Abzocke im Online-Chat
Klößchen und
schnappte nach Luft.
Er und Tim hatten das halbe
Bahnhofs viertel abgegrast. Endlich hatten sie Gaby gefunden. Und wie es
aussah, waren sie gerade im richtigen Augenblick gekommen.
»Nicht so hastig, junger
Freund«, sagte der Mann. »Es handelt sich hier offenbar um ein
Missverständnis.«
»Wer ist der Kerl?« Tim drehte
den Kopf zu Gaby.
»Keine Ahnung. Er hat sich noch
nicht vorgestellt«, sagte sie.
»Dazu war leider noch keine
Gelegenheit.« Der Mann lächelte und fischte eine Visitenkarte aus der
Innentasche seiner Jacke. »Bitte schön.« Er überreichte die Karte Gaby mit
großer Geste.
»Benno Gierig. Kaufmann. Import
und Export«, las sie vor.
»Stets zu Diensten«, sagte
Benno Gierig. »Und jetzt entschuldigt mich. Ich habe noch einen wichtigen
Termin.« Er ließ die Freunde vom TKKG stehen.
Tim wollte noch etwas sagen,
aber Gaby verschloss ihm die Lippen mit einem Kuss.
Klößchen scharrte ungeduldig
mit den Füßen. »Kann mir mal jemand erzählen, was hier abgeht? Versteckte
Kamera oder so?«
Gaby berichtete, was sie
beobachtet hatte.
»Wow! Dann hat Benno Gierig die
Handys gekauft, die Patrick Schneider geklaut hat«, fasste Klößchen noch einmal
zusammen. »Und deshalb hast du ihn beschattet?«
Gaby nickte. »Ich wollte
wissen, wo der Typ wohnt. Aber er hat wohl geschnallt, dass ich ihm auf den
Fersen bin, und mich in den Hof gelockt. Gut, dass ihr aufgetaucht seid. Wer
weiß, wie es sonst ausgegangen wäre.«
»Jetzt haben wir ja seine
Visitenkarte«, sagte Tim. »Ich schätze, Benno Gierig handelt im großen Stil mit
geklauter Ware. Aber wie kommt Patrick Schneider an einen Hehler ran?«
»Im Branchenverzeichnis gibt es
die Rubrik Hehler sicher nicht«, sagte Gaby.
»Fragen wir ihn doch selbst?«,
sagte Tim.
»Wen?« Klößchen stand auf dem
Schlauch.
»Patrick Schneider«, sagten Tim
und Gaby im Chor.
»Ganz easy«, meinte Klößchen.
»Aber erst muss ich einen
Happen essen«, sagte Gaby. »Okay?«
»Okay!« Klößchen strahlte.
Tim hatte die Mehrheit gegen
sich und gab sich geschlagen. Patrick Schneider konnte warten.
Erst holten sie Gabys Rad, dann
die Mountainbikes von Klößchen und Tim. Zum Glück hatte Tim sich den Namen der
Straße gemerkt, in der sie die Fahrräder abgestellt hatten.
In der Nähe fanden sie eine
kleine Pizzeria. Gaby aß einen Salat, Tim und Klößchen Pizza Salami.
»Hat jemand von euch die
Adresse von Patrick Schneider?«, fragte Klößchen auf einmal.
»Ich nicht«, sagte Gaby.
»Soviel ich weiß, wohnt er am nordwestlichen Stadtrand.
Tim schüttelte den Kopf und
telefonierte sofort mit Karl.
»Du musst uns helfen«, sagte
er. »Finde mal im Internet die Anschrift von Patrick Schneider raus und ruf
mich dann an.«
»Ich komme lieber selbst
vorbei«, sagte Karl. »Hab jetzt genug Zeit mit meinem Laptop verbracht. Mein
Rad hab ich auch schon geholt. Wo steckt ihr denn?«
Tim nannte ihm den Standort.
»Dann bis gleich«, sagte Karl.
Er hielt Wort und brauchte
nicht einmal eine halbe Stunde. Klößchen kratzte gerade das restliche Eis aus
seinem Becher. Fünf Kugeln und eine Unmenge Schlagsahne hatte er vertilgt.
»Hasenstraße 44«, sagte Karl
und wedelte mit einem Zettel. »Von mir aus kann es losgehen.«
Gaby berichtete kurz von der
missglückten Beschattung von Benno Gierig. Dann düsten sie los.
Sie mussten quer durch die
Stadt und atmeten jede Menge Abgase ein. Die Feierabendmenschen waren auf dem
Nachhauseweg. An jeder Kreuzung stauten sich die Autos.
Nach einer Dreiviertelstunde
mühevoller Strampelei erreichten sie die Reihenhaussiedlung. Zwei- und
dreigeschossige Häuser neueren Datums und gepflegte Vorgärten empfingen sie.
Die Hasenstraße war nur ein Schotterweg ohne Bürgersteig.
Die Wagen der Anwohner parkten
nah an den Gartenzäunen.
»Da ist es«, sagte Karl und
deutete auf ein Eckhaus, das durch seinen kirschroten Anstrich auffiel. An der
Haustür hing ein wagenradgroßer Strohkranz mit roten Schleifen.
Die vier von der TKKG-Bande
schoben ihre Mountainbikes über den Schotter. Tim hatte mit seinen Freunden
verabredet, den Musterschüler tüchtig in die Mangel zu nehmen.
Gaby drückte den Klingelknopf.
Gleich darauf öffnete ein Mann. Er war groß und schlank. Sein Gesicht zierte
eine auffallend lange Nase. Die Wangen waren eingefallen. Es war Georg
Schneider, Patricks Vater. Er linste über seine Lesebrille.
»Was gibt’s?«, schnarrte er.
»Patrick ist nicht zu Hause. Ist gerade gegangen. Vor etwa
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