Abtruennig
Seite sein, wenn du mich lässt.
10. Entscheidungen
Irgendwann war Liz an meiner Brust eingeschlafen. Ich hatte sie nach ihrer Offenbarung nach Hause gebracht und versprochen bis zum Morgen bei ihr zu bleiben. Ich hielt mein Wort. Die restlichen Stunden in dieser Nacht hatte ich mir mein Hirn zermartert, genau genommen, war es vielmehr ein Kampf gewesen. Meine innere Stimme hatte die ganze Zeit über versucht, mit aller Macht wieder die Oberhand zu gewinnen. Aber mein Herz…so stumm es auch sein mochte, es verzerrte sich nach Lesley. Schlussendlich kam ich immer wieder auf dieselbe Lösung. Ich musste mit Vincent über die Sache sprechen. Es gab immerhin diese eine Möglichkeit, auch wenn sie völlig unvernünftig und geisteskrank war.
Ihre Krankheit hatte uns, oder vielleicht auch nur mir, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen, aber ich war auf so viele Dinge in der letzten Zeit nicht eingestellt gewesen. Ich zog kurzzeitig die Eventualität in Betracht, dass es auch sein Gutes haben konnte. Immerhin würde ich Liz nun kurzfristig darum bitten müssen, vielleicht hätte ich es sonst viel zu lange hinaus gezögert. Ein Ältester konnte Lesley verwandeln. Ich war noch nicht vierhundert Jahre alt und trotzdem hatte ich mich auch mit dem Gedanken angefreundet, es selbst zu tun, falls sich niemand anderes finden lassen würde. Über die verheerenden Konsequenzen dachte ich erst einmal nicht nach, was mein Gewissen selbstverständlich in den Wahnsinn trieb.
Meine Entscheidung war gefallen, als der neue Tag anbrach. Ich bewegte mich nicht und ließ Lesley schlafen. Sie hatte die halbe Nacht, in meinem Arm gelegen und ich hatte meine Nase fast die ganze Zeit über in ihrem Haar vergraben. Ihr Duft war immer noch so betörend und das größtenteils auf eine sexuelle Weise, die es mir schwer machte, meinen Vorsätzen treu zu bleiben.
Der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffe und Toast zog sich schließlich durchs Haus. Ich hörte, wie Pferde aus den Stallungen zu den Koppeln getrieben wurden, wie das Personal bereits wieder geschäftig war und ich musste sofort daran denken, dass ich eigentlich offiziell gar nicht hier war. Der Pförtner hatte uns zwar gesehen, aber die restlichen Mitarbeiter hatten bereits geschlafen. Ein amüsiertes Grinsen zuckte in meinen Mundwinkeln.
Lesley rollte sich herum und blinzelte mich aus verschlafenen Augen an. „Was ist so witzig?“, gähnte sie.
„ Ich habe mir gerade überlegt, dass keiner weiß, dass ich hier mit dir zusammen im Bett liege. Wenn Newton hereinplatzt, dann bin ich bestimmt fällig.“
Sie streckte sich ausgiebig. „Das könnte natürlich passieren, aber ich würde dich unter der Decke verstecken.“
„ Ich habe auch nichts anderes von ihnen erwartet, Miss Ashton.“ Ich wollte sie wieder in meine Arme nehmen, aber sie ging auf Abstand.
„ Warte…ich will zuerst ins Bad.“
Ich packte ihren Fuß, bevor sie aus dem Bett steigen konnte. „Nichts da, hier geblieben.“ Ich umfasste schnell ihre Hüften und zog sie nah zu mir heran.
„ Nicholas!“ Sie lachte. „Ich bin doch sofort wieder bei dir…ich habe nun einmal gewisse Bedürfnisse und außerdem hasse ich es, wenn ich mich nicht frisch machen kann, bevor wir zusammen sind.“
„ Das musst du aber überhaupt nicht.“ Ich ließ meine Nase über die Mulde unterhalb ihrer Kehle streichen und atmete tief ein.
Ein Schauer jagte über Lesleys Haut. „W-was tust du?“ Ihre Stimme zitterte, was mich nur noch mehr anstachelte, denn offensichtlich gefiel ihr, was ich tat.
„ Du riechst so verlockend…mach dir keine Gedanken, über irgendwelche anderen Sachen…wie ich schon einmal sagte, ich blende alles aus, was nicht von Belangen ist, dafür sind die wichtigeren Aspekte überdeutlich…“ Ich küsste die Vertiefung und meine Lippen wanderten langsam ihre Kehle hinauf. Ihr gesamter Körper spannte sich an. „Habe ich dir eigentlich schon meinen grandiosen Vorschlag unterbreitet? Ein Angebot, was du gar nicht ausschlagen kannst“, murmelte ich, ohne mich von ihrer Haut zu trennen.
„ Welches A-Angebot?“
„ Norwegen, eine kleine Insel namens Laukvik, nur wir zwei… ich könnte alles in die Wege leiten. Nur ein paar Tage. Was denkst du?“ Meine Lippen lösten sich von ihrem Hals und ich sah ihr tief in die Augen.
„ Du möchtest mit mir alleine in die Einöde fahren?“ Sie lächelte plötzlich.
Ich ging auf ihr Spiel ein. „Ganz recht. Nur du
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