieser Lust nicht hingeben.
Ich löste augenblicklich meine Lippen von ihren und lehnte mich sofort zurück.
„ Warte“, protestierte sie. „Was tust du?“
„ Ich kann nicht, wir können nicht. Das ist unmöglich!“
„ Was? Wieso nicht?“ Es klang verletzt.
„ Das geht nicht. Ich bin, mein Körper ist, wir können nicht.“ Mir fehlten die passenden Worte. „Mein Körper ist tot. Das kann nicht funktionieren.“
„ Ooh!“ Sie starrte mich an. „Ich wusste nicht…ich meine, ich dachte, du, ähm, ihr könnt so etwas…“ Wieder wurde sie rot und ich verstand, was sie meinte. „Es tut mir so leid, ich hatte ja keine Ahnung“, sagte sie kleinlaut.
„ Nein, nein!“ Ich nahm ihre Hände in meine. „Ich gehe davon aus, dass es funktioniert…“ Ich stutzte einen kleinen Moment, denn ich wusste es eigentlich nicht. Jedenfalls nicht mit Sicherheit. Ich hatte es noch nie probiert.
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