Abzocker
einer Kaution wieder los. Zehn Monate später wird sein Fall zur Verhandlung kommen. Er plädiert auf unschuldig. Sein Anwalt macht dem Gericht klar, dass hier ein Mann ohne die geringsten Vorstrafen steht – ein Mann ohne irgendwelche Verbindungen zur Verbrecherwelt, ein angesehener Geschäftsmann, den jemand hereingelegt hat. Und er wird freigesprochen.«
»Aber das Heroin ist doch als Beweis da!«
»Na und?« Ich trank einen Schluck Bourbon. »Die Chancen stehen fünfzig zu eins, dass die Geschworenen ihn freisprechen. Und falls nicht, falls wirklich der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass sie ihn schuldig sprechen, dann geht sein Anwalt in die Revision. Und damit wird er auf jeden Fall durchkommen. Wenn nicht, wenn er selbst im Revisionsverfahren schuldig gesprochen wird – und die Chancen dafür stehen so schlecht, dass ich nie auch nur einen Cent darauf wetten würde –, dann dauert es immer noch zwei oder drei Jahre, bis er mal länger als fünf Stunden hinter einander in einer Zelle sitzt. Außerdem ist es durchaus möglich, dass er irgendwann während dieser zwei oder drei Jahre draufkommt, wer den Bullen den Tipp gegeben hat. Und dann sucht er sich einen fähigen Killer, der dir ein großes Loch in deinen hübschen Kopf schießt.«
Sie schauderte.
»Also müssen wir ihn töten.«
»Das will ich aber nicht.« Ihre Stimme war jetzt sehr leise.
»Weißt du einen besseren Weg?«
»Ich hatte gedacht … Aber du hast recht. Es gibt keinen anderen Weg. Wir müssen ihn … töten.«
Darauf trank ich. Ich bestellte noch einmal dasselbe für uns, und der Barkeeper brachte die Drinks; Bourbon und Eis für mich und einen Screwdriver für sie. Ich zahlte.
»Wie?«
Ich gab keine Antwort.
»Wie werden wir …?«
»Wart einen Moment«, sagte ich. »Ich versuche nachzudenken.« Ich stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte den Kopf in die Hände. Ich schloss die Augen und versuchte, klar und in der richtigen Reihenfolge zu denken. Es war ziemlich schwierig. Brassard, Geld, Mona und Heroin jagten sich im Kreis. Es musste einen Weg geben, um alle Stücke zusammenzufügen und einen Plan zu fassen. Aber ich fand ihn nicht.
»Nun?«
Ich steckte mir eine Zigarette an und studierte ihr Gesicht, das mich verschwommen hinter der Rauchwolke anblickte. Ich legte die Zigarette in den kleinen Aschenbecher aus Glas und ergriff ihre Hände. Und plötzlich war jeder Plan völlig unwichtig. Es war wie beim ersten Mal, wie bei jedem Mal, wenn wir uns berührten. Ich glaube, elektrisch ist das richtige Wort, um das Gefühl zu beschreiben. Es war, als ob zwischen uns Funken schlugen.
Elektrisch. Ich hatte einmal gesehen, wie ein Mann ein Lampenkabel aufhob, das bis auf die Drähte durchgescheuert war. Der Strom klebte ihn und das Kabel zusammen, und er konnte nicht mehr loslassen. Die Spannung war zu niedrig, um ihn umzubringen. Er blieb an dem Kabel kleben, bis irgendein Genie den Stecker aus der Steckdose zog.
Genauso war es bei uns.
»Joe …«
»Komm, wir gehen.«
»Wohin?«
»In mein Hotel.«
»Ist das nicht gefährlich?«
Ich starrte sie an.
»Jemand könnte uns sehen«, sagte sie. »Wir gehen ein Risiko ein. Aber wir dürfen nichts riskieren.«
Sie wusste, wie sehr ich sie brauchte. Und jetzt führte sie mich an der Nase herum, spielte Spielchen mit mir. Ich sah sie an, und sie wurde vor meinen Augen zu einem Sexsymbol. Sie war nicht mehr unschuldig, reizend oder süß. Ich blickte auf das einfache Sommerkleid und sah ihre Brüste, ihren Unterleib, ihre Hüften. In ihren Augen stand nacktes Verlangen, genau wie bei mir.
»Ich gehe jetzt einkaufen«, sagte sie. »Ich kaufe mir ein Paar Schuhe, damit Keith nicht anfängt zu fragen, warum ich überhaupt in die Stadt mitgefahren bin. Inzwischen gehst du ins Hotel zurück und denkst dir einen wasserdichten Plan aus. Dann rufst du mich an und erklärst ihn mir, und dann sehen wir zu, wie wir ihn in die Tat umsetzen. Nur so gehen wir kein Risiko ein.«
»Ich scheiß auf das Risiko.«
»Aber wir können es uns nicht leisten. Wir dürfen keine Risiken eingehen. Du selbst weißt das am besten.«
Es waren nur Worte, und sie wollte eigentlich etwas ganz anderes. Ich stand auf, ohne ihre Hand loszulassen, ging auf ihre Seite der Nische und setzte mich neben sie. Unsere Augen klammerten sich aneinander.
»Joe …«
Ich legte meine Hand auf die samtweiche Haut an ihrem Hals. Ich fuhr langsam über ihre Brüste und hinunter zu ihren Schenkeln. Ich drückte sie an
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