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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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Fähigkeiten, doch ich hatte das Grauen nicht gesehen, obwohl es direkt vor mir war und langsam meine Freundin tötete? War die Krankheit der merkwürdige Geruch gewesen, den ich nie hatte einordnen können? „Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?“, fragte ich ruhig.
    „ Was hätte ich denn machen sollen?“ Mit einem Mal klang ihr Tonfall sarkastisch. „Vielleicht hätte ich beim ersten Date sagen sollen: Hey, hör mal ich bin todkrank! Wer weiß wie lange ich noch leben werde.“ Sie atmete tief ein und dann kamen die Worte kaum hörbar hervor. „Ich habe versucht mich von dir fern zu halten, weißt du nicht mehr? Ich war arrogant und kühl. Und du hast nicht locker gelassen…“ Sie lächelte wehmütig. „Ich wusste, dass es dir gegenüber nicht fair ist.“
    „ Mir gegenüber nicht fair?“ Ich zog eine Augenbraue nach oben und beugte mich ein wenig nach hinten, damit ich sie ansehen konnte.
    „ Ich wollte nicht, dass du deine Zeit mit mir verschwendest. Ich werde bald nicht mehr am Leben sein.“ Ihre Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. „Ich habe keine Zukunft, Nicholas.“
    Es machte auf einmal alles Sinn: Ihre abweisende Haltung. Die Unnahbarkeit, die sie als Schutz benutzt hatte. Der undefinierbare Geruch, der manchmal von ihr ausging, mit dem ich nichts in Verbindung bringen konnte. Die Hast, als es darum ging mit mir zu schlafen. Eine Welle des Zorns brach auf mich ein, überschwemmte mich wie eine Flut, die das Land verschluckte. Eine unbekannte Wut, die so schlagartig in mir hochstieg, dass ich Mühe hatte, sie unter Kontrolle zu halten. Winzige Widerhaken, die sich in meinen leeren Venen und Adern festsetzten, um mein Innerstes zu zerfetzen. „Wie kannst du nur denken, dass ich meine Zeit mit dir verschwende?“ Es klang schroffer, als beabsichtigt und ich brauchte eine Weile, um mich etwas zu beruhigen. „Ich habe keine einzige Sekunde bereut, die ich mir dir zusammen war.“ So behutsam, wie es mir möglich war, nahm ich ihr Gesicht in meine Hände. „Und ich würde für jede Weitere sterben.“
    Tränen rannen über Lesleys Wangen und ich wartete nicht auf eine Antwort von ihr. Mein Mund legte sich zärtlich auf ihren und dieser Kuss war das Intensivste, was ich jemals gespürt hatte. Nach mehr als einem Jahrhundert fühlte ich auf einmal wieder so etwas wie Wärme durch meinen Körper strömen. Es war, als wenn ihre Energie meine Glieder durchflutete. Mir gingen dabei so viele Gedanken durch den Kopf, mit denen ich mich noch gar nicht richtig beschäftigt hatte. Es war mir zwar immer klar gewesen, dass Liz nun mal ein Mensch war und sie irgendwann sterben würde, aber nicht so bald. Ich hätte noch Zeit gehabt, hätte sie langsam an unsere Art gewöhnen können. Wir hätten überlegen können, ob…ich brach den Gedanken ab, doch die Frage stellte sich mir unweigerlich.
    Ich kannte meine Antwort natürlich bereits. Der Punkt war jedoch nicht, ob ich dazu imstande war, sondern ob sie diese Entscheidung treffen konnte? Würde sie ihr Dasein als Mensch aufgeben, um ein Vampir zu werden? Niemand konnte mir darauf eine Antwort geben. Niemand, außer ihr. Ich würde es herausfinden müssen.
    Ich löste meine Lippen von ihren, aber nur um ihr mahagonifarbenes Haar zu küssen. Ich presste sie so nah an meinen Körper, wie ich nur konnte. Ich wollte sie nicht mehr loslassen. Wir schwiegen für eine Weile und ich lauschte auf ihr leises Schluchzen. Ihre Tränen durchnässten meinen Anzug, aber ich ließ sie weinen, solange wie sie es brauchte.
    Es vergingen einige Minuten, ehe Lesleys Stimme die Stille zwischen uns zerriss. „Bleibst du bei mir…ich meine, bis zum Ende?“ Es schwang soviel Unsicherheit in ihrer Frage mit.
    „ Wie viel Zeit...wann...“ Ich konnte nicht verhindern, dass mein Körper auf einmal bebte. Heute Morgen hatte ich noch über so normale Dinge nachgegrübelt und jetzt wirkte alles so banal. Vor allem sie sollte sich über alltägliche Sachen den Kopf zerbrechen und nicht über den Tod. Von einem Moment zum anderen hatte sich alles verändert. Ich – der Vampir – war nicht mehr das Schreckliste in Lesleys Leben, es gab eine andere Bedrohung. `Todkrank´ war ein Begriff gewesen, mit dem ich nichts verbunden hatte. Bis jetzt.
    „ Ich weiß es nicht. Ein paar Monate, vielleicht auch nur Wochen.“ Ihre Antwort unterbrach meine Überlegungen.
    „ Ich verspreche dir, für dich da zu sein“, sagte ich sanft.
    Ich werde bis in alle Ewigkeit an deiner

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