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Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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beschattete, konnte
der Klingelton ihres Handys sie verraten. Dann flog sie auf. Er wollte seine
Freundin nicht unnötig in Gefahr bringen.
    »Oder schreib ihr eine SMS«,
meinte Klößchen.
    »Weiß nicht«, sagte Tim. »Wenn
sie das Handy nicht auf Vibration geschaltet hat, fiept es ja trotzdem. Das
riskiere ich lieber nicht.«
    Sie schoben die Mountainbikes
über den Bürgersteig, kamen an der Dönerbude vorbei, wo Patrick Schneider vor
etwa einer Stunde mit dem unbekannten Mann verhandelt hatte, und gelangten bald
ans Ende der Einbahnstraße. Jetzt mussten sie sich entscheiden. Rechts führte
die Tulpenstraße zum Hauptbahnhof. Wenn sie nach links gingen, waren sie bald
in der Innenstadt.
    »Das bringt doch alles nichts«,
sagte Klößchen mit einem mürrischen Gesichtsausdruck.
    »Aber wir können doch hier
nicht blöd rumstehen und nichts tun«, fauchte Tim.
    »Es bleibt uns wohl nichts
andere übrig«, sagte Klößchen. »Gaby wird sich schon wieder melden und...«
    »Und wenn sie sich gar nicht
mehr melden... melden kann?«, sagte Tim im Flüsterton und mit einer
Weltuntergangsmiene. »Weil sie... weil sie...«
    »Weil sie was?«
    »Weil sie... tot ist....«
    »Du spinnst ja!« Klößchen
tippte sich gegen die Stirn.
    »Und wenn ich doch mal anrufe?«
Tim hielt schon sein Handy in der Hand.
    »Deine Entscheidung«, sagte
Klößchen und suchte in seiner Hosentasche nach einem Schokoriegel. Er musste
unbedingt etwas essen, um seine Nerven zu beruhigen. Und Schokolade war einfach
die beste Nervennahrung.
    »Meine Entscheidung«, murmelte
Tim und hatte keinen blassen Schimmer, wofür er sich entscheiden sollte.

 
     
    Gaby spürte ihre Beine nicht
mehr. Wie lange latschte
sie schon durch die Stadt? Hunger verspürte sie auch. Hätte sie sich nur nicht
auf die Beschattung eingelassen. Aber jetzt kam sie aus der Nummer nicht mehr
raus. Der Typ in dem roten Anzug konnte ja nicht ewig kreuz und quer durch die
Welt laufen. Irgendein Ziel musste er doch haben. Jeder Mensch wollte doch
irgendwo angekommen, früher oder später... Jetzt betrachtete er schon eine
halbe Ewigkeit die Auslagen eines Schuhgeschäfts. Wie lange dauerte denn das
noch? Gaby überlegte, ob sie nicht lieber aufgeben sollte.
    Mist! Nun vibrierte auch noch
ihr Handy. Tim?
    Als sie den grünen Knopf
drücken wollte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Der Fremde tauchte zur
gleichen Zeit in eine Hofeinfahrt ein. Gaby lehnte ihr Fahrrad an die Hauswand.
Zum Abschließen blieb keine Zeit.
    Sie tippelte bis zur Einfahrt,
checkte den Hof, in dem ein Hinterhaus lag. Der Hof selbst war begrünt. Sogar
die Mülltonnen waren hinter einer Hecke verborgen. Ein Kiesweg führte zum
Hinterhaus, dessen Fassade dicht mit Knöterich bewachsen war.
    Der fremde Typ stand mit verschränkten
Armen in der Mitte des Pfades. Offenbar hatte er auf seine Verfolgerin
gewartet. Vor seinem Bauch baumelte die Plastiktüte von SUPER-ELEKTRO.
    Gaby hatte keine Ahnung, wie
sie sich verhalten sollte. Abhauen? Oder seelenruhig an dem Mann vorbeilaufen
und ins Hinterhaus gehen? Und so tun, als wohne sie dort?
    Sie holte tief Luft und stakste
los. Der Mann stemmte die Arme in die Hüften und versperrte ihr den Durchgang.
Gaby wollte sich an dem Kerl vorbeidrücken, aber er war schneller.
    »Nicht so hastig«, sagte er mit
einer auffallend tiefen Stimme.
    »Lassen Sie mich in Ruhe!«
    »Warum verfolgst du mich?«
    »Quatsch! Wieso sollte ich Sie
verfolgen?«
    »Das frage ich mich auch. Also
raus mit der Sprache.«
    »Sie täuschen sich«, sagte
Gaby.
    »Ich täusche mich sehr selten«,
sagte der Mann. »Also, ich warte auf eine Antwort.«
    Und wenn ich ihm ins Gesicht
sagte, dass sie ihn für einen Hehler hielt?
    »Meine Geduld ist nicht
unendlich«, sagte der Mann und kniff die Augen zusammen. »Oder soll ich ein
bisschen nachhelfen?«
    Nachhelfen? Was meinte er
damit? Auf einmal hob er die rechte Hand, ballte sie zur Faust und sagte: »Ich
stehe eigentlich nicht auf Gewalt. Aber manchmal heiligt der Zweck die Mittel.
Los jetzt! Spuck es endlich aus. Wer hat dich auf mich angesetzt? Für eine
Polizistin scheinst du mir zu jung zu sein...«
    »Ich... ich... ich...«, konnte
Gaby nur stammeln. Jeden Augenblick rechnete sie damit, dass der Kerl zuschlug.
    Plötzlich hörte sie eine
vertraute Stimme. Sie drehte sich um. Tim und Klößchen kamen angehetzt.
    »Was will der Typ von dir?« Tim
baute sich angriffslustig vor dem Mann auf. Gleich ließ der die Faust sinken.
    »Ganz easy«, sagte

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