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Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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telefonierte.

    Gaby überlegte fieberhaft, was
nun zu tun war. Aber da gab es gar nicht viel zu überlegen. Ihre Aufgabe war
es, sich dem Hehler an die Fersen zu heften. Sie musste rauskriegen, wie er
hieß und wo er wohnte. Klar, wenn er sie bemerkte, konnte es unangenehm werden.
Aber sie hatte keine andere Wahl.
    Auf die Hilfe ihrer Freunde vom
TKKG konnte sie auch nicht bauen. Bis sie hier waren, war der Gauner längst
über alle Berge.
    »Selbst ist die Frau«, sprach
sie leise zu sich und grinste wie ein Breitmaulfrosch.
    Trotzdem sollte Tim erfahren,
in welcher Mission sie unterwegs war. Blitzschnell tippte sie eine Nachricht
und drückte auf Senden.

 
     
    Tim schreckte hoch. Gerade
brütete er über den Englisch-Hausaufgaben,
als plötzlich sein Handy piepte. Verdammt, er hatte vergessen, es
auszuschalten. Drei kurze schrille Tone. Das war das Signal, dass eine SMS
angekommen war. Ausgerechnet zehn Minuten vor dem Ende der Arbeitsstunde. Hatte
Rembrandt etwas gemerkt?
    Zum Glück saß Tim heute in der
letzten Reihe. Und Dr. Paulig döste vorn an seinem Tisch. Aber jetzt war er
aufgesprungen und begab sich mit schnellen Schritten zu Tim, der
vorsichtshalber das Genick einzog.
    »Was war das?«, bellte der
Lehrer.
    »Was?« Tim guckte ihn mit einer
Unschuldsmiene an.
    »Wenn du mich für dumm verkaufen
willst, musst du früher aufstehen«, sagte der Zeichenlehrer in einem scharfen
Ton. »Da hat doch eben ein Handy gepiept. Dein Handy, Tim Carsten!«
    Tim nickte. Warum sollte er
etwas abstreiten, was eh klar war.
    »Du gibst es also zu«, sagte
Rembrandt. I
    »Ja, Herr Dr. Paulig, ich gebe
es zu«, sagte Tim.
    »Du weißt schon, dass es den
Schülern nicht gestattet ist...«, begann der Lehrer seine Strafpredigt und
brach unvermittelt ab. Sein Gesicht wurde auf einmal krebsrot. Tim konnte nur
schwer ein schadenfrohes Grinsen unterdrücken. Da spielte der Paulig sich als
Moralapostel auf und hielt sich selbst nicht an die Vorschriften. Laut
Schulordnung war es den Lehrern ebenfalls verboten, während des Unterrichts zu
telefonieren. Und jetzt erklang aus Dr. Pauligs Jackentasche die hübsche
Melodie des Pippi-Langstrumpf-Liedes. Tim musste sich schwer beherrschen, dass
er nicht anfing loszuträllern: 2x3 macht 4 / Widdewiddewitt
und drei macht neune! / Ich mach mir die Welt / Widdewidde wie
sie mir gefällt ...
    »Oh«, sagte Dr. Pauling und
tastete nach seinem Handy. »Da hab ich doch glatt vergessen... Wo ist denn der
Knopf zum Ausschalten?«
    »Bei den meisten Handys ist es
ein roter Knopf«, half Tim dem Lehrer.
    Pippi Langstrumpf verstummte.
Dr. Paulig schnaufte hörbar und stapfte zu seinem Tisch zurück. Dann verkündete
er: »Die Arbeitsstunde ist für heute beendet.«
    Der Zeichenlehrer flitzte aus
dem Klassenzimmer. Die Tür fiel geräuschvoll ins Schloss. Die Schüler lachten,
ein Gelächter in allen Schattierungen, hell und dunkel, schrill und gedämpft.
    Tim las endlich die SMS. Sie
stammte von Gaby: Bin in der David-Luschnat-Straße, Nähe Hauptbahnhof.
Beschatte einen Verdächtigen. Brauche Verstärkung. LG Gaby J J J
    Tim zeigte die Nachricht
Klößchen, der die Backen aufblies und mit den Schultern zuckte.
    »Hä? Welchen Verdächtigen
beschattet sie denn? Hab ich was verpasst?«
    Er war ebenso ahnungslos wie
Tim. Beide konnten sich keinen Reim auf Gabys Gesimse machen.
    »Okay, dann nichts wie hin«,
sagte Tim.
    »Was ist mit Karl?«, fragte
Klößchen.
    Tim winkte ab. »Der vergnügt
sich bestimmt gerade mit seinem neuen Laptop.«
    Sie stürmten in den
Fahrradkeller, trugen die Mountainbikes nach oben und radelten los. Das Wetter
hatte umgeschlagen. Dunkle Wolken kündigten Regen an. Ein kühler Wind blies von
vorn. Jetzt hätte Klößchen seine Windjacke gebrauchen können, aber er hatte sie
im Klassenzimmer vergessen.
    Tim legte ein höllisches Tempo
vor. Klößchen trat wie besessen in die Pedale, um den Anschluss an seinen
Freund nicht zu verlieren. Auch ohne Jacke rann ihm bald der Schweiß aus allen
Poren.
    Bald erreichten sie die Stadt.
Der Feierabendverkehr hatte schon eingesetzt. Die wenigen Fahrradwege waren wie
üblich von Autos zugeparkt. Tim und Klößchen mussten aufpassen.

    Vorsichtig näherten sie sich
jetzt der David-Luschnat-Straße. Vor einem Schreibwarengeschäft hielten sie an
und spähten nach allen Seiten. Keine Spur von Gaby.
    »Ruf sie doch mal an«, sagte
Klößchen.
    Daran hatte Tim natürlich auch
schon gedacht. Aber wenn sie tatsächlich einen Verdächtigen

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